NEEVE im Interview: „Ich muss sagen, wir haben uns auch echt den Arsch aufgerissen“

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NEEVE aus der Nähe von Stuttgart – das sind die 2×2 Brüder Felix und Axel, sowie Philipp und Marius. Die vier machen bereits seit Ewigkeiten zusammen Musik, wenn auch erst seit 2018 unter diesem Namen. Kennengelernt hab ich die Jungs letztes Jahr als Support von Some Sprouts – musikalisch einordnen lassen sie sich auch in die Feelgood Indie-Pop Ecke, und man hört deutlich den Brit-Pop Einfluss.

Vergangene Woche habe ich mich mit Felix, dem Sänger der Band unterhalten, und wir haben über Nudeln mit Soße, neue Musik und Gute-Laune-Songs geredet.

Neeve im Interview

Sarah: Wie verbringst du denn deine Tage? Musst du arbeiten oder bist du zuhause?

Felix: Ich bin zuhause, und verdiene mein Geld ja hauptsächlich vom Musikunterricht geben gerade, das findet halt alles nicht statt. Ich hab jetzt auch schon fünf, sechs Wochen außer Musik machen für mich zuhause nichts mehr.

Hast du dich dann schon an irgendwelchen neuen Hobbies ausprobiert? Viele Leute gärtnern ja jetzt, ich versuche gerade (mehr oder weniger erfolgreich) mir eine Hose zu nähen.

Cool! Ja, ich finde es auf jeden Fall schön, dass man mal solche Sachen anfängt, und sich an etwas probiert! Ich koche extrem viel, das hab ich schon immer gerne und viel gemacht und jetzt noch viel ausgedehnter als sonst. Aber ansonsten… zwischen Netflix, Musik hören, Youtube, Instagram, selber Musik machen und ab und zu mit den anderen Jungs der Band unterhalten, passiert relativ wenig.

Was ist denn so dein Go-To-Gericht? Ich mach mir nämlich immer, wenn ich nicht weiß was ich machen soll, Curry.

Curry klingt auch gut, aber ich bin tatsächlich richtiger Pasta-Fan. Also, ich mach dann nicht nur so Spaghetti mit Tomatensoße, ich versuch schon etwas aufwendigere Pasta mit Gemüse zu machen. Pasta geht irgendwie immer, aber ich glaub da bin ich auch nicht der einzige. Oder Chinesisch. Oder Falafel.

(Sarah, hat jetzt unglaublich Lust auf Falafelbällchen) Okay, vielleicht sollten wir nicht zu viel über Essen reden...

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Bevor es bei uns hier so richtig losgegangen ist, wart ihr noch auf der Hütte in Frankreich. Die Musik, die da entstanden ist, wird ja wahrscheinlich noch ein bisschen brauchen bis sie releasefertig ist… Aber habt ihr sonst noch neue Sachen, die anstehen? Neue Songs?

Tatsächlich haben wir da was geschrieben, und das ist eigentlich komplett fertig aufgenommen. Wahrscheinlich  werden wir so Mitte Juni die nächste Single releasen, je nachdem wie es denn verläuft. Wir sind mit einer Songidee nach Frankreich gegangen und letzte Woche haben wir dann final die Gitarren, Vocals und so weiter aufgenommen!

Außerdem sind wir auch mega zufrieden wie die anderen Songs so anlaufen. Wir machen halt alles selbst – und Up To You hat inzwischen fast 100.000 Streams, ohne irgendwelche großen Playlists. Für den Start ist das schon ordentlich was – so schwer es uns auch fällt, eigene Erfolge anzuerkennen oder stolz auf irgendwas zu sein, weil man immer so das nächstgrößere anstrebt. Trotzdem sind wir natürlich mega happy und hoffen, dass auch dieses Mal aus unserer Frankreich-Songwriting-Aktion wieder was Schönes entstanden ist.

So wie sich das jetzt anhört, nehm ich dir das auf jeden Fall ab.

Man holt sich natürlich auch so Feedback ein, und von befreundeten Artists ist für diesen Release ganz viel positives zurückgekommen! Aber man muss halt auch immer mit dem Timing Glück haben. Wir haben mit nem Manager, mit dem wir in Kontakt stehen, gequatscht über dieses „Wie wirkt sich Corona auf die Releases aus?“. Obwohl die Leute zuhause sitzen und jetzt theoretisch super viel Zeit hätten, Musik zu hören, gehen die Streams tendenziell nach unten!

Ja, das macht auf jeden Fall Sinn, ich hör sonst auch z.B. jeden Tag auf dem Weg in die Arbeit Musik, das fällt ja jetzt weg.

Genau! Sobald er das gesagt hatte, ging mir genau das gleiche durch den Kopf. Ich hör am meisten unterwegs im Auto, und dachte an die vielen Leute, die zur Uni oder in die Schule fahren, in der Bahn sitzen… Und wenn man dann zuhause sitzt schaut man doch irgendwie eher Netflix? Ich hör selber auch weniger jetzt, kann das also echt nachvollziehen.

Was sind denn dann grad so deine 5 Gute-Laune-Songs? Ich hab so ne kleine Playlist, die man in Zeiten wie diesen gut gebrauchen kann.

Auf jeden Fall. Ich finds schon schwierig, wenn man nichts zu tun hat und nur zuhause rumliegt. Deswegen haben wir auch so ne Playlist erstellt: Good Vibes in Hard Times. Und sonst …

  • Do Right von Cassia, da hab ich mich ein bisschen verliebt. Hatte mich vorher nicht groß mit ihnen beschäftigt, aber bei dem Song bin ich irgendwie hängen geblieben.
  • If You’re Too Shy von The 1975! Ich hab mich schon drauf gefreut weil sie den ja auch live gespielt haben vorher, und der Refrain kam da schon so geil rüber, nur über diese Handyvideos.
  • Agnostic von The Kooks, ich find die EP super! Das sind alles Songs, die es sonst auf keine Platte geschafft haben.
  • Twenty One Pilots haben einen rausgebracht, der auch so n bisschen die Corona-Thematik aufgreift: Level of Concern. Find ich sehr catchy und hat mir gut gefallen!
  • Von Declan McKenna: The Key to Life on Earth! Besonders das Musikvideo ist auch ziemlich cool, das ist mit dem Schauspieler von The End of the Fucking World (Asa Butterfield). Voll oft wurde ihnen von der Fangemeinde gesagt, dass sie so ähnlich aussehen, und dann haben die einfach ein Musikvideo zusammen gedreht!
  • HAIM haben auch nen neuen Song rausgebracht, in dem es um Einsamkeit geht. I Know Alone! Kam erst vorgestern raus.

Ich hör allgemein gerade sehr viel neue Musik, die grade erst rausgekommen ist.

Kennengelernt hab ich euch ja letztes Jahr als Support von Some Sprouts – hättet ihr denn jetzt gerade auch Shows gehabt, die leider abgesagt wurden?

Es war jetzt keine riesige Tour oder so geplant, es wär eventuell ne ganz coole Sache als Opener in Berlin in der Columbiahalle gewesen, Anfang Mai. Aber das findet jetzt leider nicht statt. Und so n paar Clubshows auch.

Die Show in Augsburg mit Some Sprouts war auch mega cool, da hat wirklich alles gepasst. Wir hatten Freunde von uns angefragt, die das ganze gefilmt haben. (Kann man hier auf Youtube angucken). Some Sprouts waren auch supernett, wir haben viel gequatscht! Die Jungs mal kennenzulernen war echt cool. Das ist auch unser Ziel, mit ein paar größeren Bands Supportshows zu spielen, Headliner machen jetzt an dieser Stelle einfach noch keinen Sinn.

Mit wem wärt ihr denn gerne mal mit auf Tour, wenn ihr euch das frei aussuchen könntet?

Also… Traumvorstellung? Oder realistisch gesehen? Weil das sind immer noch zwei verschiedene Dinge. (lacht)

Ein Traum wäre auf jeden Fall The 1975, weil wir glaube ich eine ähnliche Zielgruppe haben. Wir versuchen zwar nie, wie eine andere Band zu klingen – aber wenn man viel Mukke von jemandem hört, überträgt sich das doch ein bisschen. Da ne Supportshow wäre echt der Oberwahnsinn. Oder Sam Fender! Theoretisch ist ja alles möglich. Oder Giant Rooks!

Von deren Song Watershed habt ihr ja ein Cover hochgeladen, richtig richtig gut geworden!

Ich muss sagen, wir haben uns auch echt den Arsch aufgerissen. Als das um Mitternacht rauskam hab ich gleich danach angefangen, die Lyrics rauszuschreiben, da waren die noch nicht mal veröffentlicht. Die Chords hat mein Bruder Axel schon anhand vom Demo rausgehört. Dann haben wir uns im Proberaum getroffen. Ein bisschen rumexperimentiert, in welcher Tonhöhe wir das Ding machen. Quasi aufgebaut, als würden wir diesen Song von neu schreiben. Schade, dass sie dann unser fertiges Cover nicht geteilt haben, da wären vielleicht ein paar Fans übergesprungen.

Ich hab allgemein irgendwie das Gefühl, dass wir uns extrem schwer tun, als Deutsche die Britpop Mukke machen. Und das andere die deutschsprachige Musik machen, die es vielleicht etwas einfacher haben, weil das gerade eher gefördert wird?

Wir hatten schon Kontakt zu coolen Labels, die gemeint haben, sie finden mega gut was wir machen, aber es ist einfach nicht Deutsch.

Und dann scheitert es einfach daran, dass wir englisch singen. Das ist bei ganz vielen so, dass deutsche Musik mehr gefördert wird. Jeremias sind da ein gutes Beispiel dafür! Super talentierte Jungs, gar keine Frage. Schon okay ist wirklich wirklich gut, aber ich glaub wenn sie englisch singen würden, wären sie vermutlich in ner ähnlichen Situation.

Englische Bands in Deutschland haben es aber dann wieder einfacher – aber deutsche Bands die englisch singen haben es relativ schwer.

Man unterschätzt auch Mundpropaganda sehr! Wie oft ich schon zu meinen Jungs gesagt habt „Hört euch die an“ oder „hört euch den Song an“… Das ist schon viel wert.

Absolut, so hab ich auch schon einige richtig gute Bands gefunden! Und nun gibt’s wie immer am Ende von unseren Interviews noch einen Blank Space, was willst du den Pickymag Lesern denn noch sagen?

Don’t Hide Your Feelings! Das ist in dieser Zeit besonders wichtig.