Foto: Robert Winter
Nach “Diskman Antishock” Nummer I und II beendet Goldroger mit “Diskman Antishock III” nun seine Trilogie. Er zeigt sich darauf gewohnt nachdenklich und fast noch melancholischer als auf den beiden Vorgängern. Hin- und hergerissen rappt er von Zweifeln an sich selbst, an zwischenmenschlichen Beziehungen, am Großen und Ganzen. Besonders bezeichnend ist dabei die erste Line, mit der er sein Album eröffnet: “Guck, ich steh’ morgens auf und hab’ Angst.”
Drei Singleauskopplungen boten den Vorgeschmack auf den dritten Teil der Diskman Trilogie. Allen voran: Brandlöcher. Mit seiner Upbeat-Melodie über den von Hi-Hat geprägten Trap-Beat möchte man ihn zuerst als mittelfröhlichen, leichtfertigen Raptrack abtun. Aber dann kicken die hallenden, übersteuerten Parts und verlagern den Vibe ins Nachdenkliche. Und spätestens mit den Worten “Manchmal hab’ ich Todesangst gehabt und ließ sie dann im Tobsuchtsanfall ab” wird klar: “Brandlöcher” ist kein entspannter Kiffer-Song. Wehmütig rappt Goldroger über die “Löcher in [seinem] Kopf” und in seinem Herzen. Zuletzt droppt er die Bombe: Nahtoderfahrung mit Atemnot.
Bedrückend geht es auch auf “Frag mich wie” zu. Zwar trägt die Akustikgitarre im Hintergrund dazu bei, dass der Song an einen schnulzigen Lovesong anmutet. Goldroger kämpft auf dem Song jedoch mit seinen Selbstzweifeln gegenüber seiner Partnerin und “wär gern der, der [sie] verdient, [er hat] Angst, dass ein andrer [sie] stiehlt.” Je länger man seinen Lines lauscht, desto mehr wird klar: Leicht waren die letzten Jahre für ihn sicherlich nicht. Im Zwiespalt erkennt er: “Kann dich nicht besitzen, aber verlier’n.”
Auch “Schwarz”, die dritte Singleauskopplung, lässt den Eindruck entstehen, dass Goldroger was Beziehungen angeht in letzter Zeit viel schwarz sehen musste. Auf dem Track rappt er sich seinen Herzschmerz von der Seele. Alles scheint ausweglos, verzweifelt sagt er: “Für uns beide seh‘ ich schwarz und es fickt mein’n Tag.”
Den Gegenpol zum überwiegenden melancholischen Part des Albums deutete Goldroger schon mit dem Release der zweiten Single “Rave” an. Er lieferte damit einen treibenden Song, der mit elektronischen, übersteuerten Sounds schnell zum Krawall-Track mutiert. Gleich die erste Line ist als Kampfansage zu deuten: “Go hard, let’s ride, Mann, skate or die.” Fast Tunnelblick-artig verfällt man beim Hören einer Art Trance – passend zum Rave in Goldrogers Kopf. Wie ein Mantra klingt die zweite Line “Rockstar, geb‘ Gas, leb‘ schnell” nach und lässt in Frage stellen, ob das High, auf dem Goldie sich auf seinem inneren Rave bewegt, wirklich so energiespendend wie der Song selbst ist.
Hochkarätige Features gibt’s vor allem auf den deepen Tracks zu hören: Lugatti, 9inebro und YRRRE beehren Goldroger mit ihren Beiträgen zu “Diskman Antishock III”.
Dabei plätschert YRRREs gehauchte Stimme über den Beat von “Mittelstreifen” wie ein Wasserfall, beruhigend und zugleich eindrucksvoll. Gleich im ersten Part lässt er mit der Zeile “Augustiner an der Spitze des Ernährungsplanes” einen Vibe anklingen, der genauso gut auf ein wildes Partyleben hindeuten könnte. Doch mit dem Nachschub “zelebriere jeden Mittag meinen Lebensabend” wird schnell deutlich: Zum Feiern ist weder Goldroger noch YRRRE zumute.
Und auch Lugatti und 9inebro, die im Text vor allem gemeinsame Sache machen, liefern unabhängig voneinander ab. Mit seinen Anteilen an “Guck auf die Uhr” zeigt sich Lugatti fast ungewohnt gedankenversunken und ertränkt seine Sorgen in Wein. Und Goldroger “[bereut] jeden Schritt.”
Unterm Strich kam, was kommen musste und sollte: ein gewohnt bedrückt-grüblerisches Goldroger-Album mit Auf die Fresse-Energieschub zwischendurch. Goldie tut eben, was er am besten kann, nämlich gedankenverloren über trappy Beats flowen und dabei nicht die Bodenhaftung verlieren. Mit diesem Abschluss der “Diskman Antishock”-Trilogie darf man gespannt bleiben, was von nun an aus dem Hause Goldroger auf uns zukommt.