Am Freitag hat Kaltenkirchens neue EP PHASE 1: PANIK das Licht der Welt erblickt. Mit der EP verabschiedet er sich vom Antischlager und wagt den Schritt in neue musikalische Gefilde. Der neue Sound steht Kaltenkirchen.
Wer an Kaltenkirchen denkt, hat wahrscheinlich den 80’s Sound seines Debüt Albums Im Namen der Liebe im Ohr, mit dem er 2019 seine Karriere begann. Doch schon mit seiner Single Trocken, die er letztes Jahr rausgebracht hat, kündigt er seinen Aufbruch in neue Soundgefilde an. Den modernen Sound, der eher dem Deutsch Rap nahekommt, setzt er in seiner aktuellen Single fort. Er verabschiedet sich von der Nostalgie der 80er und kommt mehr im Sound des Hier und Jetzt an.
Ein Thema, vier EPs
PHASE 1: PANIK ist der Auftakt für insgesamt vier EPs, die im Laufe des Jahres erscheinen werden. In den EPs setzt sich Kaltenkirchen mit seinen persönlichen Erfahrungen mit Panikattacken auseinander. Für ihn steckt auf der einen Seite ein Ansatz, der ihn seinem therapeutischen Behandlungsziel näherbringen soll dahinter. Auf der anderen Seite möchte er für mehr Sichtbarkeit sorgen, den offenen Umgang mit dem Thema fördern und gleichzeitig den Diskurs um das Thema voranbringen. Eine tolle Absicht wie ich finde, aber wie setzen er und sein Bandkollege Niklas Pichler das musikalisch um?
Eröffnet wird die EP mit 5MM. Philip Maria Stoeckenius, wie Kaltenkirchen bürgerlich heißt, verhandelt hier die Panik die daraus resultiert, was andere über ihn denken. Es geht um die Angst, was andere über ihn denken und dem daraus resultierenden Druck, der ihn fast zerbricht. Der Track leitet perfekt in die neue Kaltenkirchen Ära ein. Er führt von der Außensicht in sein Inneres, seine ganz eigene Emotionswelt, die die neuen EPs bestimmen soll. Der Sound ist basslastig, geht nach vorne und zeigt eine neue Seite von Kaltenkirchen, die sich weniger nach Antischlager und mehr nach Rap anhört.
Kaltenkirchen meets ANOKI
Das Herzstück der EP bildet der Track PANIK. Dafür hat sich Kaltenkirchen mit dem Berliner Rapper und Songwriter ANOKI zusammengetan, der sich hier auch zum ersten Mal musikalisch mit seinen Panikattacken auseinandersetzt. Das Instrumental ist poppig und versprüht im Gegensatz zu den Lyrics einen sehr positiven Vibe. Inhaltlich geht es um die Beziehung zur Panik, die sich hier schon fast wie eine Liebesbeziehung darstellt. Die Panik wird zu einem aktiven Teil der eigenen Persönlichkeit, sie bestimmt das Leben mit. Das Instrumental gibt einem das Gefühl die Panik wäre eine Bereicherung fürs eigene Leben, auch wenn die Lyrics das Gegenteil besprechen. Die beiden Künstler ergänzen sich perfekt und erschaffen so schon fast eine Hymne der Panik.
Ich bin eins, ich bin eins mit meiner Panik. Ich hab‘ Angst, ich hab‘ Angst sie zu verlieren.
Kaltenkirchen in PANIK
Den Abschluss macht RISIKO. RISIKO steht für die Konfrontation mit der Panik, dem Kick den man kriegt, wenn man sich der Panik stellt. Im Track finden sich nicht nur Überbleibsel der alten Kaltenkirchen Attitüde, sondern auch Anspielungen auf einen altbekannten Song. Es handelt sich dabei um eine Referenz an Come As You Are. Immer wieder tauchen kurze Bruchstücke der Nirvana Melodie auf. Ob und was das bedeuten soll, bleibt dabei dem Hörer überlassen.
Philip und die Panik
PHASE 1: PANIK zeigt eine neue Seite von Kaltenkirchen. Sein neuer Sound ist aktuell, geht nach vorne und ist dank der Arbeit von Niklas Pichler ein wahrer Ohrenschmaus. Auch textlich überzeugt Kaltenkirchen auf ganzer Linie. Die Art, wie er mit seiner Panik umgeht und diese in Musik verwandelt ist eine Bereicherung für die deutsche Musikszene. Den Mut den er wohl aufbringen musste, um dieses so sensible, persönliche Thema nach außen zu kehren und sich der öffentlichen Meinung zu stellen verdient Respekt und Anerkennung. Er bietet einen Ort, an dem Menschen, die ebenfalls unter Panikattacken leiden nicht alleine sein müssen. Er schafft Sichtbarkeit und schweigt das Thema nicht weg.
PHASE 1: PANIK ist mehr als nur drei gute Tracks und deswegen von mir eine ganz klare Hörempfehlung.