Tristan Brusch im Konzert: Klein und fein und zu kurz

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Tristan Brusch ist einer der begabtesten Indie-Künstler, die Deutschland momentan zu bieten hat. Durchdachte Texte mit kritischer Schärfe – endlich live!

Dass ich Tristan Brusch eigentlich seit seinem Album-Release Das Paradies 2018 hart lobe und abfeiere, ist bereits bekannt. Auch seine neue EP, wurde in meiner Review dazu hoch gelobt. Jetzt kommt aber noch einer drauf – Ich wär nämlich letzte Woche im Ponyhof in Frankfurt am Main und habe mir den Geschichtenerzähler Tristan live angeschaut. Genau wie auch im Oktober oder November 2018 stand er wieder alleine auf der Bühne, dieses Mal aber mit dem Motto: „Weniger ist mehr“.

Ment eröffnet die Show – Sympathisch und einfühlsam

Der Fairness halber sollte ich hier ein paar kurze Worte zum Support-Act Ment inklusive witziger Anekdote erzählen, die Dame war nämlich unscheinbar gut.Wie ein kleines Mäuschen kam sie auf die Bühne gehüpft, ein bisschen Glitzer-Make-Up auf den Lidern und schnallt sich die Gitarre um. Ich, Konzert-Profi stehe natürlich auf und fange an zu klatschen – DAS MACHT MAN SO!

Keiner klatscht mit, alle belächeln den gutmeinenden Idioten mit der Schwipp-Schwapp in der Hand – „Das ist doch nur der Sound-Typ“ höre ich von irgendwoher. Na gut, Welt, dann eben nicht. Plötzlich fängt Ment an, an ihrem Synthie rumzudrehen und die Gitarre zu spielen und der Raum erfüllt sich mit wohlmeinenden Klängen. Jetzt klatschen die anderen auch. Plötzlich. Wie die Lemminge. Unwissendes Pack. Arschlöcher. Und keiner belächelt mich mehr. Take-Home-Message: Scheiß auf die anderen und mach dein Ding. Ment liefert also ein wunderschönes, sehr fragiles Set ab. Hier und da etwas noch etwas unbeholfen, aber dennoch sehr liebenswert und sympathisch. Auch ihr Papi, der den ganzen Gig 1A durchgefilmt und dabei sehr stolz ausgesehen hat.

Grandioser Opener – Fast schon wie ein Poetry Slam

Dann war kurze Pause und der Geschichtenerzähler, himself, Tristan Brusch kam auf die Bühne. Er setzt sich hinters Klavier und fängt einfach an zu erzählen. Er erzählt von irgendwelchen Königen und Schlössern und Künstler und alle fragen sich, wo die Reise hingeht, weil eigentlich waren wir ja zum Musik hören gekommen. Irgendwann dann hatte der Poetry Slam-artige Opener sein Ende gefunden und der Übergang zum Eröffnungssong Die Moritat vom Schweighöfer wurde ohne große Umschweife angestimmt.

Wie wunderbar. Darauf hatte ich solange gewartet. Und alle anderen anscheinend auch. Hier und da summte einer mit, neben mir der Kerl gröhlte bei fast jedem Lied aus vollem Halse die Songtexte. Ich fühlte mich so dazwischen positioniert: Ich konnte zwar viele Texte auswendig, aber eben nicht alle. Immerhin hatte ich aber als Erster geklatscht, also f*ckt euch ihr Hater! 😀

Wie ein buntes Karussell – auf dem Weg in die Hölle

Tristan Brusch ist wie ich schon in vielen Reviews von mir geschrieben habe, ein genialer Kopf. Etwas verschroben, aber das muss auch so sein. Die Texte haben Tiefe, sind mehrdeutig und entpuppen sich erst bei sehr intensivem Hören als wahre, fein ausbalancierte Tüfteleien voller Rhythmus- und Wortspiele. Da nur ein Klavier und eine Gitarre (Akustik und Elektrisch) zur Auswahl standen, hatte das ganze Konzert einen persönlichere, zugänglichere Note. Weniger Fanservice, dafür menschlicher und mit Gefühl. Und das hat mir persönlich sehr viel Spaß gemacht!

Da die Location sehr klein war, konnte man, wenn man vorne stand wie ich, bei den ruhigen Nummern mit dem Klavier auch seine Stimme ohne Mikrofon hören. Passiert auch selten. Nach den ersten drei oder vier Songs habe ich dann etwas das Zeitgefühl verloren. Was wohl auch daran lag, dass Tristan neben einem Musiker auch ein großartiger Geschichtenerzähler ist. Aber immer genau so viel, dass man nicht gelangweilt wird, zwischen den Liedern. Hier und da gab es ein kleines Highlight, zum Beispiel als er bei Trümmer total durchgedreht ist. Ich fand das ziemlich lustig, weil ich schon wusste was kommt. Als dann das wilde Geschrei losging wusste ein Großteil des Publikums überhaupt nicht, was auf einmal los war.

Einer lachte, einer guckte verwirrt drein und Tristan brüllte von oben auf alle herab und guckte wie ein Wahnsinniger. Top-Performance, besser als die Tesla-Aktie, muss ich schon wirklich sagen.

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Hier kommt euer bester Freund – live in der Akustik-Schrammel-Version © Kim Junker

Tristan Brusch – Die Konzerthighlights im Rückblick

Im Prinzip hat er das Best Of seiner Werke gespielt, von Fisch in der Pianoversion, über Siegertreppchen, Dispoqueen, Ich lass dich nie los und natürlich Hier kommt euer bester Freund war alles dabei, was das Fan-Herz begehrt! Ich war hochzufrieden und habe das ganze Konzert über an seinen Lippen geklebt. Genau wie jeder andere in dem Raum. Nach dem großen Applaus und dem Abgang gab es noch eine maximal akustische Zugabe. Ein kleiner Kreis um ihn und er mittendrin mit einer Akustik-Gitarre.

Berührendes Highlight war für mich aber mit Abstand ein Song, den er für die Obdachlosen im Frankfurter Bahnhofsviertel geschrieben hat. Wie man ein solches Maß an Gefühlen und Gedanken in ein paar gut zusammenpassende Wörter pressen kann, bleibt mir bis heute ein Rätsel.

Alles in Allem wurden meine relativ hohen Erwartungen nochmal übertroffen! Tristan Brusch, Leute, merkt es euch! Der kann was ! Supporten, supporten, supporten!

Alle Bilder wurden übrigens von unserem Neuzugang und Mastermind in Sachen Design geschossen: Chegg it aud: Kim Junker. 

Hier kannst du dir Tristan Brusch auf Spotify anhören: