Der große Picky Magazine Jahresrückblick 2022: Die sehenswertesten Musikvideos

Die 10 sehenswertesten Musikvideos des Jahres 2022. Picked by yours truly (alphabetische Reihenfolge).

Blond – mein boy

Und da sind wir innerhalb unseres Jahresrückblicks wieder bei Blond gelandet. Das Video zu „mein boy“ wurde von Sängerin Nina Kummer selbst konzipiert. In gewohnt ausgefallenen Outfits machen die drei auf den Mangel an Psychotherapieplätzen aufmerksam. Der Song samt Video sind ein Reminder, sich um seine Mental Health zu kümmern. Das Album “Perlen” erscheint im April, watch out!

Blush Always – Postpone

Dass eine simple Idee manchmal viel wertvoller ist, als großes Tamtam beweist dieser Videoschnipsel auf ästhetischste Art und Weise. Gefangen in einer spiegelnden Röhre singt Blush Always unter der Regie von Hannes Meier über Zukunftsängste und von vergeudeter Liebe.

das bisschen Totschlag – LG_UNLIMITED feat. Drangsal 

“Super weird and awesome” lässt die Kommentarspalte unter diesem Musikvideo verlauten. Treffender hätte man das animierte Spektakel, das das bisschen Totschlag und Drangsal visuell zur Single “LG_Unlimited” begleitet, wohl nicht beschreiben können. Shaun das Schaf war gestern, wenn ihr auf der Suche nach einem Knetfigurenfilm der Extraklasse seid, wärt ihr gut beraten, euch den hier reinzuziehen.

Der Ringer – NO FEAR 

Der Ringer können wieder im Dunklen sehen. Im Musikvideo zu “No Fear”, für das Janik Schneider selbst Regie geführt hat, können wir dabei zusehen, wie der ebenfalls von ihm dargestellte Protagonist endgültig die Angst überwindet und letzendlich Hoffnung an einem hoffnungslos scheinenden Ort findet. Als der letzte Überlebende in einer dystopischen Zukunftswelt kann der Charakter nach einem Moment der Erleuchtung doch noch ins Freie entfliehen. 

Lyschko – Hysterie + Abfall

In “Hysterie + Abfall” thematisieren Lyschko, die dieses Jahr ebenfalls ihr großartiges Debütalbum “Brennen” veröffentlichten, auf dem sich der Track befindet, den Umgang mit weiblicher Wut und die Vorurteile, die auf ihr lasten. In dem eindrucksvollen Video finden passend dazu diverse weiblich gelesene Persönlichkeiten auf der Tanzfläche einen Raum der Emanzipation und Freisagung von patriarchal geprägten Stereotypen – Kunstblut inklusive. 

 

Monako – In Shapes (a film by Elif Küçuk and Monako)

Zugegeben: Eigentlich dürfte dieser Streifen nicht in unserer Liste auftauchen. Nicht etwa, weil er nicht absolut sehenswert wäre, sondern weil er das Format “Musikvideo” bei weitem übersteigt. Das soll uns aber nicht daran hindern, ihm in diesem Rahmen dennoch Ehre zu gebühren. Für den Kurzfilm zu ihrer “In Shapes I-III” EP liefern Monako, angeleitet von Elif Küçük, beeindruckende Bilder, die im Gedächtnis bleiben. Jede Szene ist ein Screenshot wert. Begleitet von Jakob Herschs Stimme (Keys & Gitarre) werden wir in drei unterschiedliche Welten eingeführt, die allesamt die (fehlende) Zwischenmenschlichkeit in Zeiten der Isolation thematisieren und nachhaltig imponieren.

Paula Hartmann feat. Casper – Kein Happy End 

Wenn jemand das Geschichten Erzählen beherrscht, dann Paula Hartmann. Das lässt nicht nur das Märchenbuch-Cover ihres Debütalbums verheißen. Auch ihre Musikvideos schließen den Kreis eines kohärenten Musikkosmos. Allen voran: „Kein Happy End“ mit Feature-Gast Casper. In einem Pool ihrer Tränen, der einen ganzen Kleinwagen ausfüllt, singt die verzweifelte 21-Jährige von ihrem Trennungsschmerz. Während Paula in ihren Tränen ertrinkt, brennt Casper von innen aus, wie das hinter ihm liegende Auto. Das Video aus der Regie-Feder von Niren Mahajan und Nikolai Meierjohann schließt dabei nahtlos an die von Biztram und Paula erschaffene Klangwelt an.

RAHEL – Nur Eine Phase

Ja, auch dieser Clip funkelt wegen einer nostalgischen Super-8-Filmästhetik und Coming-Of-Age-Kitsch, aber es ist schöner Kitsch. Und hat zwei weibliche Protagonistinnen. RAHEL, eine aufstrebende Wiener Musikerin, verpackt das queere Erwachsenwerden in bunte Farben, zuckersüße Melodien und Zeilen, die nahe gehen. 

Viagra Boys – Ain‘t No Thief / Big Boy (feat. Jason Williamson)

Eigentlich hätte das diesjährige Album auch in die Bestenliste gehört. Die Single-Auskopplungen haben alle drei unterhaltsame Musikvideos, vor allem die Szenerie in der Kirche bei „Ain’t no Thief“ inklusive „Inglorious Basterds“-Referenz, aber auch das Feature mit dem Sleaford Mods-Frontmann mit seinen Videopspiel-artigen Animationen.

Wanda – Pilot

Ein weiteres Mal bestätigen Wanda, wie berechtigt der Hype um sie ist. Besonders nach dem Tod von Keyboarder Christian Hummer hallen Songzeilen wie „Und wenn einer von uns beiden loslacht, lachen wir uns tot / Aber wenn einer von uns beiden abstürzt, sind wir sein Pilot“ vor der dystopischen Kulisse des animierten Musikvideos lange nach.