Grian Chatten (Foto: Eimear Lynch)
Am Freitag (30. Juni) hat Grian Chatten sein Debüt-Soloalbum „Chaos For The Fly“ herausgebracht.
Der sonst meist zu raumeinnehmenden E-Gitarren singende Frontmann der Post Punk-Formation Fontaines D.C. schlägt dabei deutlich ruhigere Töne an. Gepaart mit Akustikgitarre und orchestralen Arrangements, wird so ein neuer Blickwinkel auf seine in den Vordergrund gerückten Texte und seine charismatische, teilweise zarte Stimme aufgezeigt. Die Erzählungen Chattens sind durch die Instrumentation ständig von einem leichten Mantel umhüllt.
Die Review-Landschaft nahm dies zum Anlass, sich in ein gegenseitiges Wettbieten mit Leonard Cohen-Vergleichen und Nick Cave-Referenzen zu stürzen. Während die tatsächliche Betrachtung seiner Erzählungen dabei in den Hintergrund geriet, ging es wie so oft darum, den einzelnen Stücken mit Pathos aufgeladene Genre-Begriffe zuzuordnen, um auch den nächsten Langspieler fälschlicher Weise in das Korsett der gut bewerteten Inhaltslosigkeit zu stecken. Und folglich sprechen alle über den Mantel und nicht die Person, die ihn trägt. Dabei nimmt der Sänger und Songwriter uns auf schaurig schöne Art und Weise mit in eine einsame Gedankenwelt.
„When the devil takes your soul, he does not care/If you’re shot down like a dog or expired on the stairs/The boat is drifting in, the weight is cast/How can life go so slowly and death come so fast?/Across the River Styx, l’lI row along/But l’ve got one more song“
Grian Chatten – „Fairlies“
„Normal is an illusion. What is normal for the spider is a chaos for the fly.“ (dt.: „Normal ist eine Illusion. Was für die Spinne normal ist, ist für die Fliege ein Chaos.“), dient ein Zitat der „The Addams Family„-Mutter Morticia als Inspiration für den Titel. Chattens musikalische Geschichten wirken teils bedrohlich und schicksalhaft – er selbst sieht sein Album „wie [einen] Horrorfilm mit einer hyperrealen Farbpalette“ –und dennoch erleichternd. „Fairlies“ – die dritte Nummer und eine der vier Auskopplungen – droht mit seinen hyperbolischen Versen über das tragisch umschriebene Alleinsein und Scheitern des glücklich seins dramatisch zu enden.
Nach einem letzten, Hoffnung spendenden Nebensatz („but I’ve got one more song…“) durchbrechen immer wieder in dem Song aufschreiende Streicher das Outro und prophezeien einen Ausbruch, der der Beinah-Tragödie wortlos die Stirn zu bieten scheint. Zum Schluss des Albums begleiten in den Strophen des Closers dunkle, gezupft Akkorde einen finalen Abgesang an die Zeiten des Liebens und kündigen eine „Season For Pain“ an.
Und trotz des innewohnenden Fatalismus fällt dem Protagonisten eine gewisse Last von den Schultern, ohne dabei seinen Mantel ablegen zu müssen.