Der Ringer beenden mit „No Fear“ ihren langanhaltenden Winterschlaf

Beitragsbild: Alexander Voigt

Nach dem Debütalbum vor mehr als fünf Jahren ist es still um die Hamburger Band geworden. Nur die Single „Heart Of Darkness“ erschien zwischendurch, wie ein kleines Aufleuchten im Dunkeln der Spotifybibliothek, doch mehr rührte sich nicht – bis jetzt. Nun haben sich Der Ringer wieder zum Leben erweckt und kommen kraftvoller zurück als je zuvor, denn sie haben keine Angst mehr. „No Fear“ zeigt sich als ein Stück Hoffnung, welches aus dem Nichts hervorbricht und musikalisch vorbereitet auf das, was uns bald noch erwartet.

Als 2017 „Soft Kill“ herauskam, war ich wie viele andere fasziniert von der futuristischen Ästhetik, die Der Ringer mit ihrer Indie-Musik verbanden. Man hatte das Gefühl, noch nie so etwas gehört zu haben – als hätte die Band Geräusche und Texte aus einer anderen Dimension geholt. Wie eine düstere Zukunftsvision wirkten die Songs, mit Metaphern, die einem noch digitaleren Zeitalter entsprangen als dem, in dem wir schon leben. Und jetzt, ein halbes Jahrzehnt später, kehren die Künstler mit einem neuen Album zurück. „XP“ wird es heißen, angelehnt an die Erfahrungspunkte in Videospielen, und am 8.4. erscheinen. Auch wenn hier wieder Referenzen zum Virtuellen auftreten, entfernen sie sich doch von dem Bild der nahen Moderne à la Blade Runner. Sie gehen einen Schritt weiter. Der Ringer bauen eine neue dystopische Klangwelt, welche sich die Natur langsam zurückerobert, wie der Vorbote „No Fear“ schon zeigt:

Ganz ungewohnt beginnt der Song – Mit sanftem Klavierspiel begleitet und in einem Wald liegend begegnet uns Sänger Jannik wieder. Die Haare sind ein Stück länger gewachsen, die Stimme klingt ein bisschen weicher. In den letzten Jahren hatte die Gruppe mit vielen internen Veränderungen zu tun, gefolgt vom lähmenden Zustand der Pandemie. Nach einer so langen Zeit des Stillstandes und der Unsicherheit soll die Furcht aber nicht mehr bestimmend sein. Als das Schlagzeug einsetzt, werden auch die Visuals temporeicher und mit der Zeile „Meine Seele wird in Flammen stehen“ zerberstet das Lied in eine elektrisierende Geräuschkulisse.

Wie Stromschläge fährt jeder Ton durch den Körper beim Zuhören. Im Video steht Jannik auf einmal schreiend in gleißendem Licht, befreit von der Personifizierung des Angstgefühls, bis die Musik langsam abebbt. Und dann sitzt man wieder vor einem dunklen Bildschirm und fragt sich, was wohl als nächstes kommen kann. Denn Der Ringer haben mit „No Fear“ eine neue Richtung eingeschlagen, sich selbt neu erfunden.