
Kaltenkirchen aus Stuttgart und Wien, lässt mit Wir sind das Volk eine Menge Wut und Kritik raus, bringen die Meute aber dabei zu tanzen. Smarter Move.
Der New Wave- / Synth Pop-Künstler Kaltenkirchen veröffentlicht mit seiner wütenden und wortgewandten Single Wir sind das Volk bereits den zweiten Banger dieses Jahr. Während das Debüt namens Die Wolke eher ruhiger, melancholischer und deutlich elektronischer klingt, lässt Wir sind das Volk die New Wave-Korken knallen.
Auf musikalischer Ebene klingt alles so, wie man es von einem New Wave-Revival eben erwarten würde. Tanzbar, nach vorne, kompromisslos. Synthies überall, ein flotter Beat. Die Musik läuft – du tanzt. Keine Widerrede. Für das einfache Volk ist das schon genug, für Menschen mit etwas mehr Hirn eröffnet sich beim Hören der Texte allerdings noch eine weitere, versteckte Ebene der Musik.
Ich meine, wenn der Titel des Songs schon Wir sind das Volk heißt, was kann man da thematisch erwarten? Es geht natürlich wieder um den schlafenden Teil der Gesellschaft. Unreflektiert, ignorant rassistisch. Leider ist der Teil der Menschen, die diese Adjektive selbstbewusst lächelnd in sich tragen, immer noch ziemlich groß. Wir wollen zum Mars fliegen, schlagen uns aber immer noch aufgrund verschiedener Hautfarben die Köpfe ein.
Vielleicht sollten wir einfach Kaltenkirchen auf den Mars schießen und er holt dann die coolen Leute zu abgefahrensten Space-Party des Jahres ein? Fänd ich cool.
In der Dreifaltigkeit des Lebens
da sitzen sie in Reih und Glied
besinnen sich auf Gottes Frieden
doch gebetet haben sie nie
Mit einem lockeren Vierzeiler hat Kaltenkirchen einfach mal so viele Menschen zerstört. Gesanglich erinnert mich Kaltenkirchen zu ca. 30% an Drangsal, allerdings ist seine Wut eher nach außen gerichtet, als nach innen. Erfrischend. Mehr davon.
Kaltenkirchen klingen bisher auf alle Fälle vielversprechend. Besonders gut gefallen an der Nummer hat mir wirklich dieser Kontrast zwischen ergreifender, tanzbarer und energetischer Musik und zum Teil ernsten, subjektiv-kritischen Texten. Gönn dir die 3:28 und hör dir Wir sind das Volk an: