IUMA ist sich selbst auf ihrer Debüt-EP „Genug“

IUMA (Foto: Jaqui Dresen)

Auf ihrer ersten EP zeigt IUMA, wie gut Deutschpop funktionieren kann. Mit Hooks wie „Du bist Gold, Junge“ und „Sex ist, du verstehst es nicht, Sex ist für mich anders als für dich“ erschleicht sie sich einen Platz in den Köpfen ihrer Hörerschaft. Tanzend verpackt die Newcomerin auf „Genug“ Selbstbestimmung, Akzeptanz und Feminismus in jedem ihrer Songs.

01: gold junge

Scheiss mal auf toxische Typen, wir wollen Awareness und Achtsamkeit. Das hat sich auch IUMA in „gold junge“ gedacht und uns mit dem ersten Track der EP kurzum ~ihn~ vorgestellt: Er ist aufmerksam, smart und natürlich auch noch Feminist. Ähm, geht es noch besser?? So singt sie im zweiten Verse: „Du bist anders als die anderen, wünsch‘ mir alle fühlten sich so weich an. Redest über deine Ängste und ich glaub‘, ich bin verliebt.“ Dieser Lovesong klingt auch soundtechnisch nach dem, was IUMA längst mit Worten erklärt hat: Offener Kommunikation, Leichtigkeit und einem heftigen Gefühl von Verliebtheit.

„Ich suche mehr Raum für Verletzlichkeit, eigene Heilungsprozesse und feministische Inhalte im Deutschpop und wünsche mir, diese Werte durch meine Musik mit einer gewissen Leichtigkeit weiter zu geben und dadurch einen Safe Space für mich und andere zu schaffen.“

IUMA (Quelle: Pressetext)

02: u-bahn
oder auch: Können wir reden oder hasst du mich?

Die meisten Menschen werden es kennen: Das zwiespältige Gefühl, nicht genau zu wissen, wie man mit der eigenen Unsicherheit nach Trennungssituationen am Besten umgehen soll. Gedankenkreisen und Grübeleien. Kann ich mit ihm*ihr reden oder hasst er*sie mich? Was schreibe ich denn nur? Und wann schreibe ich? Und dann sind da immerhin auch noch gemeinsame Freund*innen oder unvermeidbare Treffen, denen man nur schlecht aus dem Weg gehen kann. Ignorieren oder ganz cool „Hi“ sagen?

Im Chorus von „u-bahn“ nimmt IUMA uns mit in eine Situation aus ihrem Leben und hält mit folgenden Sätzen ihre Gedanken im Nachhinein fest: „Hab deine Freunde in der U-Bahn gesehen, hab mich gefragt, was sie über mich so erzählen. Was das bedeutet, dass sie mich ignorieren. Aber vielleicht haben sie mich ja auch gar nicht gesehen.“

Das Artwork von „Genug“

03: sex ist

Sexismus ist beschissen und manchmal mag unsere Gesellschaft bei diesem Thema den düsteren Anschein erwecken, Sexist*innen seien überall. Und dieser traurigen Realität ist sich auch IUMA bewusst, so textet sie: „Du [der Sexist] sagst: ‚Männer sind alle gleich.‘ Du sagst: ‚Männer wollen alle nur eins.‘ Du sagst, ich sei selbst schuld und naiv, wenn ich provokativ meinen Body zeige.“ Mit ihren Songzeilen hebelt sie verklärte Sichtweisen aus. Denn Körper sind, um in den Worten der Musikerin fortzufahren, in der Natur ihrer Sache niemals provokativ, auffordernd oder gar einladend. „Wie kommst du auf die Idee, dass ich bleib‘? Du bist keine Wunderlampe, nein, ich bin Genie [Geist aus „Aladin und die Wunderlampe“]. Und du ein Sex-ist.“

Ein Geheimtipp ist auch ihre Live-Version des Stücks bei TV Noir. Diese gibt es hier zu sehen:

04: genug

Einfach mal mehr über Gedanken und Gefühle reden – wenn das doch so einfach wäre. Mit „genug“ kreiert die Musikerin eine auditive Naturkulisse, die das Gedankenkreisen im Kopf wiederspiegelt: „Und der Wind zieht durch die Bäume und erhört nicht was du sagst. Verlierst dich still und leise auf einer Bank im Park. Er wird immer lauter, er sagt ‚Junge, bleib jetzt stark.‘ Ich hoffe, du kannst vergessen, was er zu dir sagt.“ Sanftmütig fordert sie ihr Gegenüber, oder vielleicht auch ihre eigene innere Kritikerin, dazu auf, die Innenwelt nach Außen kehren zu lassen. Lautmalerisch schweben im Chorus die Klänge von Synthesizern und „Oohs“ über ihrem Gesang, wie eine zukunftsgerichtete Prophezeiung. „Du bist genug, egal wie viel. Du musst nie für mich den Helden spielen.“

„Sich selbst genug sein ist der erste Schritt, um gemeinsam genug zu sein. Ich will lernen, mir selbst zu erlauben, das zu sein, was ich bin.“

IUMA (Quelle: Pressetext)

05: gutgut

Fakt ist: Jede*r hat schon einmal auf die Frage „Wie geht es dir?“ mit der Floskel „Danke, gut“ geantwortet. IUMA thematisiert im vierten Song jenes selten ehrlich gemeinte Phänomen und scheint sich dabei selbst unklar zu sein, wie viel Wahrheitsgehalt in ihren eigenen Antworten steckt. Fast schon provokant verwendet sie das Adjektiv mal hier, mal da und eigentlich überall. Woher soll sie denn auch wissen, wie es ihr geht? Dabei mag ihr die Aussage „gutgut“ wie ein „easy way out“ erscheinen, um dem eigenen Gedankenwirrwarr zu entfliehen. Die überzogene Wortwiederholung wird von kontrastierenden Zeilen wie „Kein Plan, ob ich dich brauch“ oder „Irgendwie gehts mir gut ohne dich, so gut. Ob ich an dich denke? Denke nicht, mhhh. (…) Gut, Gut.“ befüttert.

IUMA (Foto: Jaqui Dresen)

IUMA dieses Jahr live

Auch 2023 spielt die Musikerin wieder ein paar Gigs. Bisher sind folgende beiden Termine bestätigt:

  • 13. März: Köln @YUCA
  • 20. März: Berlin @Prachtwerk

Hier gibt es die gesamte Fünf-Track-Platte zu hören: