Maeckes treibt im neuen Album „POOL“ durch die verschiedensten Emotionen

Komplett unübertrieben kann man von „POOL“ behaupten, dass es das wahrscheinlich beste Album von Maeckes ist. So sanft wie die leichten Wellen in einem Pool über den Kunststoffrand schwappen, fühlt sich das Hören dieses Albums an. Dabei wird man durch ruhige und schnellere Songs getragen und schwimmt durch die verschiedensten Emotionen. Das Grundrauschen leiser Pool-Geräusche erinnert immer wieder an den Albumtitel.

Einigen von euch dürfte Maeckes vor allem als Mitglied der Rapgruppe Die Orsons bekannt sein. Doch „POOL“ ist bereits das dritte Solo-Album von Maeckes und folgt nun fünf Jahre nach dem Vorgänger „TILT“. Dass seitdem ein paar Jahre vergangen sind, merkt man schnell. In „POOL“ beweist Maeckes, dass er musikalisch und lyrisch gewachsen ist. In Kombination mit der Vielseitigkeit der Songs, entsteht ein stimmiges Gesamtkonzept, das mehr als nur einmal gehört werden will.

„Du rennst raus. Da sind nur Mauern (…) statt `nem Haus. Es wird noch dauern (…) bis du´s fertig baust.“

Maeckes – „Mauern“

Direkt zu Beginn nimmt Maeckes uns mit in die Verzweiflung und Überforderung – dargestellt durch metaphorische Mauern. Musikalisch klingt „Mauern“ klassisch nach Maeckes. Die sanfte Stimme singt über klare Gitarrensounds, begleitet von Schlagzeug und ruhigem Beat. Der anschließende Wechsel zu den vorher ausgekoppelten Singles „Stoik & Grandezza“, „1234“ und „Emilia“ zeigt die diversen Gefühle, die im Pool durcheinander schwimmen. Es geht um gescheiterte Beziehungen, gebrochene Herzen und der Suche nach Liebe. Aber auch Haltung wird gezeigt, wie in „1234“. Zwischen melodischen und tanzbaren Beats, 808s und Gitarrensounds trifft Maeckes mit pointierten Lyrics in Herz und Gedanken. Man will sofort das Tanzbein schwingen und in den Melodien schwelgen.

Im Laufe des Albums kommen schwere Themen auf den Tisch. Mit „Maschine“ wird die Problematik der dauerhaften Abhängigkeit von Handy und co. aufgearbeitet, aber nicht ohne eine Brücke zu reellen (gescheiterten) Beziehungen zu schlagen. „Die Maschine gibt mir alles on demand. (…) Wenn selbst eine Maschine mehr Liebe für mich übrig hat, warum fühle ich das für dich?“ Begleitet wird dies, neben einem leise plätschernden Beat, von einem imposanten Orchester, wodurch die Emotionen noch gesteigert werden.

Foto: Monica Menez

Nach „Swimmingpoolaugen“ folgt mein persönliches Highlight des Albums: der sehr energetische Track „Zu sensibel“. Mit einem schnellen Flow und einem Nirvana-Sample, spielt Maeckes ironisch mit der Ambivalenz der eigenen Sensibilität und dem äußeren Anspruch. „Am Pool“ hingegen zeichnet sich durch einen simpleren, eingängigen Sound aus, spielt aber genauso mit Worten und Bildern. Passend zum subtilen roten Faden von „POOL“, kann man leises Rauschen von Wellen wahrnehmen.

Das Thema Trauer, vor allem in „TILT“ sehr präsent, fällt in „POOL“ nicht unter den Tisch. Mit der Allegorie eines Kartenspiels thematisiert Maeckes in „Pik“ Liebe und Verlust. „Pik Ass, Kreuz 9 (…) Herz hat verloren. Ich hab‘ ‘nen Fluss geweint.“ Der Beat ist stark, trotzdem kommt eine Sanftheit durch, die das Treiben durch Emotionen ziemlich gut auf den Punkt bringt. Zum Abschluss kommt „POOL“ nach einer Interlude mit dem vorher ausgekoppelten „Calippo Vivaldi“.

„Du bist mein Sommer, ich dein Winter.“

Maeckes – „Calippo Vivaldi“

Der Song steckt voller Gegensätze und das Bild des Sommers schließt hier wieder den Kreis zur Szenerie des Pools. Am Ende steckt „POOL“ voller Gegensätze, Widersprüchlichkeiten und Metaphern. Maeckes bringt in dieser wunderschönen Gesamtkomposition verschiedene Emotionen mit schlauen Lyrics und vielseitigen Soundelementen zusammen. Zuhören fühlt sich dabei so an, als würde man durch die sanften Wogen des Pools gleiten, immer wieder aus der Ruhe gebracht durch diesen einen Idioten, der Arschbomben vom Beckenrand macht. Vielleicht hat Maeckes nicht die große Lösung für die zwischenmenschlichen Probleme oder Ungerechtigkeiten dieser Welt, doch in den Minuten von „POOL“ möchte man das glauben.

(Beitragsbild: Monica Menez)