Razz melden sich zurück und singen über Machtlosigkeit

Razz, 1969 - Conrad, Single, Review, Pressefoto 2

3 Jahre war es still um Razz. Jetzt melden sie sich mit 1969 – Conrad zurück und ich kann euch sagen – das Warten hat sich gelohnt.

Seit ihrem Debutalbum With Your Hands We’ll Conquer 2015 ging es für Razz schnell bergauf. So schnell, dass sie 2017 nach ihrem zweiten Studioalbum Nocturnal entschlossen haben, eine Pause einzulegen. Die Band wollte sich selbst finden. Herausfinden wer sie sind und wer sie sein wollen. Dafür zogen sie 2018 zusammen nach Berlin, wo sie schließlich Dennis Borger und Fabian Langer kennenlernten. Zwei Produzenten, die es verstehen, den Sound der Band auf ein neues Level zu bringen. Jetzt, nach 3 Jahren gespanntem Warten, können wir das Ergebnis endlich hören. 1969 – Conrad ist draußen und macht Lust auf mehr.

Alles Neu?

Ich persönlich hab immer ein bisschen Angst, wenn sich Künstler in musikalische Selbstfindungsphasen begeben. Oftmals enden diese Phasen in musikalischen Neuschöpfungen, die vergessen, wo ein Künstler seine Wurzeln hat. Klar ist das nicht immer schlimm, gerade bei jungen Bands geht das aber oftmals in die Hose. Als ich den Titel 1969 – Conrad las,war ich ein bisschen glücklich. Wer Razz kennt, weiß dass auf ihrem Debutalbum ein Track mit dem Titel 1953 – Hillary ist. Dass der erste Songtitel nach der Pause eine Referenz auf einen eigenen Song ist, scheint eine Art Selbstbestätigung zu sein. Sie zeigt, dass die 4 Emsländer nicht verstecken wollen, was sie bisher gemacht haben, sondern genau daran anknüpfen.

Frischer Sound nach alter Manier

Der Song hält, was er verspricht. Er klingt frisch, neu und trotzdem klingt er nach Razz. Der Bass catched, die Synthies fesseln und der Gesang hält fest. Alles zusammen ergibt eine Melodie mit Ohrwurmpotenzial, einen Klang der erwachsen geworden ist, vielschichtiger und klarer als je zuvor. Diese Jungs haben es schon immer geschafft Melodien in den Kopf zu setzen, aber jetzt brennt sie sich fest ein. Mein erster Impuls war es, mit dem Kopf zu wippen und zu tanzen, so wie es sich für einen guten Indie-Rock Song gehört. Nur eine gute Melodie ist natürlich nicht genug, um einen guten Song zu schreiben. Es bleibt also die Frage: Was will der Künstler uns damit sagen?

Machtlosigkeit in Zeiten von Fake News

Conrad – 1969 spiegelt ein Gefühl der Machtlosigkeit wider. Ein Gefühl, dass für viele Menschen in Zeiten von Corona allgegenwärtig ist und das Leben fest in der Hand hat. In Zeiten von Fake News wird dieses Gefühl zu Spiritus, der Verschwörungstheorien auflodern lässt. Und genau darum geht es im Song.

„Es ist erschreckend zu sehen, wie sich einige Menschen auf unseriöse Quellen verlassen, ohne diese zu hinterfragen und von Verschwörungstheorien in den Bann gezogen werden. Die Tatsache, dass ein Virus so sehr zur Spaltung der Gesellschaft beitragen kann, ist beängstigend. Zusammenhalt und das Vertrauen in die die Wissenschaft sind dabei definitiv sinniger als ignoranter Egoismus und tendenziöse Panikmache“

Niklas, Leadsinger der Band

Auf der Suche finden Razz sich selbt

Razz‘ Comeback ist ein voller Erfolg. Mit 1969 – Conrad zeigen die Jungs, dass sie sich weiterentwickelt haben und sich trotzdem treu geblieben sind. Der Sound ist frisch, nimmt mit, die Message des Songs ist besticht und könnte nicht wichtiger sein.

Die Single macht Lust auf mehr und mehr kriegen wir hoffentlich ganz bald!