Indiefolk mit viel Gefühl: Etaoin

English version available here.

Auf der EP „Bedroom Walls“ von Newcomerin Etaoin aus Irland ist viel Herzschmerz verpackt. Die Stimme der Singer Songwriterin erinnert an Dodie, Florence and the Machine, oder Birdie. Das passt auch dazu, wie Etaoin ihre Musik selbst beschreibt, nämlich als  Pop Songs mit Folk/Indie-Einflüssen. Vielleicht fehlt da noch das Adjektiv „akustisch“, denn die Akustikgitarre bleibt uns die ganze EP hindurch erhalten, genauso wie der melancholische Ton in Musik und Text. Ihr Writing erinnert an Taylor Swift in der ehrlichen Direktheit, die lyrisch gut verpackt ist.

I Dare You

Der EP-Opener  ist im besten Sinne unkompliziert. Das lyrische Ich steckt in einer Beziehung, die nicht mehr funktioniert. Sie wartet darauf, dass ihr Gegenüber endgültig etwas tut, mit dem das Ende unausweichlich wird. Frust und Trauer über eine gescheiterte Beziehung, die viel versprach und wenig wurde, wird auf der Gitarre begleitet.

For Her

„I’ve been waiting a while for her to come back to me.“

Das Thema wird in diesem Satz des Chorus klar. Die einzeln, sanft gezupften Saiten der Gitarre stehen im Kontrast zur Stimme. Die klingt unglaublich gefühlvoll und intensiv, ohne zu sehr auszubrechen. Ich fürchte, ich werde diesen Song immer wieder hören, mitsingen, dazu Eis essen und Weißwein trinken. Don’t judge me.

Bedroom Walls

Die namensgebende Single wurde ein kleines bisschen größer arrangiert als die anderen Songs, obwohl er sich inhaltlich in einem kleinen Raum bewegt: im Schlafzimmer der Singer-Songwriterin. Tut mir leid, falls ich euch damit auf eine falsche Fährte geleitet habe – hier geht es nicht um die schönen Seiten der Liebe. Allerdings lässt das gewisse Etwas, was ich in den ersten beiden Songs gefunden habe, dieses kleine bisschen, was mich dazu treiben wird, den Song immer wieder auf Repeat zu hören, noch auf sich warten.

Pale Damp Cheeks

In diesem Song kann man erahnen, dass die Stimme der Künstlerin vielleicht zu Größerem bestimmt ist als „nur“ über gezupfte Saiten zu seufzen (ohne gefühlvollen Gesang schlechtmachen zu wollen). Dass das Zupfen der Gitarre beim gesungenen „Stop“ einen halben Takt aussetzt wirkt eher enttäuschend als überraschend, da die Stelle im Song willkürlich gesetzt zu sein scheint . Außerdem ist es wirklich nicht gerade eines der raffinierteren Stilmittel. Nichts desto weniger ist es ein wunderschöner, gefühlvoller Song, der nur leider am Ende einer EP gefüllt mit wunderschönen, gefühlvollen Songs ist.

Etaoin kann Trauer, Frust und Enttäuschung unendlich gut ausdrücken, und trotzdem hoffe ich, dass sie sich irgendwann den schönen Saiten (pun intended) des Lebens zuwendet. Sie hat definitiv das Zeug dazu. Ich stehe vorne in der ersten Reihe, wenn es so weit ist. Bis dahin schaue ich bei Regen aus dem Fenster des fahrenden Autos und seufze, während ich Etaoin lausche. Ein Fan bin ich jetzt auf jeden Fall.