Beitragsbild: Claudia Schröder
Paula Hartmann ist dieses Jahr in der deutschen Musikszene eingeschlagen wie ein Komet. Picky Hannah berichtet davon, warum und vor allem wie die Newcomerin aktuell unsere Herzen erobert.
Wenn es eine Newcomerin gibt, die aktuell die deutschsprachige Musikszene aufmischt wie keine zweite, dann ist das Paula Hartmann. Auch im Team Picky ist sie seit ihrer ersten Single Nie verliebt Thema, vor allem bei picky Sofia und mir. Wobei Sofias Gefühle da nochmal ein wenig stärker sind: Mit jeder Single scheint sich picky Sofia noch mehr in die musikalische Welt der Newcomerin zu verlieben. Und das kann man ihr auch keineswegs verwehren, nimmt man Paula einmal genauer unter die Lupe.
Die 20-Jährige Berlinerin hat sich eigentlich als Schauspielerin einen Namen auf dem deutschen Medienrummel gemacht. 2007 hatte sie in der Komödie Der Mustervater 2 ihren ersten Auftritt im Fernsehen. Zwei Jahre später folgte dann mit dem Beziehungsdrama Alle anderen das Debüt auf der großen Leinwand. Mittlerweile studiert sie in Hamburg Jura und bereichert von dort aus seit nun schon einigen Monaten mit ihren Songs unsere Playlisten.
In der Hamburger Musikszene hat sie sich inzwischen schon einen kleinen aber feinen Kreis geschaffen: Friso macht ihr den Live-DJ, während Finn als Foto- und Videograf für alles Visuelle zuständig ist. Damit vollendet er mit seinen eindrucksvollen Visuals und darker Ästhetik, wie picky Sofia sagt, Paulas mindestens genauso unverwechselbares Auftreten. Sofia fasst das Ganze als “kinoreife Visualisierung” zusammen, Recht hat sie.
Wer glaubt, Nie verliebt sei Paulas musikalisches Debüt gewesen, liegt falsch. Schon im Februar 2020 war sie als paula als Feature auf der Single call me des Hamburger Newcomers francis vertreten.
Paulas Part könnt ihr ab 1:10 min. hören
Auch live-technisch scheint Hamburg für Paula ein Heimathafen zu sein. Im KNUST hatte sie am 16. Oktober ihren ersten Auftritt als Teil eines Showcase mehrerer Hamburger Underground-Artists. Sofia war da. „Es war heftig!”, schreibt sie mir per WhatsApp, als ich nach dem Auftritt von damals frage.
Heftig war es natürlich nicht zuletzt wegen Paulas abgefahrenen Songwriting. Ihre melancholischen, fast wehmütigen Texte, triefen nur so vor Metaphern. Mit Zeilen wie “Vertrau dir, himmelblaue Flecken als Souvenir / Küss den Bürgersteig, mit dem Fuß umgeknickt” aus Fahr uns nach Hause P1 malt sie sprachliche Bilder sondergleichen. Auf Truman Show Boot beschreibt sie mit Lines wie “Füße auf dem Sitz, S-Bahn Fensterplatz / Bin Club Mate-wach, verstrahlt wie ‘n Sendemast” alltägliche Situationen so verdammt poetisch, dass man das Gefühl hat, man lebe in einem Gedicht. Und auch was Reime angeht, setzt Paula ebenfalls neue Maßstäbe. So ereilte mich im Schreibprozess dieses Portraits eine aufgeregte Sprachmemo von picky Sofia: “Ahnst du den Reim ‚Vaterfigur‘ auf ‚Basisfraktur’”? What the fuck, das geht immer noch nicht in meinen Kopf rein, wie geil ist das?!”
Als wäre das alles noch nicht genug, trifft Paula auch thematisch mit ihren Songs den Nerv einer ganzen Generation. Ihre Texte sind oft eine Gratwanderung zwischen Banalität und Sätzen, die ein Lebensgefühl präziser nicht einfangen könnten. So fragt Paula ihre Hörer:innen in ihrer aktuellen Single Fahr uns nach Hause P1 zum Beispiel: “Wir sind jung, was soll uns schon passieren?” Die Fragen, die sie mit ihren Texten aufwirft, gehen dabei Hand in Hand damit, dass sie keine Angst hat, sich verwundbar und emotional zu zeigen. Gerade bezogen auf ihre Mental Health klingt nicht nur auf Truman Show Boot mit, dass in ihrem Headspace nicht immer alles nur rosig läuft. Das zeigte sich bereits in ihrer Debütsingle Nie verliebt:
Ein weiteres, letztes Indiz dafür, dass Paula Hartmann gänzlich in ihrer Generation Fuß gefasst hat ist sicherlich auch, dass sie ihre Songs von Biztram produzieren lässt. Der Name dürfte einigen ein Begriff sein: Benjamin Bistram, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, ist nämlich auch Produzent von Künstlern wie Prinz Pi oder damals auch dem Royal Bunker. Damit lassen sich wohl auch die teils HipHop-artigen Muster auf Paulas Beats erklären. Zudem ist es in der Folge kein Wunder, dass Paulas Releases unter anderem Anklang bei Rappern wie Haftbefehl, Casper oder Ahzumjot finden.
Im Frühjahr 2022 soll Paulas Debütalbum beim Label Four Music erscheinen, bei dem sie im Oktober diesen Jahres gesigned wurde. Wir, und vor allem picky Sofia, könnten gespannter nicht sein, was da Großartiges auf uns zukommt.
Müsste man das, was Paula da bisher fabriziert hat zusammenfassen, dann wird man wohl zum selben Schluss wie zuletzt Ahzumjot kommen: „Deutsche Popmusik auf gut”.