Badger hat auf „FED“ so einiges satt

Badger (Foto: Christoph Eisenmenger)

Das Wort „FED“ (auf Deutsch „gefüttert“) birgt viele linguistische Nuancen. So ist der Grad zwischen angenehm genährt sein oder sich doch vollgestopft fühlen oftmals schmal. Auf seinem ersten Solo-Album thematisiert Max Wiegand alias Badger jene dem Wort zugrunde liegenden Widersprüchlichkeiten und Emotionen. Sein Werk klingt nach der wabernden Vereinigung zweier kontrastierender Motive, wodurch lyrische Vergänglichkeit auf den Sound von sphärischen Klängen trifft.

Experimentierfreudig setzt sich „FED“ mit Umbrüchen auseinander. Dies geschieht zum Beispiel durch die Verwendung synthetischer und gleichsam organischer Sounds, die Badgers Musik eine avantgardistisch anmutende Wirkung verleihen. Auf Song Nummer 1 wird diese besondere Kombination, welche sich durch die gesamte LP ziehen wird, etabliert. Mit „Meet My Maker“ trauert Badger und teilt mit seiner Hörer*innenschaft den eigenen Umgang mit Tod und Verlust. Die choralen Synthesizer, welche an eine Orgel erinnern, verstärken die kirchliche, geweihte Stimmung. Auf Instagram erklärt er zur Bedeutung des Stücks: „It’s about trying to keep someone from the pain that comes from losing a loved person while realizing one’s own helplessness in such a situation. / Es geht um den Versuch, jemanden vor dem Schmerz zu bewahren, den der Verlust eines geliebten Menschen mit sich bringt, während man sich der eigenen Hilflosigkeit in einer solchen Situation bewusst wird.“

Badgers eigener Pep Talk

Das Folge-Stück „Nothing“ beleuchtet eine der vielen unschönen Tendenzen des Wortes „fed“. Badger rechnet mit der toxischen Übersättigung und dem krampfhaften Stopfen in unserer Gesellschaft ab. Im Kampf gegen die eigene Verzagtheit setzt er Grenzen und beansprucht in Form einer Motivationsrede an sich selbst:

„You think that I can stomach all the things you’re feeding me / It can’t be wrong because I never scream / Been living on an overdose, cheated and deceived / You played your tune and I bent the knee / Here’s what I’ll do / I dont wanna dance with you / I just came to break right through / I don’t wanna dance with you.“

„Nothing“ – Badger

Über Völle und Versprechungen

Weiter geht es mit dem Titelsong der EP, „Fed“. Darin durchbricht Wiegands Gesang das dichte, geladene Wabern der Synthesizer. Wie durch einen Zauberspruch oder die Wirkung einer berauschenden Droge magisch angezogen führt Badgers Stimme orientierend durch die Klangkulisse.

Das Artwork von „FED“ (Foto: Christoph Eisenmenger)

Wir alle hassen es, zu scheitern. So auch Badger. Auf „Promises“ postuliert er, dennoch Mut aufzubringen, sich selbst nichts vorzumachen und über seine Ängste und Fehlgriffe zu sprechen. Mit jedem Songteil liefert er neue Klangcharakteristika, über die er lyrisch seine Wünsche und Sehnsüchte legt.

Szenerie: Weltall

Das Begehen von Fehlern fühlt sich seltsam, stolpernd, manchmal sogar trottelig an. Und irgendwann kommt dennoch der Moment, in welchem das Gepolter, die Reaktion auf den Fehler, weniger wird und sich alles wieder beruhigt. Der fünfte Track behandelt jenen Prozess und den schmalen Grad zwischen dem Sturz in innerliche Abgründe und einem motivierenden Aufstieg nach einer optimistischen (inneren) Ansprache. In „Mistakes“ klart die Sicht erst im letzten Drittel des Tracks wieder auf. Aber, und das zeigt auch das Sounddesign, es gibt immer irgendeinen Schleichpfad heraus aus der Finsterheit.

An einen Raketenstart erinnernd verändert sich die Stimmung mit „Moon“ schlagartig. Ganze 2,5 Minuten formt Badger große Klänge, die umgeben von Schwerelosigkeit gar nicht mehr so viel Gewicht tragen, aber dennoch immense Eindrucksstärke erzeugen.

Zarte Kreaturen, ineinander verflochten

Behutsamer kann ein Appel wohl kaum formuliert sein. Auf dem siebten Track heißt es: „Do it slowly / Cause you can get, get into my mind / If we do it slowly we’re like tender creatures all intertwined / Mach es langsam / Denn du kannst in meinen Kopf gelangen / Wenn wir es langsam angehen sind wir wie zarte Kreaturen, ineinander verflochten.“Tender Creatures“ handelt davon, sich langsam und sachte aufeinander einzulassen. In diesem Safe Space ist jede Intensität, jede emotionale Regung erlaubt. Bis hin zur Verbundenheit und Wertschätzung für das Leben, welche sich im Stück anbahnt und mit einem Gitarrensolo weitergetragen wird.

Mehr zur Entstehung des Gitarrenriffs gibt es übrigens hier:

Keine Antwort in der Entscheidungsfindung

Im letzten Stück desillusioniert Badger Utopien mit Zeilen, wie „What is it you worry about? Did I burst the bubble dream in your mind? I Don’t care. But do we need to leave it all behind? / Worüber machst du dir Sorgen? Habe ich die Seifenblasen in deinem Kopf zum Platzen gebracht? Das ist mir egal. Aber müssen wir das alles hinter uns lassen?“. Auf manche Fragen gibt es „No Answer“, und das gesteht sich auch Max Wiegand ein. Mit dieser gehaltvollen Unwissenheit hantiert er und richtet seinen Fokus darauf, Fassaden aufzubrechen und über Zweifel zu sprechen. Zum Inhalt des Tracks erklärt Badger: „Im Text geht es darum, dass man eine Entscheidung treffen muss, die so wichtig ist, dass sie sich unmöglich anfühlt.“

Badger live

Im März feiert der Musiker in Berlin eine Album-Release-Show. Den Termin gibt es hier:

  • 17. März im ACUD (Club), Berlin (Support: Gianna Ferilli)

Hier gibt es „FED“ zu hören: