Schmerz und Heilung zugleich: Neufundland verabschieden sich mit „GRIND“

Neufundland machen den Abschied mit ihrer neuen Platte „GRIND“ nicht einfacher (Fotos: Lenny Rothenberg)

So ziemlich jeder Abschied fällt schwer. Der von Neufundland nach Hören ihres neuen Albums noch schwerer. Doch manchmal muss man ja gehen, wenn’s am schönsten ist. Oder? Klingt auf jeden Fall so, denn die Gruppe kredenzt uns ihre bisher wohl großartigste Platte auf die Ohren. „GRIND“ schmerzt und heilt zugleich.

Mit Neufundland durchs letzte Album grinden

Nach zweieinhalb Jahren meldet sich die Köln-Berlin-Connection mit lauten, energischen Songs auf ihrem neuen Album “GRIND” zurück. Von Anfang an ist klar: Rock und Post-Punk stehen auf dieser letzten Platte im Fokus und reißen alles ab, was mal war. Synthesizer und andere elektronische Elemente sind Geschichte. 

Kein Scherz”, der erste Song des Albums, startet mit einprägenden Gitarren-Riffs und schnellen Schlagzeug-Beats. “Kein Scherz, das Leben meint das ernst, kann ich mich irgendwie wehren?” singt Fabian Langer mit Schmerz in der Stimme. In “Streiflicht” geht es um die immer größer werdende Vereinsamung der Menschen durch den Druck, möglichst individuell sein zu müssen. Wie schnell man von anderen abgeschrieben werden kann, und dadurch neuen Begegnungen skeptischer und verschlossener gegenübertritt.

“Wir glauben, es ist das beste Neufundland Album und es fühlt sich sehr gut an, so zu enden.”

Neufundland via Instagram

Schicksalsschläge und Sehnsüchte

Auf “Jeder Liebe Ihre Zeit” fragen sich die Musiker, ob es das Schicksal einer jeden Liebe ist, irgendwann vorbei zu sein: “Du bringst die Trauer in Tüten heim, das Leben trägt sein schönstes graues Kleid.” Mit dieser Zeile schaffen es Neufundland, das Gefühl einer zerbrechenden Beziehung und die persönlichen Struggles, die jeder mitbringt, in ein Bild zu packen.

Der fünfte Song des Albums sticht heraus – “Vino” ist ein drei Minuten langer Ausflug von den sonst eher düsteren Songs der Platte und handelt von der “reizenden Hilflosigkeit von zwei Menschen, die plötzlich füreinander schwärmen”, wie Texter Fabian verrät. “Wir singen über die magischen Abende in der Schwebe und darüber, alles bisher Dagewesene plötzlich in Frage zu stellen – zumindest für eine Nacht.“

Doch der persönliche Favorit ist “Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin” – etwas softer, leiser, und doch mit Wumms. Das Gefühl von einer Unzufriedenheit über den Ort, an dem man ist, und einer stetigen Sehnsucht nach etwas Neuem, Unbekannten wird so wunderbar in Worte gehüllt, dass man sich sehr verstanden fühlt, auch wenn dieser Zustand einem selbst manchmal eigenartig vorkommen mag.

Fazit

Neufundland bleiben dem Schmerz in der Stimme und den Lyrics treu, die wir so mögen – und doch hebt sich das Album sehr von den bisherigen Platten ab. Da ist mehr Wut, mehr Lautes, mehr Präsenz und Eigensinnigkeit. Davon hätten wir in Zukunft gerne noch mehr gehört. Aber dieses Album wird bleiben, und sicherlich kein Streiflicht sein.

Wer mag, kann die Gruppe nächstes Jahr noch ein letztes Mal live sehen. Im März spielen Neufundland drei Abschlusskonzerte in Berlin, Hamburg und Köln.

Das Abschiedsalbum „GRIND“ von Neufundland erschien am 2.12.22. Jetzt anhören: