Aufmerksamen Pickymag-LeserInnen wird es wohl nicht entgangen sein: ok.danke.tschüss liefern deutschsprachigen Synthie-Pop à la Einhorn-Rock vom Feinsten. Picky Eva hat das sympathische Quartett für einen kleinen Plausch per Zoom im world wide web (sei wie wir, bleib daheim) getroffen. Was ok.danke.tschüss mit Scooter am Hut haben, wie Sängerin Eva vom Singer-Songwriting zum Battle-Rap kam und was es mit der Leberfleckenlegende auf sich hat, liest du jetzt hier!
Als Einstieg der Klassiker: Würdest-du-lieber, aber in Mannheim-Edition [inklusive *Übersetzung* für alle Pickymag-LeserInnen, die Mannheim nicht so gut kennen, poor you]:
Picky Eva: Gemütlich ein Ureich* am Neckar zischen oder Kicker Skills im Nr. 6* verbessern? [*Ureich = Bestes Bier weit und breit; *Nr. 6 = einzige Bar im Jungbusch, die Kirschbier verkauft und einen gratis Tischkicker hat]
ok.danke.tschüss – Benni: Nr. 6! Eva & Manu: Gemütlich am Neckar ein Ureich zischen! Lucas: In meiner Utopie würde ich auch am Neckar sitzen, aber was dann tatsächlich passiert ist, dass ich doch nicht ausm Jungbusch rauskomme.
ok.danke.tschüss – Manu: Was ist Apache? (alle lachen, Manu wird aufgeklärt) Eva: Die Entscheidung war sehr hart, aber weil ich schon dran gewöhnt bin, nehme ich den Schoki-Duft. Lucas: Ich glaub, ich würde auch den Schoki-Duft nehmen, weil da weiß ich, dass man‘s überlebt. Aber Manu kennt Apache ja noch nicht, vielleicht mag er’s ja auch!
Picky Eva: Als Konzert-Location die Alte Feuerwache oder direkt SAP-Arena?
ok.danke.tschüss – Benni: SAP-Arena! Da hätten wir ja eigentlich auch gespielt. Eva: Lucas erzähl die Scooter-Story! Lucas: Nee, die kommt nachher noch, versprochen!
Soweit so gut, dann direkt zur ersten Frage:
Picky Eva: Ihr kommt ja ursprünglich nicht aus Mannheim, was fandet ihr erstmal gewöhnungsbedürftig?
ok.danke.tschüss – Lucas: Also für mich war’s schon ein Kulturschock. Ich war davor in Dinkelsbühl, was mal als schönste Altstadt Deutschlands ausgezeichnet wurde. Das war tatsächlich so das komplette Gegenteil, aber Mannheim ist trotzdem echt schön und – ja, inspirierend trifft’s eigentlich ganz gut. Eva: So musikalisch hat Mannheim mich auch beeinflusst, weil ich davor so gar nichts mit Rap am Hut hatte. Und ich war ’ne Zeit jeden Dienstag mit zwei Kumpels im Kontra N bei den ranzigsten Jam-Sessions ever. Die meinten, ich muss mal ausprobieren zu rappen. Und dann haben wir uns davor immer getroffen, uns mit schönen Kräutern beglückt und uns gegenseitig Rap-Lines an den Kopf geworfen. Ich bin auch mittlerweile mit einem der beiden in einer Rap-Crew (checkt Future Family aus). Das war dann echt lustig, weil ich davor eher nur so Singer-Songwriter-mäßig unterwegs und dann plötzlich beim Freestyle Rap war.
Picky Eva: Habt ihr euch dann so richtig gebattlet?
ok.danke.tschüss – Eva: Ja voll, ich bin nur leider überhaupt nicht gut im Beleidigen.
Picky Eva: In eurem Song Rosie singt Eva „Das erste was ich in der neuen Stadt gelernt hab‘ heißt sauber ist relativ“. Ist dir diese Zeile bei einem Spaziergang durch Mannheim eingefallen?
ok.danke.tschüss – Eva: Tatsächlich ist das zum Teil von Mannheim und zum andern Teil von meiner Wäsche-Situation in Mannheim inspiriert.
Wie wird eigentlich Einhorn-Rock gemacht?
Picky Eva: Also du schreibst die Texte, Eva?
ok.danke.tschüss – Eva: Mal so, mal so. Manchmal bringe ich fertige Texte mit, manchmal jammen wir zusammen und dann erarbeiten wir uns den Text gemeinsam. Manchmal erschlage ich auch einen der Jungs, also ich sitz zum Beispiel mit Lucas im Auto und bin so: „Lucas, jetzt texten wir!“ Und er muss sich dann seinem Schicksal ergeben. Lucas: Im Auto kann ich ja schlecht wegrennen… Eva: Also es kommt alles vor. Das Ganze ändert sich aber auch immer wieder, je länger wir Sachen zusammen machen. Letztens hatten wir eine Phase, da habe ich wild Wörter in den Raum geschmissen und die Jungs haben Reimwörter zurückgebrüllt und dann hat sich daraus was ergeben. Dann kommt alles in einen Topf und ich schaue: Was ist schön zu singen? Was fühlt sich gut an zu singen?
Picky Eva: Ist der Text denn immer zuerst da, oder habt ihr manchmal auch schon eine Melodie, bevor ihr den Text schreibt?
ok.danke.tschüss – Lucas: Ich würde sagen, meistens ist schon der Text zuerst da. Wir entwickeln uns auch immer mehr dahin, dass sich fast alles nach dem Text richtet. Benni: Alles andere wäre die Ausnahme, also dass wir irgendwie jammen und dann der Text dazu kommt, was aber auch schonmal passiert ist, also man weiß nie. Eva: Es ist schon auch so, dass jeder Song eine kleine Ausnahme ist und dass der Entstehungsprozess bei jedem Song unterschiedlich ist.
Picky Eva: Ihr studiert alle an der Popakademie und habt euch auch dort kennengelernt. War es Liebe auf den ersten Blick oder wie kam’s dazu, dass ihr euch entschieden habt, die erste Einhorn-Rock-Band überhaupt zu gründen?
ok.danke.tschüss – Benni: Das ist ne lustige Story, also wir waren schwimmen… Eva: … in der blauen Adria … Benni: Genau, jetzt kommen da wahrscheinlich alle nur wegen uns hin. Jedenfalls haben wir uns gut verstanden und beschlossen, dass wir eben zusammen Musik machen wollen und haben dann überlegt, wie wir uns nennen könnten. Da haben wir dann festgestellt, dass wir alle so weirde Muttermale an verschiedenen Körperteilen haben, die wir jetzt nicht zeigen können, leider. Jedenfalls ergeben die Leberflecke mit etwas Fantasie „okdanketschüss“, wenn man sie zusammenhält – und so haben wir uns auf unseren Namen geeinigt.
Picky Eva: Ah ja, die Leberflecken-Legende!
ok.danke.tschüss – Manu: Ach, du kanntest die Story schon? Lucas: Aber das mit der blauen Adria haben wir bisher noch nie verraten. Manu: Ja, das ist exklusives Wissen!
All about the Debütalbum
Picky Eva: Ihr habt dieses Jahr schon zwei neue Singles, nämlich Verrückt und Zuckerbaby rausgehauen (zu meinen Reviews geht’s hier und hier). Am 15.05. kommt eure Single Liebe? raus. Erzählt doch mal, worum es in dem Song geht und worauf man sich vielleicht besonders freuen darf.
ok.danke.tschüss – Eva: Also man kann sich auf ein Musikvideo freuen, ich habe die große Ehre das hier alleine in Quarantäne zu drehen. In dem Lied geht’s darum, dass, wenn man seinen Partner im einen Moment ganz stark lieben und im anderen Moment ganz stark hassen kann, es dann gar keine Liebe ist, sondern ein starkes Ego-Bedürfnis. So ähnlich hat das Eckhart Tolle mal thematisiert und das fand ich sehr eindrücklich. Deshalb handelt der Song so ein bisschen von den Absurditäten unserer Liebes-Kultur. Also wie geliebt wird, wie sich getrennt wird, warum darf man nur eine Person lieben, warum muss man sich eigentlich trennen und warum hasst man sich, nachdem man sich getrennt hat. Darf man sich dann eigentlich nur noch einmal im Jahr auf einen verkrampften Kaffee treffen, wenn man nicht mehr zusammen ist? Lucas: Hast du den Songtitel eigentlich richtig ausgesprochen? Eva: Ah nee stimmt, es heißt nämlich nicht einfach „Liebe“, sondern „Liebe?“ – (vorm Fragezeichen geht die Stimme schön hoch, so wie wir’s alle mal beim Vorlesen gelernt haben).
Picky Eva: Das klingt sehr spannend, ich freu mich drauf! Ganz nebenbei habt ihr mit der Veröffentlichung von Zuckerbaby ja auch verraten, dass diesen Herbst euer Debütalbum erscheinen soll. Wie hyped seid ihr auf einer Skala von 1 bis Scooter und worauf freut ihr euch am meisten, wenn das Album dann endlich draußen ist?
ok.danke.tschüss – Manu: Natürlich voll Scooter! Für das Album arbeiten wir mit dem wunderbaren Produzenten Daniel Mudrack zusammen. Wir nehmen es der Kleinen Audiowelt in Sandhausen auf, das ist ein super Tonstudio mit ganz vielen tollen TontechnikerInnen und AudiokünstlerInnen. Und wen’s auf jeden Fall auch noch zu erwähnen gibt, ist unser Manager/Vollzeit-Papa Patrick Kruppa, der in unserm Song Zuckerbaby übrigens die Blockflöte zum Besten gibt! (das Ganze könnt ihr hier nochmal nachschauen: In the Mix). Lucas: Ja, es ist auf jeden Fall mega, so ein Gesamt-Kunstwerk wie ein Album machen zu können. Und da haben wir auch ganz vielen Leuten viel zu verdanken. Zum Beispiel sind wir letztes Jahr ins Förderprogramm der Initiative Musik rein gekommen, oder auch das Pop-Camp, das uns dank vieler toller Menschen sehr weiter gebracht hat. Da durften wir zum Beispiel mit Judith Holofernes (Wir sind Helden) zusammenarbeiten. Und jetzt kommt auch wie versprochen die Story zum Thema Scooter: Und zwar hat der vor eineinhalb Jahren oder so in der SAP-Arena gespielt und hatte keine Vorband. Da wollten wir dann natürlich als Vorband für den spielen. Und dann bin ich in unsern Proberaum gekommen und hab dem Benni eine Sprachaufnahme vorgespielt wie H.P. Baxxter uns fragt, ob wir als seine Vorband auftreten können.
Picky Eva: Du verarschst mich grade oder?
ok.danke.tschüss – Lucas: (lacht) Nee, diese Voice gabs tatsächlich, die habe ich in stundenlanger Arbeit aus Audios von H.P. Baxxters Stimme zusammengeschnippelt. Eva: Du hast doch sogar so Auto-Geräusche drübergelegt, damit man das nicht so merkt. Lucas: Ja genau, und die habe ich dann dem Benni vorgespielt und erst nach einer halben Stunde oder so aufgelöst. Benni: Nach einer halben Stunde? Nee, ihr habt mich drei Tage in dem Glauben gelassen, Leute! Lucas: Ach was, das war im Proberaum direkt! Manu: Ja, ich glaub auch, dass das im Proberaum war. Benni hat sich ja dann auch ausführlich revanchiert, aber eher bei Eva… Eva: Und ich hatte gar nix damit zu tun!
Picky Eva: Wie hast du dich denn revanchiert, Benni?
ok.danke.tschüss – Benni: Wir haben für unser Lied Vincent van Gogh ein Video gedreht und Eva hat dafür zwei sehr schöne Bilder gemacht. Eins davon hat sie fotografiert und spaßeshalber für 1.000 € oder so auf eBay gestellt. Eva: Mein Ziel war, das Geld, das für den Videodreh draufgegangen ist, damit wieder reinzuholen. Benni: Jedenfalls saßen dann unser Manager der Kruppa, Manu und ich bei uns in der Küche und haben nachgedacht, wie wir das anstellen können. Und der Kruppa hat dann in Lichtgeschwindigkeit ein Fake-Profil erstellt und wir sind mit Eva auf eBay in Korrespondenz getreten, um das Bild zu kaufen. Das Ganze ist dann aber leider an der Übergabe gescheitert. Eva: Das war aber echt krass, weil die für dieses Profil eine echte Person, nämlich so einen Jung-Künstler als Vorlage genommen haben. Und ich habe den dann gegoogelt und die ganzen Daten haben übereingestimmt, war alles sehr glaubhaft.
Picky Eva: Oha, wie durchdacht eure Streiche sind!
ok.danke.tschüss – Eva: Ja das ist mittlerweile auch richtig eskaliert, keiner glaubt keinem mehr irgendwas. Manu: Aber wir machen das auch nur Band-intern, also andere Leute bleiben von unseren Streichen verschont!
Zeit für ein bisschen Quarantäne Content
Picky Eva: Zu guter Letzt noch eine Frage, die mir gekommen ist, weil ich gerade wegen der Quarantäne wieder in meinem Kinderzimmer wohne und in alten Zeiten schwelge: Wisst ihr noch, welche die erste CD war, die ihr euch gekauft habt?
ok.danke.tschüss – Lucas: Ich glaub bei mir war’s die Maxi-Version von Die perfekte Welle von Juli. Damals hatte man ja auch noch kein Internet, das heißt, man hat dann halt echt so in Dauerschleife diese CD rauf und runtergehört. Und dann auch immer diese drei verschiedenen Versionen von ein- und demselben Song. Was ganz gut zu dem Thema passt: Wir haben auf Spotify mittlerweile schon zwei Plattenkisten-Playlists hochgeladen, die unseren musikalischen Werdegang beschreiben (check it out: Manu’s Plattenkiste und Lucas‚ Plattenkiste).
Benni: Die erste CD die ich mir selbst gekauft hab war tatsächlich auch Die perfekte Welle von Juli. Aber davor hatte ich die ganze Zeit die Platte S.S.T. von Prince am Start, die ich mal geschenkt gekriegt hab.
Manu: Also die erste CD, die ich mir selbst gekauft habe war entweder von Linkin Park oder Tainted Love von Marilyn Manson. Oder es war Follow Me von Uncle Kracker. Das war alles etwa so zur gleichen Zeit.
Eva: Also ich war nie so im CD-Game, ich war immer eher so ‚ich lade meinen iPod voll mit konvertierten YouTube Videos‘, von so Seiten wo du dann eine kleine MP3 und vier Viren mitnimmst. Aber die erste CD, die ich geschenkt gekriegt habe war die Maxi-CD Apologize von Timbaland ft. One Republic.
Picky Eva: Ganz am Ende ist es beim Pickymag üblich, einen Blank Space zu lassen, das heißt hier könnt ihr loswerden, was euch auf dem Herzen liegt oder worauf immer ihr Lust habt!
ok.danke.tschüss: Bleibt alle zuhause! Und hört ganz viele klitzekleine Künstler, weil die sich nämlich eigentlich nur über Auftritte finanzieren. Am besten machst du dir ne Playlist mit ganz vielen kleinen Künstlern, von denen du weißt, die kriegen noch nicht die große Kohle, und dann nimmst du dein Handy, machst Kopfhörer rein und lässt die Playlist nachts auf Dauerschleife laufen. Und dann kriegen die alle schön so ein bisschen Spotify Geld!