CATT lädt uns mit „Wild Heart“ ein, uns selbst mit Akzeptanz zu begegnen

CATT, Deutschpop, Musik, Pickymagazine

CATT (Foto: Tran Chau)

Lange haben wir auf die leiseste Bewegung oder auf ein kleines, unruhiges Brodeln im Release-Kosmos von CATT gewartet. Und dann hat man mal eine Sekunde lang nicht aufgepasst und zack – ist es passiert: CATT, Ausnahmekünstlerin, Multiinstrumentalistin und Produzentin, veröffentlicht einen neuen Song. Mit „Wild Heart“ klopft CATT ganz und gar nicht leise an. Sie wartet nicht auf ein zu bestimmtes „Herein“ und kommt dann mit gesenktem Kopf in den Raum geschlichen. Vielmehr zeigt sich CATT mit „Wild Heart“ genau da, wo man sie irgendwie am wenigsten erwartet hätte. Und das auf eine sehr besonnene, starke Art und Weise.

Im Intro ertönt ein Klavier, welches an den Sound von Kate Nash erinnert. Entgegen der bisherigen Klanggewohnheiten zu CATTs Musik hört sich „Wild Heart“ neugieriger und weniger melancholisch an. Wie ein Kind, das gerade Laufen lernt, spielt das Klavier immer wieder auf’s Neue sich wiederholende Tonsprünge, die von den Schlägen der Bass Drum angetrieben werden.

„You never have to heal your wild!“

Und obwohl CATT bereits im ersten Satz mit „I know you’ve been hurt, feeling like carrying the weight of the world.“ die traurige Realität vieler Wild Hearts klarstellt, adaptiert der Song musikalisch keinesfalls besagte Traurigkeit. Mit dem Song gibt CATT uns das, was unsere Herzen womöglich brauchen: Das tanzende Gefühl von lauen Sommernächten und die strahlende Wärme von Verbundenheit. „Wild Heart“ lehrt uns, sich den inneren Sehnsüchten des Herzens bedingungslos hinzugeben.

„Ich wollte einen Song an all unsere wilden Herzen schreiben. Unsere Herzen müssen nicht repariert werden. Sie dürfen einfach nur sein. Unsere Herzen sind vollständig in allem, was sie erlebt haben. Sie haben alle Antworten. Lasst uns keine Angst haben.“

CATT in ihrem Pressetext zu „Wild Heart“

Im Verlauf des Songs weichen die Strukturen mehr und mehr auf. Dadurch klingt der Sound von Sekunde zu Sekunde noch lebhafter und erfüllter. Soundtechnisch führt vor allem der warme und gleichsam sirenenartige Klang der Keytar (einer Mischung aus Keyboard und Gitarre) ab dem zweiten Verse zu diesem ehrlichen, selbstbestimmten Gefühl.

Das Musikvideo zum Song: eine stille Kurzgeschichte

Im Musikvideo zeigt sich CATT angenehm ruhig. Ohne das Bedürfnis nach viel Tamtam präsentiert sie sich aufgeräumt selbstsicher und in sich ruhend. Trotz, oder vielleicht gerade wegen besagter Simplizität, vermittelt das Musikvideo eine neue Definition des Wortes „wild“. Denn hören wir CATT genau zu, sehen wir, dass wild sein auch ohne grelle Effekte, viel Schnickschnack oder größenwahnsinnige Videos geht.

Auch die Bewegungen der Tänzer*innen werden ab dem zweiten Verse im Musikvideo freier und lebendiger. „The Blues“, wie die Tänzer*innen im Abspann des Musikvideos genannt werden, brechen aus, machen große Bewegungen und nehmen einander aktiv und individuell wahr. Und auch visuell bricht das Bild, welches nun aus drei Teilen besteht und damit bisherige Strukturen auflöst.

Dance? Dance?

Im Musikvideo wird zweimal die simple Frage „Dance?“ eingeblendet. Als kleine Aufforderung bittet CATT die Zuschauer*innen hiermit zum Tanz und flüstert dabei verträumt „Los, kommt mit!“.

Insgesamt schafft es CATT, der mittlerweile eigentlich zu häufig im Sprachgebrauch verwendeten Bezeichnung „frischen Wind mitbringen“ alle Ehre zu machen. Nach ihrer Releasepause seit 2020 bringt sie jetzt mit „Wild Heart“ besagte Frische in unsere Gehörgänge. Eine neue Brise, die dennoch ihren Ursprung und die eigentliche Windrichtung nicht vergessen hat.

Ähnlich, wie eine fast schon traumhafte Illusion hallt zum Ende des Songs der Klang der Keytar in unseren Ohren nach. Manch eine*r mag sich dabei fragen: Ist das gerade wirklich passiert oder war das alles schlichtweg Einbildung?

CATT (Foto: Tran Chau)

Wir wollen mehr!

Dass CATT für „Wild Heart“ zum ersten Mal mit ihren Bandmitgliedern und einem Co-Produzenten zusammen gearbeitet hat, macht neugierig auf das, was nächstes Jahr noch kommen mag. Manche munkeln ja, dass 2023 eine EP oder sogar ein ganzes Album erscheinen wird. Wir sind gespannt und eins ist sicher: Unsere Wild Hearts werden auf und ab tanzen, wenn es so weit ist!