Interview mit Baked Cat: F*ck, No Fairytale

Baked Cat aus Hamburg sind vier Frauen, die viel zu sagen haben. Ihre EP „F*ck No Fairytale“ kam am 13. November 2020 heraus und Anni (Vocals), Becks (Keys), Anna (Bass) und Clara (Drums) haben sich ein bisschen mit mir per Videochat über ihre neue EP, Märchen und Feminismus unterhalten.

Erzählt doch mal ein bisschen: Warum F*ck, No Fairytale? 

Anna und Anni lachen.

Anni: Wir wussten ja, wir sind ne sogenannte „Girlband“, und das wird ja schon als Genre gesehen. So Frauen im Musikbusiness und bla bla. Weil wir direkt ein Musikvideo gedreht haben, das im nächsten Jahr rauskommt, mussten wir uns auch visuelle Gedanken zu der Band machen. Und dann dachten wir, wir könnten am besten Klischees nehmen, sie umdrehen und dadurch durchbrechen. Bei der Aufnahme der EP hat unser Produzent gerne “zauberhafte” Klänge in unsere Songs integriert. Diese haben wir in jeden Song heraus genommen um einen realeren und rougheren Sound zu kreieren. Unsere Antwort darauf war also: F*ck, No Fairytale. 

Erzählt die EP eine zusammenhängende Geschichte? 

Anni: Ja, man kann sie auf jeden Fall als Geschichte wahrnehmen. Die Songs hängen schon zusammen. Und außerdem steht ein bisschen der Gedanke dahinter: Das Leben von Frauen wird als Stereotyp oft heimelig, sicher und verschönt, wie im Märchen dargestellt. Wir reden vom echten Leben und wollen nichts romantisieren! 

Ich gehe mal davon aus, dass ihr euch auch alle als Feministinnen bezeichnen würdet? 

Alle lachen. 

Clara: Ja, auf jeden Fall. 

Ist eure Musik auch feministisch? 

Clara: Ich würde sagen teilweise ja. Es kommt auf die Songs an. Wir haben einen Song, der auf jeden Fall in die Richtung geht, aber das ist nicht unser Hauptthema. 

Wer schreibt bei euch die Songs? Wie läuft das Songwriting bei euch ab? 

Anna: Das ist tatsächlich von Song zu Song unterschiedlich. „Jamming“ ist entstanden, als Anni das erste Mal in unseren Probenraum gekommen ist, zu Clara und mir. Sie hat uns einen Song vorgespielt, und wir haben dann ein bisschen gejammt, und daraus ist dann der erste Song entstanden, weil wir es so nice fanden. Und so wurde Anni in die Band aufgenommen. 

Wenn’s passt, dann passt es. So wurde es dann auch zum EP Opener? 

Anna: Ja, genau. Allererster Song halt. 

Schreibt ihr auch die Texte zusammen? 

Anna: Auch das ist von Song zu Song unterschiedlich. Manchmal schreibt Anni den kompletten Song, manchmal ich, manchmal kommt Anni mit nem geilen Text in den Proberaum und ich habe dann n geiles Riff dazu geschrieben. Manchmal trinken wir auch ein, zwei Bier zu viel und so entsteht dann ein Song, an dem wir alle vier mitschreiben. 

F*ck No Fairytale

Warum Englisch? Deutsch ist doch voll im Kommen, und deutsche Musik läuft rauf und runter. 

Anni: Auf Deutsch hätten wir glaube ich mehr Chancen, hier in Deutschland auch wahrgenommen zu werden. So machen wir es uns vielleicht ein bisschen schwieriger. Aber ich mag es nicht so, auf Deutsch zu singen, und ich persönlich kann auch auf Englisch einfach besser schreiben. Ich glaube, es geht uns allen so. Es ist einfach super schwer, auf Deutsch zu schreiben. Wirklich Respekt an diejenigen, die auf Deutsch gut schreiben können.

Clara: Wenn man auf Englisch schreibt, hat man auch mehr Möglichkeiten, Leute aus anderen Ländern zu erreichen. Man kann international bekannt werden. Gerade auch über Social Media kann man schneller Leute erreichen.

Becks: Wir hören auch alle fast nur englische Musik. Es fällt uns leichter, unsere Gefühle auf Englisch auszudrücken. Dann haben wir beschlossen: Wir sind zwar aus Deutschland, aber wir wollen internationale Musik machen, die jeden erreicht. Wir wollen uns nicht auf die deutsche Kultur und das deutsche Verständnis beschränken.

Live läuft nichts. Wie ist das für euch? Eigentlich hättet ihr jetzt doch bestimmt ein paar Gigs gespielt.

Clara: Ist schon schade, wenn man so lange an einer EP arbeitet und sie dann nicht unter die Leute bringen kann. Die Songs sind ja teilweise schon ein paar Jahre alt und wir haben jetzt ein Jahr mit unserem Produzenten dran gearbeitet. Wir warten die ganze Zeit drauf, die Songs live zu spielen. Natürlich fallen auch die Einnahmen weg. Wir haben viel Geld in die EP gesteckt, und jetzt können wir kein Geld mit Tickets oder so verdienen. Und Live-Stream-Performances sind nicht so leicht zu realisieren.

https://www.instagram.com/p/CH0uuLNKeB_/

Ich hab nicht nur in eure EP gehört, sondern auch in die Playlists, die ihr erstellt habt. Jedes Bandmitglied hat ja Songs zusammengestellt, die euch bewegen. Da kommt ja Musik von überall her, aus jedem Genre. Wenn ihr sagen müsstet, was euch inspiriert, was würdet ihr da sagen? 

Becks: Wir haben nicht diese eine Band, dieses eine Genre, sondern wir versuchen, aus all den Richtungen, die wir toll finden, was einzubringen. Wir finden alle starke Musikerinnen total toll, wie zum Beispiel Lady Gaga, die mich persönlich sehr inspiriert. Wir finden alle feministischen Bands richtig gut, die zum Beispiel auch zeigen, dass man auch als Frau richtig gute Rap-Songs releasen kann. Man muss sich als Frau nicht nur auf Klavierballaden beschränken, sondern man kann auch auf die Kacke hauen. Wir können auch als vier Frauen, die zu ihrer Weiblichkeit stehen, genauso geile Musik machen wie jeder Mann. Wir werfen halt alles in einen Pott und zeigen, dass Frauen genauso geil sind wie alle anderen Menschen auf der Welt. 

Was habt ihr noch geplant? Wann gibt es was neues von Baked Cat?

Anni: Wir haben zwei Songs mit unserem Produzenten schon aufgenommen und hoffen, die dann Anfang nächsten Jahres auch rausbringen zu können. 

Anna: „Say“ kommt als Single raus, dazu gibt es dann auch ein Musikvideo im nächsten Jahr. Merchandise ist auch in Produktion, gibt es dann wahrscheinlich auf Bandcamp. Das ist noch in Arbeit.

Clara: Wir hoffen natürlich, dass die Situation wieder besser wird, das wir auch mal Konzerte oder sogar Festivals spielen können. Gerne auch mal was größeres, vielleicht auch ne kleine Deutschlandtour. 

Wo kann man euch erreichen? 

Anni: Auf jeden Fall müssen alle unserem YouTube-Kanal abonnieren, da gibt es auch bald Lyric-Videos. Und sonst auf den üblichen Kanälen: Instagram, Facebook, Spotify und Co.