„Bei Oxford Drama können wir genau wir selbst sein.“

Oxford Drama

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Oxford Drama sind Gosia und Martin. Sie haben vor kurzem ihr drittes Album „What’s The Deal With Time?“ Veröffentlicht. Wer sie sind, warum sie nicht auf Polnisch singen und was U2 eigentlich da zu suchen habt erfahrt ihr in diesem Interview! 

Wo kommt ihr her? Wo seid ihr aufgewachsen?

Gosia: Martin kommt hier aus Polen. Ich wurde in den USA geboren. Meine ganze Familie ist polnisch, aber mein Vater hat an einer amerikanischen Universität gearbeitet. Wir sind zurück nach Polen gezogen als ich klein war, also erinnere ich mich nicht an viel. Polen ist meine echte Heimat, hier bin ich aufgewachsen. 

Aber du könntest theoretisch Präsidentin der Vereinigten Staaten werden? 

Gosia (lacht): Ja, theoretisch schon. Mein Opa hat darüber immer Witze gemacht. 

Ehrlich gesagt weiß ich nicht viel über euch als Personen, und das würde ich gerne ändern. Warum Musik? 

Martin: Das ist ziemlich cool, dass du uns das fragst. Die polnischen Medien haben uns das vor ein paar Jahren gefragt, und jetzt können wir zurück zu unseren Anfängen, das fühlt sich gut an. Also, Musik war eigentlich schon immer da. Wir haben in unseren Teeanger-Jahren angefangen, Instrumente zu spielen. Bei mir war es die Gitarre, bei dir war es das Klavier, oder, Gosia? 

Gosia: Ja, genau. Meine Schwester wollte Klavier spielen lernen, und ich bin dann da irgendwie hereingerutscht. 

Martin: Als wir uns getroffen haben hat die Musik uns zusammengebracht. Ich wollte schon immer mit Gosia Musik machen, aber ich habe fast zwei Jahre gebraucht, um sie zu überzeugen. Wir haben 2014 angefangen, also so für Freunde und Soundcloud und so, und irgendwie ist die ganze Sache dann gewachsen. 

Mit der „ganzen Sache“ meinst du drei Alben und so? 

Martin (lacht): Ja, genau. 

Wer ist am nervösesten wenn es auf die Bühne geht? 

Martin: Meinst du so was wie Lampenfieber oder so? Das haben wir inzwischen ganz gut im Griff. 

Gosia: Da ist immer dieses Gefühl, so richtig positive Aufregung, und manchmal fragt man sich auch: „Was mache ich hier eigentlich? Ich könnte auch zu Hause sein und ein Buch lesen.“

Martin: Aber das ist nie so, dass es einem wirklich Angst macht, oder? 

Gosia: Nein, aber es ist total spannend, ehrlich gesagt. 

Martin: Natürlich wollen wir gut spielen, aber wir haben jetzt kein heftiges Lampenfieber. 

Gosia: Nein, dafür verstehen wir uns alle zu gut. Vor jedem Auftritt gibts immer viel Gelächter und so, und das hilft total. 

Das klingt, als wäre eure Band auch schon ein bisschen wie eure Familie. Wie lange spielt ihr schon zusammen? 

Martin: Eigentlich noch nicht für so lange, erst für zwei oder drei Jahre. Aber wir waren schon Freunde, bevor wir in einer Band gespielt haben. 

Oxford Drama
Martin und Gosia

Jetzt geht’s ans Eingemachte: Was mögt ihr an eurer Musik am meisten? 

Martin: Ich finde es gut, dass wir als Band herausgefunden haben, was wir sind. Wir wollten andere Musik machen, was auch an unserer Vorliebe für Synthesizer liegt. Es wurde immer einfacher, je mehr Leute wir wurden, einfach weil wir mehr Instrumente spielen konnten. So hat sich auch auf natürliche Weise unser Sound verändert. 

Gosia: Ich wollte das Gleiche sagen. Dass wir uns so entwickelt haben und hart daran gearbeitet haben, was für Musik wir spielen wollen, gefällt mir sehr. Dadurch, dass wir noch Freunde ins Boot geholt haben, können wir noch ein paar Extras in unsere Musik einbauen. Wir sind uns treu geblieben, aber wir haben den Sound gefunden, den wir immer im Kopf haben. 

Was mögt ihr an eurer Musik nicht? 

Gosia: Ich glaube, es gibt nichts, was wir wirklich nicht mögen. Manchmal wollen wir etwas zu sehr, weil es uns wichtig ist, aber das wissen wir. Wenn man seine Schwächen kennt, kann man sie leichter umgehen. Mir gefällt es, dass wir manchmal an unseren Songs arbeiten, als wären wir in einem Labor. Wir sind so seltsam und gründlich manchmal, aber ich mag das. 

Mit wem würdet ihr gerne mal zusammenarbeiten? Lebendig oder tot? 

Gosia: Ich würde unglaublich gerne mal mit Paul McCartney zusammenarbeiten, aber ich würde mir in die Hose machen, sobald ich erfahre, dass das passiert. Ich weiß glaube ich auch, wen Martin nimmt, und da möchte ich auf jeden Fall auch mit. Du darfst auch mit zu Paul. 

Martin: Oh, danke, sehr nett (lacht). Es ist ein bisschen schwieriger für mich. Zuerst hab ich an Leute gedacht, die mich musikalisch am meisten beeindrucken, aber gleichzeitig auch im Studio glaube ich super tough und konzentriert sind. Das Problem ist, dass ich auch so bin. Deswegen sollte ich mir vielleicht jemand anderen aussuchen. Meine Wahl wäre glaube ich Damon Albarn von blur. 

Welche Musiker haben euch am meisten beeinflusst? Musikalisch oder persönlich?

Gosia: Ich würde sagen, dass die Beatles mich auf jeden Fall geformt haben. Sie waren mein Einstieg dazu, wie man gute Songs schreibt. Außerdem noch Bands wie Blur, die super cool sind und mir gezeigt haben, wie man man selbst ist. Sie haben mir gezeigt, dass Musik der Ort ist, wo man sich ausdrücken kann und Leute findet, die einen verstehen, denn ich hatte das Gefühl, die Band zu verstehen. Ich weiß nicht, ob man blur wirklich in meiner Musik hört, aber das, was ich mit 15 gefühlt habe, steckt auf jeden Fall in jedem Takt. 

Martin: Die Teenager-Zeit waren die Jahre, in denen ich mich am meisten entwickelt habe. Und einige von den Bands, dich ich damals gehört habe, haben mich nie wieder losgelassen, egal, was man über sie gesagt hat. Eine von denen ist auf jeden Fall U2 – diese Liebe wird nie vergehen. Sie haben so viel so gute Musik gemacht in der 80ern. Außerdem gab’s auch noch Radiohead und Red Hot Chili Peppers. 

Warum singt ihr nur auf Englisch, nicht auch auf Polnisch? 

Gosia: Englisch ist einfach meine Sprache. Ich spreche es nicht mehr so viel wie früher, wir haben Englisch studiert. Meine Eltern wollten, dass ich die Sprache gut lerne, und ich hab es als Kind gelernt, deswegen sind Polnisch und Englisch in meinem Kopf manchmal eine Sprache. Außerdem ist die Sprache einfach überall: Ich hab englische Bücher gelesen, englische Filme geguckt und ich mag die englische oder amerikanische Kultur sehr. Weißt du, Oxford Drama ist etwas, wo Martin und ich hundertprozentig wir selbst sein können und uns nicht verstellen, und es hat sich nie so richtig angefühlt, auf Polnisch zu singen. 

Ich verstehe, warum sich einige fragen, warum ich auf Englisch singe und komponiere, aber es fühlt sich einfach richtig an. Ich bin auch sehr stolz auf die Lyrics auf diesem Album. Meiner Meinung nach sollte jeder Musiker am besten die Dinge tun,  die sich richtig anfühlen, auch wenn es vielleicht nicht immer geht. 

Gibt’s noch was, was ihr loswerden wollt? 

Hoffentlich spielen wir bald wieder ein paar Konzerte, und dann kommen wir auch nach Ostdeutschland. Da wollen wir euch dann alle sehen!