Fotocredit: Denis Mnich
Normalerweise trifft man Christopher Hundhammer an der Gitarre bei Live-Auftritten von Telquist an, doch der Musiker aus Regensburg hat in den letzten Jahren ein eigenes Soloprojekt ins Leben gerufen. Unter dem Namen Iuna Lux macht er verträumten Indie Pop und nun ist schon die zweite größere Veröffentlichung erschienen: Chemicals And Gold zeigt sich als Liebeserklärung an die 80er Jahre, mit ganz viel Melancholie in den Texten und Synthesizern ohne Ende.
So lang gibt es Iuna Lux noch gar nicht – Ende 2020 kam die allererste Single Cigarettes heraus, wenige Monate später folgte eine ganze EP. picky Malin hatte damals schon über das Debüt gesprochen und zeigte sich sehr begeistert von dem atmosphärischen Sound, der an Sommer und bessere Zeiten erinnerte. Wir haben es hier mit einem Musiker zu tun, der sich am liebsten in sein Homestudio einschließt und an Stücken feilt, bis es nichts mehr zu perfektionieren gibt. Für das Folgewerk hat er sich auch erstmal für fast ein Jahr verkrochen und ist nun mit fünf Songs zurück, die sich nicht so in der Bedroom Ecke verlieren wie zuvor. Die Zuhörer*innen erhalten hier durchdachten Indie Pop, der an Radiohits aus den 80er Jahren erinnert, und das meine ich im besten Sinne. So ganz klassisch mit Synthie-Melodien, die man gar nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Eröffnet wird die EP von Cold, der die Verträumtheit der früheren Songs weiter aufgreift. Die Stimme schlängelt sich zwischen viel Schlagzeug und ein paar sanften Gitarrensounds hindurch; gerade der Refrain schallt dann besonders laut, sodass der Text fast ein bisschen unverständlich wird. Dabei hat Iuna Lux eigentlich viel zu erzählen. Es scheint sich um ein ungesundes Liebespaar zu drehen, in welcher die involvierten Personen in Nostalgie für den noch schönen Anfang schwelgen. Immer wieder wir die Farbe Blau aufgegriffen und symbolisiert einerseits die schwerwiegende Melancholie, die eine gescheiterte Beziehung mit sich bringt („her blue mind“), aber auch die Hoffnung auf bessere Aussichten („dreaming of a blue sky“).
„And as long as you’re next to me, I don’t wanna know how we’re coming home“
Memory Lane by Iuna Lux
Memory Lane wiederum könnte genau so in der letzten Szene eines alten Highschool-Films laufen. Ihr wisst schon: Dann, wenn die Hauptcharaktere zum Abschlussball gehen und sich unter dem kitschigen Licht einer Discokugel endlich näher kommen. Auch der Text passt zu dieser Stimmung. Sehnsüchtig wird der Schwarm besungen, der nicht ganz oder nicht mehr greifbar ist – die typischen Coming-Of-Age Probleme eben. Die Melodie, die Iuna Lux hier auf dem Synthesizer baut, geht sofort ins Ohr und erst recht in die Beine. Und ein imposantes Gitarrensolo zum Ende hin darf ebenfalls nicht fehlen.
Der Song, der am meisten heraussticht, ist jedoch Monsters. Kein Wunder, dass darin auch die namensgebende Zeile „Chemicals And Gold“ steckt. Hundhammer verbindet hier das Beste aus dem älteren Jahrzehnt, an dem er sich orientiert, mit kontemporären Sounds, so wie es beispielsweise schon Roosevelt perfektioniert hat. Gerade die Drums leiten einen beschwingt mitwippend durch das Lied, trotzdem ist eine unterschwellige Düsternis deutlich spürbar. Wer das nicht schon durch den Titel geahnt hat, merkt es spätestens beim Ansehen des dazugehörigen Musikvideos. Auch hier schimmert die Ästhetik des Amerikas von vor 40 Jahren durch, nur geht es diesmal um zwei Liebende auf Verfolgungsjagd – inklusive Plotwist.
Sehr viel softer klingt die EP dann mit Pillows And Aeroplanes aus. Die Synthesizer vermitteln das Gefühl eines Schwebezustands und trotzdem ist der Song gefüllt mit Schwermut. Alles scheint auf einmal wie in Zeitlupe zu verlaufen. Iuna Lux zeigt mit Chemicals And Gold wie sehr man sich innerhalb kürzerer Zeit musikalisch weiterentwickeln kann, wie zeitlos Sounds aus vergangenen Jahrzehnten heute funktionieren können. Die Nostalgie für die 80ies findet in unserer Gesellschaft immer noch kein Ende. Und das macht er sich hier zu eigen.