Vom Glück, nicht allein zu sein: Element Of Crime bleiben wach bis „Morgens um vier“

Element Of Crime (Foto: Charlotte Goltermann)

Element Of Crime haben mit „Morgens um vier“ am Freitag eine neue LP herausgebracht. Im August spielt das Quartett rund um Schriftsteller Sven Regener fünf Konzerte in Berlin und geht anschließend auf Deutschland-, Österreich- und Schweiz-Tour.

Anfang Februar kündigte der Opener „Unscharf mit Katze“ das 15. Studioalbum der Gruppe an und damit einhergehend das erste seit dem letztjährigen Tod des langjährigen Bassisten David Young. „Wir sind alleine / Und wir sind zwei / Wir haben alles, was wir brauchen, dabei / Und das ist gut, denn die Zeiten werden wilder / Wir halten durch / Wir halten aus“ leitet der „Herr Lehmann“-Schöpfer die Platte ein. Es ist vier Uhr morgens, Regener ist genauso müde wie Du und ich – denn in „in unseren Augen ist immer Sand“ – und er fragt sich und uns, wo denn jetzt alles enden solle. Durchaus nachvollziehbar, würde man im Allgemeinen doch davon ausgehen, dass niemand eine klare Antwort auf diese unscharfe Frage hat. Und doch scheint es so, als habe sich niemand so intensiv mit dieser Frage beschäftigt, wie der Sänger selbst. Obwohl die Welt „auf und nieder“ geht, überwiegt doch das Gefühl des Niedergangs. Wir wissen aber immerhin: „Unter‘m Pflaster liegt der Sand“.

Dem restlichen Album scheint zwar ab und zu einzufallen, mit welcher existentialistisch gesellschaftlichen Frage es begann, jedoch begnügt es sich viel mehr damit, nicht allein eine Antwort zu finden, sondern lieber zu zweit – und nicht alleine – zu fragen. Was man morgens um vier auch lieber macht. Die zweite Nummer legt einen repetitiven Klangteppich aus, der durch das phasenweise Einstreuen von Bläsern, einer Mundharmonika und mehrstimmiger Gesangsunterstützung die textliche Melancholie ummantelt.

Diese Melancholie zieht sich auch in den nächsten Song: „Dann kommst du wieder“. Zusammen mit Isolation-Berlin-Sänger Tobias Bamborschke fällt diese jedoch deutlich optimistischer aus: Einsamkeit ist endlich, die Zweisamkeit dagegen nicht. Auch wenn das E-Gitarren-Solo auf „Was mein ist, ist auch dein“ fehl am Platz wirkt, bleibt am Ende hauptsächlich Regeners Liebeserklärung stehen, die als eine an eben diese Zweisamkeit, und nicht direkt einer Person gewidmet, verstanden werden kann. „Alles In Ordnung“ wirkt durchweg versöhnlich, obwohl eigentlich keine Wogen hätten geglättet werden müssen. Noch versöhnlicher ist nur der Albumtitel gebende Closer.

Der Chanson-Rock zementiert mit seinen Bläsern und Regeners in Worte gefasste Gedanken das süße Alleinstellungsmerkmal von Element Of Crime. Mit der angedeuteten Unsicherheit zu Beginn der Platte wird einmal mehr deutlich, was uns die Band seit beinah 40 Jahren auf liebevolle Art eintrichtert: Es ist einfach deutlich schöner, nicht allein zu sein.

Reinhören in die Platte könnt ihr hier: