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Picky Jahresrückblick 2024: Unsere Lieblingssongs

Diese Songs haben die Picky Redaktion in diesem Jahr begleitet (zufällige Reihenfolge).

Donkey Kid – Appetite

Wir prophezeien es jetzt hiermit ganz offiziell: Der Indie der späten Nullerjahre wird sein Comeback feiern und Donkey Kids Single, die im Sommer herauskam, ist ein Paradebeispiel. Mal ganz abseits des Remixes von Digitalism sprudelt der Song über mit elektronischen Gimmicks, die vereint so klingen, als würden sie auch in einer Partyszene von Skins laufen können. In der Schatzkiste seines auch in diesem Jahr erschienenen Debütalbums funkelt “Appetite” somit verdient am hellsten. (picked by Elsa)

TRÄNEN – Komm und küss mich

Dass das Duo bestehend aus Gwen Dolyn und Steffen Israel sowieso absolut iconic ist, muss ja gar nicht erwähnt werden. Aber mit “Komm und küss mich” haben sie sich gegen Ende des Jahres nochmal selbst übertroffen. Der Song ist poppig und damit sehr eingängig, verfügt genauso aber auch über den nostalgic Charme, der TRÄNEN so ausmacht. Das Musikvideo dazu ist übrigens auch sehr sehenswert. (picked by Janina)

Apsilon – Koffer

„Koffer“ ist der eindrucksvolle Eröffnungstrack auf “Haut wie Pelz”, dem langersehnten Debütalbum des Berliner Rappers Apsilon, in dem er das Gefühl von Entfremdung und die Herausforderungen für Menschen mit Migrationsbiografie in Deutschland thematisiert. “In einen Koffer passt kein Leben / In einen Koffer passt nicht meine Welt / In einen Koffer passt ein Pass / Doch nicht meine Haut, in der ich steck’”. Diese Zeilen brennen sich ins Gedächtnis und zielen unabwendbar dorthin, wo sie es sollen: ins Gewissen der Mehrheitsgesellschaft. Auf dass es etwas verändern möge. (picked by Sofia)

Bruno Kawelke – Monet

Bruno Kawelke kommt ganz ohne Schnickschnack aus. Über reduzierte Instrumentals malt er Wortbilder idyllischer Welten. Die simple Klaviermelodie, die mit einem ebenso schlichten Groove einhergeht, wird durch ein Gesangssample ergänzt. Diese Rahmenbedingungen ermöglichen es, Kawelkes Zeilen die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdienen. Kunstvoll und unkompliziert erzählt er von einer Autofahrt, Noemis Nachrichten aus der Ferne und Frank Ocean. Dabei fühlt sich jede Sekunde des Songs an, als säßen wir auf dem Beifahrersitz. “Und ich verstehe Claude Monet / Uns fehl’n die Namen für die Farben und die Farben, die wir seh’n / Kann kein Pinsel jemals mal’n und doch siehst du, was ich seh’ ”. (picked by Hannah)

Blush Always – My Mum’s Birthday

Ein weiterer Album-Opener, der sich in unsere Lieblingssongs des Jahres einreiht: “My Mum’s Birthday” von Blush Always reißt einen direkt mit in eine berauschende Welt der Gitarrenmusik, die vertraut und doch unvorhersehbar klingt. Das passende Gegenstück dazu bilden die nachdenklichen Lyrics: ein vergessener Geburtstag, Schuldgefühle, Selbstanklage. Mit einem geschickten lyrischen Kniff wird der private Vorwurf des Egoismus zum gesamtgesellschaftlichen Problem. Eine Ode an die Selbstlosigkeit? (picked by Sofia)

International Music – Guter Ort

Die in Essen ansässige Band fragt sich auf ihrem aktuellen Album, ob sie denn wirklich dort bleiben wollen, wo sie sind und der Inbegriff dessen wurde “Guter Ort”. Untermalt von Ska-Instrumentierung und rockigen Gitarren finden sie einmal wieder eine Balance zwischen aufrichtiger Romantik und Augenzwinkern, stets auf der Suche nach dem Zuhausegefühl. Was genau sie denn unter einem guten Ort verstehen, kann man auch aus erster Hand in unserem Interview nachschlagen. (picked by Elsa)

Strahlemann – Du hast mir wehgetan

Das Ich, Du und alles, was dazwischen liegt – die Indie-Band Strahlemann setzt sich in vielen Ihrer Songs mit zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander. Ihr Release Du hast mir wehgetan ist ein eindringliches Beispiel: Es erzählt von Distanz, vom Verletzt Werden, vom Verletzen und vom Loslassen – und schwierigen Gesprächen, die einige von uns vielleicht selbst schon einmal führen mussten. Begleitet von einem pulsierenden Beat, der sich anfühlt, als würde das Herz bis zum Halse schlagen, steigert sich der Song sehr langsam und endet schließlich kraftvoll und intensiv. Am Ende bleibt ein Gefühl zurück, das zwischen Traurigkeit, Verlust und vorsichtiger Zuversicht schwebt. (picked by Celine)

WOHINN – Kreise Durch die Stadt

Das avantgardistisch angehauchte Hyperpop-Projekt des Der Ringer und Monako-Gitarristen Jakob Hersch hat in diesem Jahr eine ansehnliche Debüt-EP  hervorgebracht. Besonders ansehnlich war auch das Musikvideo zur Fokussingle “Kreise Durch Die Stadt”, das im Frühjahr bei uns Premiere feierte. Ein Song über nächtliche Spaziergänge als Coping Mechanismus und die Hoffnung, dass der Blick auf die Stadt neue Erkenntnisse bringt und Perspektiven eröffnet. Hook mit Ohrwurm-Potenzial on top. (picked by Sofia)

VICKY –  T-Shirt hoch Titten raus

VICKY erzählt uns „eine Geschichte über [ihr] abgefucktes Leben mit abgefuckten Problemen über abgefuckte Männer“. Über einen wummernden Beat, der an eine Clubnacht erinnert schildert sie Szenarien aus eben solchen Nächten: „T-Shirt hoch Titten raus“ ist ein Song über den Dating-Alltag einer jungen Frau mitsamt Frustration, Commitment Issues und Disrespect. VICKYs Debüt fühlt sich nach selbstbestimmten Party-Rap an, den es in dieser Form zuletzt von SXTN zu hören gab. Man kann nur hoffen, dass es im Jahr 2025 mehr von der Newcomerin zu hören geben wird. (picked by Hannah)

Flora Chroma – If I Were The Answer

Der verletzliche Song der Kölner Band Flora Chroma trifft mitten ins Herz – so cheesy muss es hier mal kurz werden, denn es stimmt einfach. Frontsänger Jonah singt herzzerreißend von der Trauer, die entsteht, wenn ein Mensch nicht dasselbe fühlt wie man selbst. Aber er gibt auch Hoffnung: “The fact that you could crush all of my feelings is proof of a heart that works.” Im Refrain steigen die anderen drei Musiker mit ein, und es entsteht ein total schönes Miteinander der Stimmen. Dazu kommen rockige Gitarrensounds, eingängige Bass-Lines und melancholische Synthie-Beats. Live ist der Song übrigens besonders schön. Die Band bezeichnet sich selbst als deutsche Placebo – and they’re giving. (picked by Janina)

Joesef – Cynical 

Alten Schmerz hinter sich und neue Liebe zulassen – genau das tut Joesef in “Cynical”. Nach der Veröffentlichung seines Debütalbums Permanent Damage im letzten Jahr setzt der schottische Künstler seine musikalische Reise mit diesem souligen Track fort. Inhaltlich knüpft er an das Album an, doch trotz des Titels und vergangener Themen wie Trennungsschmerz und offene Wunden strahlt “Cynical” alles andere als Zynismus aus. Stattdessen präsentiert die Single sich leicht, groovy und erfrischend. (picked by Celine)

Bazzazian, Schmyt – Lass los

Bazzazians Album “100Angst” ist ein bisschen wie Charli XCXs “Brat and It’s Completely Different but Also Still Brat”: Beats zum Dahinschmelzen und Feature-Gäste der Spitzenklasse. Aber eines (oder vielmehr einen) hat Charli XCX nicht: Schmyt. Der ist auf Bazzazians Album gleich drei Mal vertreten und macht seinem Ruf alle Ehre. “Lass los” ist eine Ballade in Schmyt-Manier, die es trotz maximaler Simplizität bei jedem Hören schafft, ein paar Tränen aus den Augen zu kitzeln. Der Song kommt mit einem einzeiligen Refrain und zwei ausgesprochen kurzen Strophen aus und transportiert doch das Gefühl von Schmerz, wie es kaum andere tun. (picked by Hannah)

Work Wife – Control 

“Control” von Work Wife ist der musikalisch gewordene Kontrollfreak, der doch ein bisschen in uns allen steckt. Eingängig, charmant und beinahe selbstironisch wird die Herausforderung des Loslassens in einen eingängigen Song verpackt, der einfach ein Vibe ist, ohne sich unangenehm aufzudrängen. (picked by Sofia)

MAJAN – Wenn nichts von nichts kommt

Um MAJAN war es 2024 im Vergleich zum Vorjahr sehr still. Doch pünktlich zum Jahresabschluss liefert er uns mit „Wenn nichts von nichts kommt“ einen Vorgeschmack auf kommende Projekte und rundet das Jahr gebührend ab. In der emotionalen Ballade zeigt sich MAJAN wie gewohnt von seiner melancholischen Seite, verarbeitet Vergangenes und gewährt uns Einblick in sein Inneres. Der Text, ebenso simpel wie poetisch, verschmilzt mit abwechslungsreichen, teils sanften, kraftvollen Instrumentals zu einem Song, der uns über 4:34 Minuten mitfühlen und mitweinen lässt – ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. “Glaub‘, wenn es wehtut, war es nicht umsonst / Denn solang ich fühl‘, bin ich noch nicht verlor’n / Ich hoff‘ so sehr, dass da was dran ist / Wenn wir schon alleine sind, wenigstens brechen wir dann zusamm’n”. (picked by Celine)

Magdalena Bay – Image

In eigenen Worten beschreibt sich das Duo als “Synth Pop straight from the simulation” und viel besser kann man es eigentlich auch nicht ausdrücken. Mit “Image” haben die Künstler*innen aus Miami einen verspielten Song geschrieben, der elektrisiert, in den Bann zieht. Beim Hören befinden sich die Füße auf einmal schwebend ein paar Zentimeter über dem Boden und Mica Tenenbaums Stimme klingt wie eine Prophezeiung, wenn sie vom brandneuen Selbstbild singt. Fühlt sich so wohl Wiedergeburt an, wenn sie in virtueller Realität stattfindet? (picked by Elsa)

TL;DR? Alle besprochenen Songs und Künstler*innen findest du in dieser Playlist: