
Wer ist PRADA MEINHOFF? Bis vor Kurzem wusste ich auf diese Frage auch noch keine Antwort. Vielleicht ein neuer Club in einer Yuppie-Vorstadt? Nicht ganz: Die Erleuchtung erreichte mich in Form einer EP namens Stress und plötzlich sah ich alles ganz klar und deutlich vor mir! PRADA MEINHOFF sind das Duo Christin und René aus Berlin (v.l.n.r.). Während Christin nihilistisch-lasziv in die Kamera schaut und ansonsten singt, macht LMFAO-Double René die Musik. Angepriesen als Mix aus Techno und Punk war ich erstmal skeptisch, wie bei veganem Schnitzel, doch schon nach den ersten 10 Sekunden von Stress, war ich Feuer und Flamme.
Dieses Jahr erschien bereits ein ganzes Album, doch es scheint so als hätten Redhead-Han Solo und Chewbacca noch Kapazitäten gehabt. Auch gut, dann gibt es eben im selben Jahr noch eine zweite EP oben drauf. Wer kann, der kann.

Genau wie der Name der EP, heißt auch der erste Titel: Stress. Zuerst hört man eine rotzige Bassline, dann setzt ein technoider Beat ein und Christin singt wie Nena auf Amphetaminen. Lyrisch etwas an eine Therapiestunde in deiner Stammkneipe angelehnt, geht es um Menschen, die wegen Kleinigkeiten ständig Stress machen und dabei anderen Leuten auf den Sack gehen. Solche Menschen kennt doch wirklich jeder, oder nicht?
Der Song geht gut vorwärts und macht Lust, sich wild zur Musik zu bewegen (Konzertbesucher-Typus: Der Tänzer). Ich glaube Stress klingt wie Musik, von der Tatort-Regisseure denken, dass sie in dunklen, szenigen Techno-Klubs in Berlin laufen würden. Solche Bilder hatte ich zumindest vor Augen.
Genauso wild und zerfetzte-strumpfhosig geht’s dann auch weiter. Der Song heißt zwar Melancholie, hat mit der Gefühlslage allerdings so viel zu tun, wie Joko und Klaas mit niveauvoller Unterhaltung. Hier finde ich den Text ziemlich spannend, teilweise sind da echt geile Punchlines dabei, von denen sich andere deutsche Künstler ruhig mal eine Scheibe abschneiden könnten. Kostprobe?
Kalender voll, aber Konto leer, der letzte Urlaub ist schon ewig her
Gut, gelesen klingt das jetzt weniger geistreich, aber die Art und Weise wie es mir vorgesungen wurde, fand ich inspirierend. Also lass mich! Dass das Leben manchmal hart ist, kann glaube ich jeder bezeugen, der nicht mehr bei seinen Eltern wohnt, doch die Line Komm, wir spielen tot sein, finde ich dann schon etwas makaber. Melancholie okay, tot spielen sollte dann aber doch lieber nur der Hund. Trotzdem klingt der Song aber nach gelungenem, modernem Punk.
Zum Ende wird es nochmal ruhig, der Song Keith holt mich schnell wieder auf den Boden zurück. Es geht wahrscheinlich um den verbrauchten Keith Richards, bzw. Christins persönlichen Keith und weiter weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Die Frage können wir uns ja mal für ein Interview im Hinterkopf behalten. 😉
Kein Geschnörkel, keine unpassend platzierten Songs oder Instrumentals.
Musikalisch ist alles ziemlich simpel gehalten, denn im Prinzip hören wir bei jeder Nummer immer nur programmierte Drums und eine Bassline dazu. Hier und da ein paar Synths und Christins Berliner Rausschmeißer-Gegröhle als vereinendes Element auf allen Songs. Gleichzeitig legen die beiden aber trotz dieser Stumpfheit auch eine gewisse Genialität an den Tag, denn jeder Song hat trotzdem sehr catchige Melodien und das gewisse Etwas. Diese eigene, persönliche Note, die Ecken und Kanten die heutzutage leider bei so vielen Künstlern fehlen und das macht die Musik von PRADA MEINHOFF eben sehr interessant und unterhaltsam zu hören. Probs dafür.
Abschließend kann man sagen, Stress an sich ist ziemlich feierbar. Kein Geschnörkel, keine unpassend platzierten Songs oder Instrumentals. [PLAY] 6:44 Min auf die Fresse, dann kommt Keith [STOP]. So könnte man die EP glaube ich am besten beschreiben. Kurz und kompromisslos, wie die Notenvergabe in dem Fach, in dem du immer am meisten Scheiße gebaut hast. Mit drei Songs und einer Länge von gerade mal 10 Minuten, ist die EP praktisch wie ein Center Shock Kaugummi für zwischendurch. Sozusagen der Nachbrenner vom Debüt-Album PRADA MEINHOFF.
- Am besten hören beim: Nackt durch Berlin rennen, Strumpfhosen zerreißen, Nenas 99 Luftballons zerstechen
- Favourite Song: Stress
Bevor du jetzt Stress machst, kannst du dir hier noch das Musikvideo zu Stress anschauen: