Auch dieses Jahr schließen wir wieder mit einem ausführlichen redaktionellen Jahresrückblick ab.
Ihr kennt das Spiel: Zu Jahresende ist es mal wieder Zeit, die vergangenen 12 Monate aus musikalischer Perspektive Revue passieren zu lassen. Wir schauen zurück auf unsere Lieblingsalben, –Songs und spannende Neuentdeckungen, von denen wir euch erzählen möchten. Außerdem teilen wir unsere popkulturellen Momente des Jahres mit euch. Doch bevor es losgeht, haben wir noch etwas zu sagen:
2024 ist so einiges passiert. Leider auch einiges, das wir uns und euch lieber erspart hätten. Umso schöner ist es aber, nun auf dieses Jahr zurückzublicken und es mit Songs und Alben zu verbinden, die uns diesen Lebensabschnitt nicht nur erträglicher gemacht, sondern – so scheint es zumindest – einen Paradigmenwechsel vorausgeschickt haben, über den man sicherlich noch in naher und ferner Zukunft sprechen wird. Ganz generell ist es doch so: Wir können den Einschlag großer Werke bloß in seinen Nuancen erahnen. Was sie wirklich im Stande sind zu bewegen, wird man hoffentlich eines Tages in einer größeren Retrospektive erörtern können als diese hier; zu unser aller Besänftigung.
Dass eine Platte wie “brat” den popkulturellen Diskurs so intensiv diesen Sommer gelenkt hat, müssen wir euch nicht erzählen. Auch nicht, dass Fontaines D.C. mit “Romance” einen erheblichen Anteil daran haben, wie es um die Wahrnehmung von Gitarrenbands im Jahr 2024 steht. Die Resonanz zur Oasis Reunion verkörpert das wohl ebenfalls. Wer möchte Wetten abschließen, ob sie sich bis zu den Konzerten im nächsten Sommer noch zerstreiten? Wir jedenfalls nicht. Worauf wir jedoch wetten: Sowohl “brat” als auch “Romance” haben dieses Jahr gezeigt haben, dass die Identifizierung mit einer Platte und ihrem Kosmos unersetzlich ist. Egal, wie sehr sich die Maschinerie drumherum verändert. Da möge noch einer sagen, dass dieses Format nicht mehr zeitgemäß sei. Gute Besserung! Was hat sich noch so alles gewandelt, was steckt uns noch in den Knochen aus den letzten zwölf Monaten?
Einerseits ging die Debatte um Music #MeToo weiter und thematisierte erst vor kurzem die Band Jeremias. Nachdem sie ohne Kommentar die Arbeit mit ihrem Fotografen wieder aufnahmen, der nicht allzu lang davor für Machtmissbrauch kritisiert wurde, kam der Backlash auch von Fans selbst. Wie sollten sie sich sicher auf Konzerten fühlen, wenn die Musiker, zu denen sie aufschauten, so handelten? Das sind schmerzhafte aber wichtige Fragen, denn die deutschsprachige Indie-Szene war und ist eben nie wirklich der Safe Space gewesen, für den sie sich vielleicht selbst hielt. Das führt uns dieser Eklat deutlich vor Augen. So liegt es also in unser aller Verantwortung, näher an die Utopie heranzukommen, für die wir uns überhaupt in die Musikwelt geflüchtet haben. Es reicht nicht, diese Werte zu besingen, sie müssen in jeder Faser gelebt werden. Einen nachhaltigen Denkanstoß hierfür dürfte das im Mai erschienene Buch “Row Zero: Gewalt und Machtmissbrauch in der Musikindustrie” von Lena Krampf und Daniel Depper liefern.
Andererseits schließen wir 2024 inhaltlich mit neun Titelstories ab. Neben Newcomer*innen wie FRISO, panik deluxe und Streichelt, reihten sich dieses Jahr vermehrt auch internationale Acts in das Format ein – Wallows und Declan McKenna zum Beispiel, um hier stellvertretend zwei zu nennen. Außerdem waren wir wieder auf Festivals unterwegs, haben teils alte Bekannte, wie etwa die c/o pop, das MS Dockville, Reeperbahn Festival und KiezKultur besucht, aber auch neue Partner*innenschaften mit u.a. dem Immergut und dem MELT (rest in power) abgeschlossen.
Still und heimlich hat Picky zwischen all den Festivals diesen Sommer seinen sechsten Geburtstag gefeiert. Über eine halbe Dekade gibt’s diesen Blog schon, das ist wirklich wahnsinnig. Da gilt es nicht nur der Form halber, sondern aufrichtig DANKE zu sagen! Danke an alle, die dieses Projekt bisher mitverfolgt, mit Leben gefüllt und unterstützt haben. Wir wissen selbst auch noch nicht genau, wo die Reise hingeht, aber es war doch ganz okay bis hierhin? Jedenfalls haben wir uns für das kommende Jahr einiges vorgenommen. Was genau, werdet ihr hoffentlich schon bald erfahren (wie ihr seht: wir haben Lust auf einen Neuanstrich). Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß mit der musikalischen Rückschau und unseren, da könnt ihr euch sicher sein, nach bestem Wissen und Gewissen auserlesenen Picks aus 2024.
Kommt gut rüber & stay picky
Eure Redaktion <3