Kerker mit Kettensäge (Foto: Selena Hamers & Yannick Holthausen)
Jonah Holzrichter (Lyschko) veröffentlicht heute die erste Single „Sonne“ als Kerker – ein Song über Herzschmerz, Pubertät und den Tod.
Kerker. So heißt das neue Projekt von Jonah Holzrichter. Oktober 2022 kam das Debütalbum “Brennen” ihrer Band Lyschko via My Favourite Chords raus. Nun, knapp ein Jahr später, steht wieder ein Debüt an: die erste Solo-Single. Wer dem Piloten der BANDE Konzertreihe von MODULAR im Molotow beigewohnt hat, ist wohl bereits auf den Namen Kerker (u.a. als DJ von Mia Morgan) gestoßen. Am 23.10. gibt’s dann das Live-Debüt bei der zweiten Ausgabe im Schokoladen Berlin (Tickets gibt es hier) und seit heute auch endlich einen Soundtrack zum Namen.
Während Lyschko als frischer, rauer Wind durch die deutschsprachige New Wave-Nische peitschen, lautet Kerkers Mission make it emo but futuristic. Im Alleingang donnert Kerker in Richtung Zukunft und bedient sich dabei genreübergreifend an den verschiedensten Elementen, die gemeinsam ein unmissverständliches Soundbild ergeben. Auch wenn mit dem Solo-Projekt neue Pfade erkundet werden, ist Lyschko trotzdem präsent: Produziert wurde die Debüt-Single “Sonne” von Lukas Korn.
Coming-of-Age-Movie gone wrong…
Kerker’s “Sonne” ist ein Lied über die große Liebe, Hormone, Vergänglichkeit und pubertäre Selbstzweifel – Selbstzweifel, die nicht einmal der Tod beseitigen kann. Eine grotesk lebensnahe und zugleich surreale Coming-of Age-Geschichte mit bösem Ausgang.
Aus einer anfänglich harmlosen Einladung wird plötzlich ein Verbrechen, in das eine ganze Familie verwickelt wird. So liegt Kerker blutgebadet auf dem Asphalt und stellt sich auf dem Sterbebett eine letzte Frage: “Wird man noch braun, wenn man tot in der Sonne liegt?”
Mögen sich andere in ihren letzten Lebensminuten damit beschäftigen, ob sie ein erfülltes Leben gehabt haben und etwas Bedeutsames hinterlassen, wendet Kerker einen äußerst pragmatischen und trockenen Bewältigungsmechanismus an.
“Erst wenn die Würmer an mir nagen, trau’ ich mich zu fragen, ob du dich dann auch in mich verliebst, wenn du mich so siehst.”
Kerker – Sonne
Das Musikvideo, dessen Ästhetik Erinnerungen an Vine-Edits der 2010er Jahre weckt, wurde von Selena Hamers (MODULAR) gedreht und schafft gekonnt den Balanceakt zwischen Camp und Ernsthaftigkeit. Lustigerweise wird auch hier, wie in MODULARs “Betrüger”, eine Leiche im Kofferraum transportiert.
Adoleszenz in der Apokalypse
Kerker lässt tief in Abgründe blicken, die trotz all der Tristesse einen Spalt fürs Licht, vielleicht sogar die Sonne lassen. Mit der Debüt-Single legt der*die Newcomer*in den Grundstein für die Soundwelt, die in Zukunft Stück für Stück gänzlich enthüllt werden wird.