Ätherische Klänge und kühle Kräfte: „Es wird wieder hell“ in der Welt von Fiese Luise

Fiese Luise als Sankta Lucia (Foto: Karl Reuter)

Dass der Winter mit seiner Finsternis und Kälte sehr einnehmend sein kann, das weiß auch die in Berlin ansässige Künstlerin Fiese Luise. Sie ist Teil des FLINTA* Kollektivs Nemesis und singt sich seit letztem Jahr still und heimlich in die Herzen von NNDW-Hörenden. Mit ihrer neuen EP „Es wird wieder hell“ zeigt sie sich von einer dunkleren Seite – aber hört nie auf an den Frühling zu glauben.

Besäße das Gefühl von Seide auf der Haut einen Sound, dann würde es sich anhören wie ein Lied von Fiese Luise. Schon im vergangenen Jahr hatte mich die Newcomerin mit ihrer Debüt-EP „Alles So Liquid“ überzeugt, die durch verträumte Klänge in die Brust wandert und sich hier in unserer Bestenliste wiederfindet. Der Nachfolger „Es wird wieder hell“ kommt nun noch weicher und schwebender daher – auch wenn die Themen, über die sie spricht, schwerer auf dem Herzen liegen.

Mit dem Intro zeigt sich Fiese Luise ganz reduziert: Nur ein paar in Hall gehüllte Synthietöne begleiten ihre Stimme, lassen die Worte durch den Raum sickern wie Nebelschwaden. „Es geht eine dunkle Wolk herein“ signalisiert den Wintereinbruch, in ihr und um sie herum. Ein Rauschen, was zum Ende hin zur Geräuschkulisse hinzustößt, scheint eben diese Wolke darzustellen. Die sanfte Stimmung, die sie damit aufbaut, geht über in den nächste Song. Doch dann setzen nach und nach Schlagzeug und Gitarre ein, „Es wird nicht mehr hell“ bäumt sich auf. Im Musikvideo dazu steht die Künstlerin in weißem Gewand und mit Kerzen verzierter Krone inmitten einer Kirche, durch welche ein Gewitter zu fegen beginnt. Die Heilige Sankta Lucia verkörpernd soll sie allein Licht in die Dunkelheit des Winters bringen – auch wenn sie vielleicht gar nicht die Kraft dafür hat.

Fiese Luise behandelt den inneren Konflikt des sich Aufopferns während sie ihr Wohl stets damit vernachlässigt. Irgendwann brennen die eigenen Kerzen nicht mehr, wenn man sich zu sehr darum bemüht, dass das Licht anderer nicht ausgeht. So endet auch das Video mit einer erloschenen Krone. Kälte und Düsternis scheinen sich durch die EP zu ziehen und im dritten Song „Du frierst dich ein“ finden sie auch ihren Weg in den Mensch hinein. Die Thematik saisonaler Depression, die Fiese Luise als Entstehungsgrund nennt, sticht hier am präsentesten hervor in Form von Frost, der sich über’s Herz zieht. Da liegt eine Zerbrechlichkeit in den Höhen, die ihr Gesang erreicht, aber auch ein Wille nach Wärme.

Und da blitzt er auf, der Frühlingsbeginn: Das letzte Lied „Sahne“ ist so zuckersüß wie es klingt. Die Berliner Künstlerin möchte ihre EP mit der Erinnerung beenden, dass auch der Winter nicht ewig dauern kann, selbst wenn es sich manchmal so anfühlt. Dass man in den kleinen alltäglichen Dingen wieder Glück findet, wenn es sonniger wird – wie eben Erdbeeren mit Sahne. Musikalisch bleibt sie der NNDW hier am treuesten, schreibt eine Melodie voll Melancholie, zu der man tanzen mag.

„Es war schon lange nicht mehr warm / Es ist so gut, dass ich jetzt hier deine Hände halten kann / Und wenn ich Erdbeeren ess‘, die sind so saftig süß wie du / Dann zergehen sie auf meiner Zunge und ich will Sahne dazu“

Fiese Luise – Sahne

Foto: Sammy Bermudez

Also wird es doch irgendwann wieder licht, anders als der zweite Song der EP vermuten ließ. Und wer noch in der Dunkelheit steckt, dort, wo die kalte Jahreszeit sich nicht ganz zurückgezogen hat, der*die kann sich durch Fiese Luises Diskografie wühlen, bis ihm*ihr wieder warm ums Herz geworden ist. Mit „Es wird wieder hell“ hat sie sich klanglich abermals auf neue Ebenen begeben, die noch weiter in den Wolken zu liegen scheinen und man darf sich freuen, was der Sommer mit ihr macht, wenn der Winter schon so himmlisch klingt.

Hier könnt ihr in die ganze EP „Es wird wieder hell“ hineinhören:


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