My Ugly Clementine: Die etwas andere Vitaminbombe

My Ugly Clementine, Review, Rock, Musikblog

Genau das, was wir im Winter brauchen: Ein paar Vitamine und gute Musik. Beides wird von der vierköpfigen Band My Ugly Clementine aus Österreich geliefert, die frischen Wind in die Szene bringt. Eingängiger Sound trifft auf empowernde Texte, ein besserer Mix als dein Frühstückssmoothie je sein könnte.

Langsam aber stetig werden Geschlechterstereotypen in der Rockmusik immer mehr aufgebrochen. Dem rein männlichen Konzept einer Band wirken Künstler*innen wie HAIM erfolgreich entgegen und die Grammys nominierten ausschließlich Frauen beziehungsweise Gruppen mit Frontfrauen in ihrer Kategorie „Best Rock Performance“. Und drüben bei uns? Da erschien 2019 My Ugly Clementine auf der Bildfläche und verkaufte das erste Konzert aus bevor überhaupt ein Song veröffentlicht wurde.

Dazu muss man sagen, dass die Bandmitglieder keine unbekannten Gesichter sind, alle vier bewegen sich schon länger in der Musikszene. Beispielsweise ist Sängerin Sophie Lindinger auch mit dem Projekt Leyya unterwegs, welches ich vor vier Jahren live kennenlernen durfte. Damals war ich eine schüchterne Teenagerin, die in der Schule kaum den Mund aufmachte, aber in einer Zuschauermenge Songzeilen immer schamlos mitgegrölt hat. Doch dann am Rand einer Bühne zu stehen und zu einer Person aufzuschauen, die sich von den männlichen Frontmusikern unterscheidet, mit deren Bands man bis jetzt aufwuchs und mehr so aussieht wie man selbst, das löst etwas aus. Und bestärkt.

Solch ein bestärkendes Gefühl wird auch in den Songs von My Ugly Clementine aufgegriffen, die letztes Jahr ihr Debütalbum Vitamin C veröffentlichten. Die Gruppe besingt Charakterentwicklung und Gleichberechtigung, sagt dir klipp und klar was Sache ist. „I don’t care“ scheint ein Lieblingssatz zu sein, der immer wieder auftaucht und die Attitüde auf den Punkt bringt. Trotzdem fehlt es dem Ganzen nicht an Gefühl, im Gegenteil. Der Sound beginnt oft ganz weich und ruhig, doch spätestens im Refrain bricht dann der Rock hervor und man kann gar nicht anders als das eigene Zimmer zum Moshpit umzufunktionieren.

Why do I even want you?
Why do I care?
You make me think about you
You make me stupid as fuck
And I’m not even in love

Zum Schluss ein paar Zeilen aus der neusten Single: I’m Boring heißt das gute Stück, das am elften Dezember erschien, und ist alles andere als boring. Genauso eingängig wie das vorangegangene Album zeigt My Ugly Clementine wie man Gefühle kraftvoll verpacken, wie laut Unsicherheit sein kann. Man darf auf jeden Fall gespannt sein was im neuen Jahr noch auf uns zukommt und bis dahin wird brav Vitamin C genommen und gehört, damit wir alle schön gesund bleiben.

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