Philip Brooks sucht sich selbst in „Everything Is Changing Now“

Philip Brooks, Review, Dreampop, Musikblog

Im am 27. November erschienen Song behandelt der in Brighton lebende Künstler große Veränderungen. Die zweite Veröffentlichung nach dem Coming Out als non-binär ist Dream Pop vom Feinsten und schafft Repräsentation für die, die sich auch noch auf der Suche ihrer Identität befinden.

Alles ändert sich jetzt – nur nicht die deutsche Sprache, in der sich immer noch keine geschlechterneutralen Pronomen durchgesetzt haben. Kein Wunder, dass Philip Brooks nach Großbritannien gezogen ist. Dort wird „they/them“ verwendet wird und es erregt kein Aufsehen in einem Kleid durch die Straße zu laufen, wie er im Gespräch erzählt. Außer vielleicht man rennt im November mitsamt wehenden Klamotten ins Meer. Eine ziemlich kalte Aufopferung für den perfekten Shot im Musikvideo – aber es hat sich gelohnt.

„I don’t know how to be myself
I am a million people when I see you“

So beginnt Everything Is Changing Now, eine sanfte Stimme singt von der Ungewissheit und an eine Liebe, mit der es nicht geklappt hat. Lyrics, in denen man sich gleichzeitig verliert und wiederfindet. Der ganze Text vermittelt ein Gefühl des Unsicherseins, während die Melodie im Gegensatz positiv, zuversichtlich klingt. Auch im dazugehörigen Musikvideo bewegt sich Philip Brooks selbstsicher zur Musik, tanzt lächelnd in einem blumenbestickten Gewand über den Strand in Brighton, aufgenommen mit einer alten VHS Kamera. Ein schöner Kontrast.

Doch es war ein langer Weg bis dorthin, zur Selbstakzeptanz. Die Monate der Identitätsfindung und des Ausbrechens aus den gesellschaftlichen Normen der zugeschriebenen Maskulinität waren für Philip Brooks nicht einfach. Was passiert, wenn man jahrelang nicht stillsteht, sich immer mit dem romantischen Interesse an einer anderen Person ablenkt und nun auf einmal in einer Pandemie allein dasitzt? Genau, man fängt an sich mit sich selber auseinanderzusetzen und schreibt gleich noch einen Song darüber.

Was eigentlich erst gar nicht zur Veröffentlichung gedacht war, ist nun fester Bestandteil jeder guten Dreampop Playlist, oder sollte es zumindest sein. Ein eingängiger Drumbeat, sphärische Synthies und dann diese Gitarre, die am Ende die Melodie noch ein letztes Mal wiederholt – wirklich wie ein Traum. Philip Brooks schafft es in den 3 Minuten von Everything Is Changing Now mit der Musik genau seine Gefühle widerzuspiegeln und den Hörer auf eine wunderschöne Weise darin einzuhüllen. Wie schwer Veränderung auch sein kann, sie hat immer etwas Gutes an sich und das wird hier in diesem Lied perfekt eingefangen.

Und nebenbei: Wer noch mehr über das Entstehen des Songs wissen möchte, welches andere Coming Out einer künstlerischen Person Philip Brooks geholfen hat und wie der glitchige Effekt im Video zustande kam, der sollte nächste Woche noch einmal vorbeischauen. Da gibt es passend hierzu noch ein kleines Interview!