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“jung&unentspannt” im Großstadtleben: B4MBI seziert ihr Herz auf ihrer Debüt-EP

B4MBI mitten in der Hauptstadt (Alle Fotos im Beitrag: @raverodri)

Sich in Texten all die doofen Gefühle von der Seele zu schreiben, kann sehr heilsam sein – das zeigt die Newcomerin aus Berlin mit ihrem allerersten größeren Release. Zwischen leichtfüßiger Neuen Neuen Deutschen Welle und einem schweren Herzen gibt B4MBI einen intimen Einblick in den Zeitgeist. “jung&unentspannt” ist für alle, die sich im Chaos des Erwachsenwerdens verlieren, im Kreis drehen und wiederfinden.

Indem die Erfahrungen auf einmal außerhalb existieren, in einen Song verpackt werden, verschwinden sie ein bisschen mehr aus dem eigenen System. So auch erzählte die Künstlerin im Zuge ihrer Veröffentlichung davon, nun mit der EP ihren Liebeskummer endlich loslassen zu können. Beim Hineinhören werden diese Emotionen direkt spürbar, sorgsam sortiert in die sieben Lieder verschnürt. Sie hallen in Synthesizer-Sounds wider und erzittern durch das Kratzen einer E-Gitarre. B4MBI zeigt uns all ihren Frust, ihre Resignation und ihre Sehnsüchte, die mit einem (Dating-)Leben in dieser Generation einhergehen.

Das Intro bleibt reduziert im Gegensatz zu den anderen Tracks, nur von Gewittergeräuschen und ein paar Akkorden untermalt erklingt ihre Stimme. Dem Titel nach zu deuten befinden wir uns noch in der Ruhe vor dem Sturm, der dann im folgenden “Kaputt gemacht” auch direkt losbricht. Was beginnt, als sei es eine kühle Abrechnung mit jemand Verflossenem, den man nicht mehr sehen will, kippt irgendwann begeleitet durch laute Indie-Rock-Gitarren verstärkt in eine Frustration darüber, wie groß der Effekt jener Person noch ist. Es scheinen Worte zu sein, die die Künstlerin gerne ausgesprochen hätte, aber von denen sie weiß, dass sie nicht auf Verständnis gestoßen wären. Nun finden sie Platz in ihren Zeilen.

Das Wechselspiel von Wärme und Kälte jeglicher Art spielt immer wieder eine Rolle in den Bildern, die B4MBI dabei zeichnet. Das heitere Wetter stimme nicht mit der Kühle in ihr überein, die Augen des anderen strahlen eisblau und im Herzstück der EP, “Großstadtmentalität”, sagt sie direkt zu Anfang: “Lässt mich nicht kalt, du lässt mich lauwarm”. Wie zwischenmenschliche Beziehungen im Tempo und Überfluss eines Ortes wie Berlin verhandelt werden, spiegelt sich hier wider – viel wollen, aber nichts davon in Gänze und am besten immer das, was man nicht haben kann. Wobei sie aber nicht einfach mit dem Finger auf die Leute zeigt, die Bindung scheuen und trotzdem nach Nähe suchen, sondern sieht sich selbst als Teil der Maschinerie. Ein New Wave Song, der geschickt durch das Großstadtchaos tänzelt.

Die EP nur auf den Herzschmerz zu reduzieren, wäre aber auch falsch – denn jung und unentspannt zu sein kann ja viele Gründe haben. Während “Ich sehe was, was du nicht siehst” die Suche nach sich selbst thematisiert, die zwischen gefüllten Gläsern und einem noch volleren Kopf stattfindet, widmet sich “Mensch Ärger Dich Nicht” dem Alltag im Patriarchat. Die Erfahrungen von Belästigung, die sie hier beschreibt, sind kein Einzelfall, sondern ein systematisches Problem. B4MBI entlarvt dabei das Verhalten jener Männer als Machtspielchen, wie der Titel schon andeutet, und spricht diese direkt an. Denn sie müssen verstehen, dass ihre Aktionen das Leben von FLINTA*-Personen negativ beeinflussen, dass sie übergriffig sind und eben nicht bloß ein Spiel zur eigenen Unterhaltung.

Am Ende wechselt die Künstlerin die Perspektive und es wirkt, als ob sie sich an ihr Ich aus der Vergangenheit richtet. Sie versteht zu gut, was jene Frau in den “Eisblaue(n) Augen” gesehen hat, doch sanft erklärt sie ihr, dass ihre Hingabe nie erwidert wurde. Denn manchmal ist was im Blick anderer zu schimmern scheint, nur die Reflektion von einem selbst, von der eigenen gegebenen Liebe. So schließt sich der Kreis auf die schönste Weise, wenn B4MBI über diese EP sagt, dass sie hiermit in sich finden konnte, was sie immer in anderen gesucht hatte. Auch musikalisch fasst sie Fuß in ihrem persönlichen Sound und man darf sich sicher sein, nach “jung&unentspannt” kommt noch viel auf uns zu.

jung&unentspannt“ erschien am 21. Februar auf allen gängigen Streamingplattformen und hier kannst du direkt hineinhören: