Was geht denn ab?! – Leoniden liefern mit „Funeral“ einen weiteren Vorboten fürs dritte Album

Leoniden, Funeral, Review, Indie, Musik, Pickymagazine

„Was geht denn ab?!“ Lange hat die Catchphrase im Leoniden-Kosmos nicht mehr so gut gepasst. Im Juli legte die Band mit L.O.V.E. bereits ein beachtliches Comeback nach zwei Jahren Veröffentlichungspause hin. Diese Woche kommen Jakob, Lennart, Felix, JP und Djamin den Forderungen ihrer Fans nach einem neuen Album nach. Das dritte Album „Complex Happenings Reduced To A Simple Design“ kommt am 20. August 2021. Mit ihrer neuen Single Funeral sind die Leoniden zurück und diesmal so richtig!

“A shaking house / On shaking ground / Is still a house / And it’s ours”. So begrüßt uns Sänger Jakob Amr begleitet von einer donnernden Bassline seines Bandkollegen JP Neumann in Funeral. Schnell wird deutlich: Dieser Song kommt mit einer Wucht in gewohnter Leoniden-Manier daher und ist dennoch anders. Er ist der zweite Vorbote fürs kürzlich erst angekündigte dritte Studioalbum der Band und gibt einen weiteren Vorgeschmack darauf, worauf man sich am 20. August 2021, wenn Complex Happenings Reduced To A Simple Design erscheint, freuen darf. Wie auch schon bei L.O.V.E. hatte hier Markus Ganter als Produzent seine Finger im Spiel, welcher vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Sizarr, Drangsal und Casper Picky Leser*innen bekannt sein sollte. 

Der letzte gemeinsame Tanz vorm Weltuntergang

Gezeichnet wird in Funeral  das Bild einer Welt, die in Flammen steht. Wobei dies gar nicht so metaphorisch ist. „Die Welt brennt an vielen Ecken und es wird immer mehr“, sagte Gitarrist Lennart Eicke dem ByteFM-Podcast „Ruhestörung“ gegenüber. Seit Ewigkeiten schon beschäftigt sich die Menschheit mit der Angst vor dem Weltuntergang. Francis Bacon wusste bereits im 17. Jahrhundert, dass wir Menschen uns nach dem Fortschrittsprinzip weiterentwickeln, wenn wir begreifen, dass wir die Naturgesetze für unsere Zwecke nutzen können. Doch Fortschritt hat Folgen. Dass uns die Konsequenzen dieses Strebens nach Macht irgendwann einholen würden, ist spürbarer denn je. Die Angst vor Katastrophen ist greifbar und die Katastrophe selbst ist kurz davor uns auf die Füße zufallen. Zumindest fühlt es sich in diesen prekären Zeiten so an. Zu diesem Gefühl liefern die Leoniden mit ihrer neuen Single Funeral den perfekten Soundtrack zum letzten gemeinsamen Tanz vor dem Weltuntergang. K.I.Z. und Henning May würden sagen „Hurra, diese Welt geht unter“. Die Leoniden hingegen stellen klar: „Although we carry our coffins / To bury our hope / We fell in love at the funeral / Of the world“. 

Doch das Alarmieren vor dystopischen Szenarien ist kein ausschließlich popkulturelles Phänomen. Die Angst vor dem Niedergang unserer Erde wird längst nicht mehr nur auf den Kinoleinwänden oder in Endzeit-Romanen behandelt. Sondern findet seit gut zwei Jahren auch auf den Straßen Deutschlands vermehrt Gehör. Auch die Leoniden beteiligten sich im vergangenen Jahr an der „Fridays For Future“-Bewegung. Ob sie der Auftritt vor Tausenden Demonstrierenden auf dem Hamburger Rathausmarkt damals ein Stück weit dazu inspiriert hat, einen Song über die Angst vor dem drohenden Untergang zu schreiben? 

Leoniden, Funeral, Cover, Review
Artwork zur neuen Single „Funeral“ in Zusammenarbeit mit No Talent Studio

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Eins ist allerdings gewiss: Die Leoniden lassen sich auf Funeral ihre positive Sicht auf die Dinge trotz der düsteren Umstände nicht nehmen. Die Hoffnung darauf, die entflammten Probleme gemeinsam lösen zu können, wird im Finale des Songs von Streichern und einem Bläsersatz ans Ende des Tunnels getragen, wo Zuhörer*innen dem Licht wieder begegnen. Soll heißen: „We’ve got to pull ourselves together and keep going.“ Auch wenn man unter der Last, dass die Allgemeinheit die Probleme nicht wahrhaben beziehungsweise ernst nehmen will, zusammenbricht, hinterlässt Funeral das Gefühl mit seiner Besorgnis nicht allein gelassen zu werden. Aufgeben ist für die Leoniden also keine Option. Auf Leoniden-Songs bleibt weiterhin Platz für Optimismus. Oder um es in Lennarts Worten zu sagen:

„Auch wenn die Welt um uns herum mehr oder weniger in Flammen steht, kann man auch gute Seiten sehen, die man wiederum braucht, um es irgendwie zu schaffen, diese ganzen Brände, Flammen und Probleme in den Griff zu kriegen. Wenn man aufgibt, dann fackelt die Bude ab.“

– Lennart Eicke in „Ruhestörung“, 92: Mit Leoniden

Funeral ist der wohl bisher politischste Song der Leoniden. Der berühmt-berüchtigte politische Zeigefinger wurde zum Glück nicht ausgepackt. Stattdessen aber sowohl musikalisch als auch textlich ein blockbusterähnliches Szenario der Beerdigung unserer Erde geschaffen, welches dennoch Hoffnung zulässt.

Foto: Joseph Strauch

Hier könnt ihr euch das Lyric-Video zum Song anschauen: