Politischer Pop mit 80s Klängen: Das Debütalbum von Sweet Tempest

Sweet Tempest – das Indie-Pop Duo aus Dänemark (Foto: Tina Dubrovsky)

Picky Janina hat für euch vorab ins Debütalbum von Sweet TempestGoing Down Dancing“ reingehört und ihre Gedanken dazu aufgeschrieben.

Mit “Going Down Dancing” haben Luna Kira und Julian Winding, die als Sweet Tempest Musik machen, ein vielversprechendes Debütalbum erschaffen. In Kopenhagen wurde die Band gegründet, mittlerweile leben die Beiden in Berlin, wo sie vielschichtige Botschaften in unterschiedlichste Genres verpacken, mal politisch, mal persönlich. Der Name der Band spiegelt sich im Album wieder – ein gesellschaftskritischer Sturm mit sanften Windböen und lautem Donner.

Gleich zu Beginn wird das Album mit “White country” politisch und widmet sich alten, weißen Männern, für die Begriffe wie Vielfalt und Gleichberechtigung Fremdwörter sind: “If you’re just here to divide, then your country is no country of mine.” Ein starker Start, nicht nur inhaltlich, der sich direkt zum Lieblingssong des Albums katapultiert hat. Der Song lebt von schnellen Synthie-Beats und einem Refrain, der im Kopf bleibt und den Körper automatisch zum mitsingen und bewegen animiert.

“Love and Motown”, der fünfte Song des Albums, ist mit ruhigen und nachdenklichen Melodien versehen, der Sturm legt sich etwas. Es geht um die vielen schlechten Nachrichten, die auf einen einprasseln und eine gebrochene Welt, die einer Geisterstadt ähnelt. Mit einer sanften Popmelodie geht es bei “Over Them Hills (I Find You)” weiter, dessen Inhalt weniger sanft ist – ein schmerzlicher Song über eine toxische Liebe, die immer wieder zurückkommt und nicht lockerlässt.

Die nächsten Songs nehmen wieder Wind auf, es blitzt und donnert mit einprägenden Synthesizer-Klängen und rockigen Gitarren-Riffs auf “Modern Justice” und “Party in Panama”. Die vermeintlich gut gelaunten Popmelodien gehen in die Tiefe und sprechen über Gerechtigkeit und die Panama und Pandora Papers, die nur ein Teil eines sehr großen, globalen Problems sind, wie die Band selbst (auf bandcamp) schreibt: “Everybody is tired of hippie songs around the fire at this point, so we decided to go for a far more aggressive and satirical approach, often singing as the people who perpetrate upon the small.” Die Lyrics von “Party in Panama” provozieren und parodieren Menschen, die in ihrer eigenen kleinen Welt leben und mit gesellschaftlichen Problemen nichts zu tun haben wollen: “Pick up my boy toy in Dubai, he’s real cute, nice butt, nice smile, he ain’t smart but he entertains me for a while.” 

Der Song ist Teil einer Trilogie, die mit “White Country” und “Modern Justice” vollständig ist. Der australische Regisseur Matthew Thorne hat für die drei Songs eine Musikvideo-Trilogie produziert, die auf dem Balkan gedreht wurde und zu den scheinbar fröhlich leichten Songs im Kontrast eine raue Realität zwischen hohen Betonbauten, unnatürlichen Körperidealen, Bergwerken und vielen Zigaretten zeigt.

“Ride In On The Moon” schließt das Album ab, der Sturm ist vorbei. Der ruhigste Song von “Going Down Dancing” transportiert Hörer:innen weit weg in eine andere Galaxie und lässt Raum, die vergangenen 15 Songs nachhallen zu lassen.

Fazit

Dass Julian Winding nebenbei als DJ und Produzent tätig ist verwundert nicht, denn er hat auch “Going Down Dancing” produziert. Als Solo-Künstler veröffentlichte er bereits mehrere Techno-EPs sowie Film- und Serien-Soundtracks. Die Techno-Einflüsse des Produzenten sind auf dem Album definitiv zu hören. Wir sind bereit, bald im Club zu den Tracks zu tanzen und dem Weltschmerz-Sturm eine Weile zu entkommen.

Das Debütalbum von Sweet Tempest erschien am 25.11. auf allen digitalen Plattformen, jetzt in „Going Down Dancing“ reinhören: