Wir haben Anfang Dezember und draußen fällt schon der erste Schnee in dicken Flocken. Die Welt scheint sich ein bisschen mehr in Zeitlupe zu drehen. Da wirkt es verlockend, lieber drinnen im Warmen zu bleiben und sich von Musik einhüllen zu lassen – Zum Beispiel von der Debut-EP des Künstlers Saguru. Vier Songs zieren „In Limbo“ und laden dazu ein, sich zwischen soften Gitarrensounds zu verlieren bis die Tage wieder länger werden.
Es ist wieder Winter, die Zahlen wieder hoch und es scheint am einfachsten, sich vor allem zu verkriechen. Aber wenn uns schon nichts anderes übrig bleibt als die eigenen vier Wände, dann können wir uns es auch wenigstens gemütlich machen. Das heißt: Heißgetränke, Kerzen im Überfluss und Singer-Songwriter, die uns das Herz schwer und leicht zugleich machen. Ein guter Kanditat dafür ist Saguru. Der Münchner veröffentlicht zwar schon seit ein paar Jahren immer wieder Songs, aber das erste größere Werk erschien am dritten Dezember. Mit dem Titel In Limbo trifft er den Zahn der Zeit: Wir befinden uns in einem Schwebezustand. Keine*r weiß genau wie die nächste Woche aussieht und Unsicherheit markiert den Alltag.
Mit dem Opener Full Moon begibt sich der Musiker, der eigentlich Chris Rappel heißt, schon in eine kleine Existenzkrise. Es geht um die Angst, dass das Leben sich immerzu im Kreis dreht, der Rhythmus gleich bleibt. Das Stück beginnt allein mit akustischer Gitarre, doch steigert sich im Refrain in neue elektronische Welten. Nun hallt alles was hallen kann – Der Schwebezustand als Leitmotiv wird auch soundtechnisch aufgegriffen. Die Sanftheit in der Stimme, mit der Saguru uns seine Gedanken zuflüstert, macht das Lied auf die beste Weise zerbrechlich. Ebenfalls erwähnenswert ist das dazugehörige Musikvideo:
Dieser melancholische Unterton, der auch visuell spürbar ist, zeichnet die ganze EP, doch düster macht er sie nicht. Im Gegenteil, Melancholie kann gerade musikalisch etwas Wunderschönes sein. Vielleicht liegt es auch an der Wärme von Rappels Stimme oder den kuscheligen Gitarren am Anfang der meisten Songs. Dadurch dass die ersten Sekunden immer solche Ruhe ausstrahlen, bekommt seine Kunst die Möglichkeit, sich später durch mächtige Synthesizer oder Streicher aufzubäumen. Am bemerkenswertesten ist dies bei Complementary Colours, der nicht nur hervorsticht, weil er nicht als Single veröffentlicht wurde. Saguru betritt hier mit seinem letzten Lied ein Terrain, das an Größen wie RY X erinnert, und übertrifft sich textlich.
Let down your defenses and find back home
Adrift and unconscious for far too long
Mit diesen Worten hätte er In Limbo thematisch nicht besser beenden können. Dann hoffen wir mal, dass wir auch im Schneegestöber den Weg zurück nach Hause und zu uns selbst finden.