Zwischen Ironie, Tristesse und Verzweiflung: Die neue Single von GAST

GAST (Foto: Mats Dylan)

Sie schwimmen mit auf der Neuen Neuen Deutschen Welle und das so selbstverständlich, als hätten sie nie etwas anderes getan. GAST, ihres Zeichens Post-Punk Duo aus Tübingen, verpacken Tragik und Hoffnungslosigkeit mal in ironischer Hochglanzfreude, mal in erschütternder Ehrlichkeit. Ihre neue Single „rehaugen“ ist ein Paradebeispiel für ersteren Fall.

Ein „Bambi“-Sample als Intro: Passender könnte wohl kaum eine Prise Ironie in den sonst so düsteren GAST-Sound gestreut werden. Mit glatten, kindlichen Disney-Bildern vor dem inneren Auge ist der Bruch mit den wie immer dramatischen und hoffnungsvoll verzweifelten Lyrics des Duos noch stärker als sowieso erwartet.

Im Spannungsfeld gefährlicher Abhängigkeit und vollkommener Hingebung

Don’t look back, keep running“ ruft Bambis Mutter zu Beginn des Songs. Die Stimme vor Verzweiflung gebrochen, doch Bambi bleibt stehen. Darauf folgt, was folgen muss: Über ein grell-fröhliches Eurodance-Instrumental gleiten Zeilen, die es in sich haben. Gelenkt vom erlösenden Klammern an toxische Beziehungen und verzweifelten Drang endlich loszulassen, rennen GAST letztendlich doch in das blendende Scheinwerferlicht. Wie ein naives Rehkitz.

Geprägt ist der Track dabei von einer Drum-Machine und Bildern, die sich unverkennbar in die Reihe bisheriger Releases der NNDW-Newcomer einreihen. Von Schmerz und Hilflosigkeit getrieben, stellt er uns vor die Frage:

„Sind wir gut zu zweit?
Oder nur scheiße allein?“

GAST – rehaugen

Bleiben oder gehen, festklammern oder loslassen – auch wenn es von außen eine eindeutig richtige Entscheidung zu geben scheint, ist das Ende einer ungesunden Beziehung gar nicht mal so klar, wenn man selbst Teil davon ist. Codependenz und emotionale Verbundenheit lassen ein Leben ohne die andere Person unmöglich erscheinen. Es gäbe also wohl kaum ein passenderes Bild als das eines verlorenen Rehs im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Autos. Jeder nächste Kuss könnte sich anfühlen wie der des Rehkitz mit der Motorhaube.

Von der Geborgenheit toxischer Beziehungen

Es sind schmerzlich schöne Bilder, die das Tübinger Duo auf ihrer aktuellen Single malen. Und spätestens als durch die Herzdruckmassage das Herz zerbricht, ist klar: Mit „rehaugen“ haben GAST eine tragikomische Hymne auf die codependente Liebe geschaffen.

Am 02. März folgt außerdem das Musikvideo zum Song. Produzent des ersten Videos des Duos ist niemand geringeres als Nils Keppel – ein Name, der aus der NNDW-Szene wohl kaum mehr wegzudenken ist.

Die besprochene Single von GAST ist am 17.02. auf allen gängigen Streaming-Plattformen erschienen. Hier kannst du in „rehaugen“ reinhören: