Dolphin Love erschafft auf „999“ eine musikalische Oase fernab von Genregrenzen

Foto: Paul Knop

Als Dolphin Love im Mai 2021 zum ersten Mal seinen Fußabdruck im Schlamm der deutschen Indie-Szene hinterließ war bereits klar, dass es nicht bei diesem einen Lebenszeichen bleiben sollte. Peu à peu offenbarte Coco, der hinter dem Pseudonym Dolphin Love steckt, die Bandbreite seiner musikalischen Facetten, die nun auf der Debüt-EP “999” zusammengeführt werden. 

Nachdem Dolphin Love seinen Schulabschluss eintütet, zieht es den Newcomer für eine einjährige Reise nach Australien. Dort ausgesetzt gibt es kaum etwas, das Coco uninspiriert lässt. So entsteht eine Reihe von Songs, die in DIY-Manier geschrieben und aufgenommen werden. Das Ergebnis dieses Rausches der Kreativität trägt den Namen “999” und führt diverse musikalische Einflüsse zu einem bemerkenswerten Gesamtwerk zusammen. 

Episch-atmosphärisches Intro

Ein krachender Synthesizer, wummernde Bässe und eine sich aus der Ferne bemerkbar machende Stimme, die nur vereinzelnd ein in die Länge gezogenes “ah” von sich gibt. Dolphin Loves Debüt-EP beginnt atmosphärisch und schafft es, auf einem bloßen instrumentalen Track, die Spannung hochzuhalten. Spätestens im fuzzig-verzerrten Gitarrensolo auf “areyougoingtobehere”, das direkt an den Opener “feelyou” anknüpft, entlädt sich diese. 

„999“ ist ein musikalischer Wohlfühlort

Hier weiß jemand, einen Spannungsbogen zu erzeugen und zu kuratieren. Dolphin Love hat es sich mit seiner Musik zur Aufgabe gemacht, wahrhaftige Emotionen in seinen Arrangements einzufangen.

Als sei es das leichteste der Welt, gleitet Coco in den Songs auf seiner EP zwischen den einzelnen Fragmenten hin und her und stellt damit nicht nur sein Gespür fürs Momentum, sondern auch seinen Blick für die Gesamtkomposition unter Beweis. Coco ist ein Pionier in dem was er tut. Anstatt sich am Leitfaden der Industrie entlang hangeln, konzipiert der Newcomer eine in seinen Strukturen und Stilmitteln autonome EP.

Ruhepol

Dafür, dass sich Dolphin Love von diesem mechanischen Verständnis von Musik lösen möchte, ist auch der Song “gardenfulloflights” das perfekte Beispiel. Das Stück kann als Ruhepol der EP ausgemacht werden. Wenn man so will, ist der Song das Herzstück der musikalischen Oase “999”, in der sämtliche Einflüsse, Stile und schöpferische Ideen zusammenkommen. 

Fazit

Die sieben Songs auf der EP zeichnet ihre musikalische Vielfältigkeit aus – und dennoch scheinen die Tracks nahtlos aneinander anzuknüpfen. Man wird songübergreifend in einen Fluidum versetzt, das eindeutig Dolphin Loves Handschrift trägt. Wie eingebettet in einer Seifenblase, die unzerstörbar scheint, und dich davon schweben lässt.

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