Das Nürnberg Pop Festival war eine Aneinanderreihung purer Highlights. Von Roosevelt über Drangsal bis hin zu Amilli war für jeden Geschmack was dabei!
Wer fleißig die Stories auf meinem Insta-Channel verfolgt hat, der wird wahrscheinlich noch wissen, welche Bands ich abgefeiert habe. Dennoch, um dieses grandiose Festival genug zu würdigen, gibt es hier jetzt nochmal einen fetzigen Nachbericht!
Als Appetizer: Wer noch nie in Nürnberg war, sollte wissen, dass die Stadt echt super klein und putzig ist, die Leute Stil und eine Menge Clubs zum ausgehen haben, es viele Besoffene auf der Hauptstraße gibt und dass extrem viel Polizei und Krankenwagen unterwegs sind.
Freitag
The Strumbellas
Auf jeder Party mittlerweile so oft mitgegrölt worden wie fucking Wonderall oder Angel vom Robbie ist mittlerweile auch der Song Spirits von The Strumbellas. Ehrlich gesagt, war das auch der einzige Song, den ich kannte, trotzdem wollte ich mir die Kanadier mal live anschauen.
Ich muss sagen, ich war echt positiv überrascht, die Meute ist gut abgegangen, die Songs waren im Mittel alle energetischer und weniger poppig als ich es mir vorgestellt hätte und auch die Band an sich war ziemlich sympathisch. Ab und zu geisterte der Vergleich mit stark überzuckerten Mighty Oaks durch meinem Kopf ,und political correctness aside, die Beschreibung ist schon ziemlich treffend. Fazit: Dopes Konzert, kann ich empfehlen!
Madanii X L:Lucid
Da ich den Gig dieser beiden heißen Newcomer auf dem Reeperbahnfestival leider vergeigt habe, musste ich sie mir zumindest an diesem Abend live anschauen. Definitiv die richtige Entscheidung. Die Musik von L:Lucid ist ziemlich elektronisch, aber sehr sauber und mit viel Liebe zum Detail produziert. Der Gesang von Madanii ist sehr überzeugend und berührend. Besonders gut gefallen hat mir der Gesangs-Mix aus Englisch und Farsi, welcher eine gelungene Abwechslung zum restlichen Einheitsbrei darstellte und vor allem authentisch war, was ich wirklich gut fand.
Die Bühne war zwar etwas leer, schließlich standen die beiden jeweils an ihren Geräten und haben performt, allerdings hat Madanii mit gekonnten Bewegungen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich gezogen und auch visuell gut unterhalten. Mein Fazit: Nicht mein Lieblings-Genre, aber die zwei haben echt Potenzial und Power auf der Bühne!
Enno Bunger
Auf Enno Bunger bin ich das erste Mal im Jahr 2012 aufmerksam geworden, als er mir mit seinem Song Regen den Soundtrack zu meinem ersten Herzschmerz geliefert haben. Enno Bunger ist tatsächlich eine Band, die melancholische Musik mit deutschen Texten macht, die ab und zu ins elektronische rüberschwappt, dabei aber die Atmosphäre und den Vibe der sonst organischen Musik beibehält. Ein bisschen so wie Casper, nur ohne diese reißende Stimme.
Das Konzert war an sich ziemlich sphärisch und hat mich in in seinen Bann gezogen, bis zwei besonders witzige Affen angefangen haben, die Stimmung zu killen: Die beiden Schuldigen konnten einfach nicht ihre Mäuler halten und haben den ganzen Konzertsaal abgefuckt. Enno Bunger selbst hat sogar zwischen den Songs kurz mal den sensiblen Künstler zur Seite gepackt und die zwei Clowns so richtig von der Bühne aus geroastet.
Geholfen hat es aber nicht viel. In meiner Beobachter-Rolle musste ich aber dennoch etwa schmunzeln: Stell dir vor, romantisches Konzert, bisschen Nebel, atmosphärisches Licht. Um dich rum nur Pärchen, die sich verliebt in die Augen schauen und ein bisschen öffentliche Zweisamkeit genießen wollen. Und irgendwo dazwischen brabbelt das Obst der Woche dummes Zeug vor sich hin und kann dabei nicht mal das Glas gerade halten. Leute, Fazit: Auf Konzerten hält man die Schnauze, oder geht weiter nach hinten.
Sultans Court
Danach ging es zurück zur Filter Stage um sich Sultans Court live anzuschauen. Auch auf den Gig hatte ich bereits lange gewartet, immerhin habe ich etwas über ihre Single geschrieben und auch ein Interview mit ihnen geführt. Erwartungen: Übertroffen. Wie in der Single Review schon geschrieben, die Vierer-Truppe macht ihr komplett eigenes Ding, schwer in Worte zu verpacken. Auch der Live-Auftritt hat gerockt, Sultans Court haben alles gegeben, insbesondere die Drums muss ich an dieser Stelle loben. Natürlich waren aber auch Gitarre, Vocals und Synthies on point! 😉 Mein Fazit: Muss man einfach live gesehen haben!
Roosevelt
Obwohl ich keinen einzigen Song von Roosevelt mit Titelname kenne, muss ich doch zugeben, dass das Konzert an dem Tag mein persönliches Highlight war. Probs an die Kölner, dass sie so feinen, geistreichen Indie machen, der hier und da mal in Richtung Disko eskaliert. Besonders gut gefallen hat mir die Zugabe, als sie Fleetwood Macs Song Everywhere gecovert haben. Kam mega unerwartet, hat mich aber echt happy gemacht. Mein Fazit: Auch wenn du die Musik nicht kennst, Roosevelt überzeugt dich spätestens auf dem Konzert. Augen zu und tanzen
Die Afterparty
Samstag
Amilli
Amilli war für mich bisher eine Künstlerin, die hier und da mal auftauchte, aber nie so richtig mein Interesse weckte. Ich wusste also nur, dass sie den popNRW-Preis bekommen hatte und in echt wahrscheinlich Amelie heißt. Oder Lil Wayne feiert. Umso größer war also die Spannung, als die echt junge Newcomerin auf die Bühne kam. Spoiler: Es hat sich echt gelohnt.
Amillis Stimme ist so wunderschön und geschmeidig, ich hab wahrscheinlich wie der letzte Depp ausgehen, als ich vollkommen verliebt mit offenem Mund auf die Bühne gestarrt habe haha. Irgendwo zwischen Lana Del Rey und Billie Eilish zu verordnen, dabei aber vollkommen eigen. Großes Lob, sauberes Konzert mit Atmosphäre. Die Lady hat echt Potenzial und eine steile Karriere vor sich, wenn es so weitergeht, finde ich. Fazit: Amilli, ich feier dich! Keep it up! 🙂
Alli Neumann
Alli Neumann ist glaube ich eine der aufgewecktesten Persönlichkeiten, die mir bisher begegnet sind. Social anxiety, Schüchternheit, drauf geschissen. Ich kenn dich nicht, aber komm her Junge, wir machen ein Foto. Sexy und sympathisch-einnehmend hat Alli Neumann hier echt die Crowd gespielt wie Stevie Wonder das Piano. Außerdem aht sie eine ganz tolle Stimme, die mich wirklich jedes Mal an Nena denken lässt, wenn ich sie höre. Nach dem Gig gab es dann noch ein Foto für den Fanservice, dann gings weiter. Mein Fazit: Kraftvolles Konzert, tolle Stimme, Atmosphäre mega!
Bruckner
Leider nur das Ende des Konzertes mitbekommen, dennoch wollte ich mir die Musik der zwei Brüder einmal live ansehen. Da Pickymagazine auch die Bruckner 2020-Tour präsentiert, war das also ein Pflicht-Punkt auf meinem Timetable! Zum Glück kam ich noch rechtzeitig, um den Move mitzubekommen, bei dem die beiden nur mit einer Akustik-Gitarre bewaffnet voll ins Publikum gesprungen sind. Alle Lichter gingen aus und sie haben zwei Songs performt. Sehr angenehm für die Ohren den nicht verstärkten Sound direkt aus der Nähe zu hören. Mein Fazit: Sehr persönliches Konzert, lobenswerter Einsatz der Künstler.
Mia Morgan
Ein echt witziger Gig. Zu zweit standen sie also auf der Bühne, die liebe Mia Morgan aus Kassel und ihr…DJ. Obwohl sie eigentlich die Künstlerin war, musste ich die ganze Zeit ihren Backup-MC anschauen. Der Grund: Der Typ hatte einfach diese weißen Cosplay-Kontaktlinsen drin und ich habs in der Dunkelheit ewig nicht geschnallt. Außerdem hat der Mann das ganze Set über wirklich wenig geblinzelt. Ich war mir irgendwann nicht mehr sicher, ob das Teil der Show war oder man intervenieren sollte, aber am Ende hat dann doch alles gepasst.
Mia Morgan hat sich als sehr sympathische Persönlichkeit im Nonnen-Kostum (wtf) präsentiert und ihre Songs zum Besten gegeben. Vor einem Song gab es noch einen kleinen Kaltenkirchen Lobesgesang, zum Abschluss gab es dann noch Waveboy, der live ziemlich geil kommt wenn alle mitsingen! Fazit: kleines, aber feines Set, kann man machen.
Drangsal
Tja, was soll ich sagen. Die Gruppe Drangsal performt mittlerweile auf professionellem Level. Seit dem letzten Gig in Hannover hat sich eigentlich wenig geändert. Max, als Frontmann ist immer noch eine der witzigsten Persönlichkeiten die ich kenne, es gibt immer noch Leute, die „ausziehen“ wenn Drangsal sein Jacket oder sonstwas auszieht und der Song 1000 und 1 Nacht knallt in deren Version immer noch so gut wie Sekt nach dem Abitur.
Komplette Instrumentierung ist genau wie der Gesang on point. Von Allan Align, bis Turmbau zu Babel und Magst du mich, war das Song-Repertoire eigentlich für jeden Hardcore-Fan befriedigen. Fazit: Stabiler Act.
Matija
Leute, hands down, Matija haben an diesem Abend den Konzertsaal sowas von auseinander genommen. So eine Atmosphäre habe ich höchstens bei den Red Hot Chili Peppers oder bei Tame Impala erlebt. Kein Witz, die Euphorie ist wortwörtlich von der Decke getropft und als alle dachten, dass das Trio aus München jetzt die Sachen packt, kamen einfach nochmal drei Songs, die reines Feuer waren.
Vielleicht standen die Sterne in einer Reihe, vielleicht war es auch etwas anderes – so oder so kam dieser Auftritt aber einfach aus dem puren Nichts! Die ersten Songs waren etwas schüchtern performt, die Monster-Blockflöte hat für Sympathien und exotische Klänge gesorgt, alles schön und gut. Irgendwann passierte jedoch etwas mit der Stimmung und die Luft veränderte sich. Und zwar wurde sie elektrisch aufgeladen. Leicht spirituell unterwegs hat Matija dann von Crowd-Trennung bis zum Ertragen absoluter Stille alles mit uns, dem Publikum, gemacht. Und wir fandens geil!
Mein Fazit: Trotz vieler anderer guter Gigs waren Matija auf energetischem Level einfach mein persönliches Festival-Highlight! Unbedingt anschauen, ein wirkliches Muss.
Das waren also meine Impressionen vom Nürnberg Pop 2019. Noch einmal vielen lieben Dank an die Veranstalter und jeden, den ich an diesen zwei Tage kennen lernen durfte. Ihr wisst wer ihr seid! Picky Tim out und bis zum nächsten Jahr <3