Es ist wieder soweit. Wie zum Ende jeden Dezembers wollen auch wir einen kurzen Blick zurück werfen und unsere Lieblinge des vergangenen Jahres mit euch teilen. Macht euch bereit für eine Ansammlung der (unserer bescheidenen Meinung nach) schönstens Songs, tollsten Alben, interessantesten Neuentdeckungen und einprägsamsten Konzerte. Davor möchten wir aber noch ein paar Worte verlieren…
Alle Jahre wieder fällt es schwer, die Ereignisse und die unzähligen Erweiterungen des Musikkosmos zusammenzufassen. Als unabhängiges Magazin, welches ‚nur‘ ein Herzensprojekt von ein paar Menschen ist, können wir immer bloß einen kleinen Einblick geben (auch wenn wir es pompös den großen Rückblick nennen). Jedoch hoffen wir, dass vielleicht gerade das es ausmacht – diese persönliche Perspektive von einem über das ganze Land verteilten Haufen von Musikliebhaber*innen.
Jener Haufen hat sich zu Beginn von 2025 deutlich vergrößert. Mittlerweile sind wir fünfzehn Personen, die das Ganze am Leben erhalten und bereichern. Unsere Hintergründe und Musikgeschmäcke sind verschieden, und so entwickelte Picky stetig eine andere schimmernde Form. Besonders sichtbar ist das wohl an unserer CI, die einen Neuanstrich bekam (Shoutout an Johanna <3) und somit für uns den Veränderungsprozess einleitete. Auch wenn der Look nun eine gewisse Professionalität besitzt, haben wir uns gleichzeitig erlaubt, zum Ursprungsgedanken einer kreativen Spielwiese zurückzukehren. Picky soll einen Freiraum bilden, der diversen Stimmen der Musikwelt eine Plattform bietet und den Schaffenden, den Schreibenden dahinter eine Möglichkeit sich auszuprobieren.
Und was ist dabei alles entstanden? Neben den gängigen Formaten haben wir uns auch in neue Gewässer gewagt. So gibt es einerseits die Kolumne Eiskratzer, die sich mit Eisberg Theorien der Musikwelt auseinandersetzt, Hidden Gems zum Entdecken vielleicht vergessener Songs sowie unseren allererster Podcast, weil es gibt ja noch nicht genug Podcasts. Ebenfalls haben wir mithilfe toller Videografinnen ganze drei Mini-Dokus für unseren YouTube Kanal produziert – die ersten Gäste waren SWEED, EASY EASY und orbit. Kurzgesagt, die Spielwiese wird komplett abgegrast!
Konzert- und Festivalbesuche konnten wir dabei als Vorwand nutzen, das Team an einem Ort zu vereinen. Doch uns fiel auf, dass in der Livebranche immer mehr eine Bittersüße existierte. Ein kleineres, doch beliebtes Festival wie das Maifeld Derby verabschiedete sich dieses Jahr mit einem letzten Aufbäumen, aufgrund steigender Kosten bei weniger Förderung von Seiten der Politik. Auch aufstrebende Künstler*innen machten transparent, warum sie aus finanziellen Gründen teils ganze Touren absagen mussten. Dass endlich über diese Probleme offen gesprochen wird, ist wichtig, doch eine Lösung scheint nicht in Sicht – nicht solange Milliarden in Aufrüstung investiert werden während die Kultur mit immer mehr Kürzungen leben muss.
Dass es hier eine Priorisierung gibt, hat auch der Diskurs um Spotify gezeigt. Der CEO des Streamingservices investierte eine Unsumme an Geld in ein Münchner Rüstungsunternehmen, während die Künstler*innen auf seiner Plattform weiterhin fast keine angemessene Bezahlung erhalten. Als Magazin, dessen Ziel die Unterstützung von Indie-Artists ist, hinterfragen auch wir unsere Nutzung kritisch. Newcomer*innen müssen teils auf Playlist Platzierungen beim Monopol pochen, einen Ausstieg wie von der Band King Gizzard muss man sich leisten können. Die Machtverhältnisse bleiben problematisch und Thematisierung kann wohl der erste Schritt sein – siehe auch der Spiegel Recherche zu den grenzüberschreitenden Arbeitsbedingungen bei Bamboo Artists.
Musik ist so Schauplatz der Verstrickung gesellschaftlicher Strukturen und gleichzeitig öffnet sie einen kreativen Raum, in dem Vorstellungen einer anderen Welt Gestalt annehmen. Diese Vorstellungen findet man greifbar auf kleinen Konzerten in von Gentrifizierung bedrohten Venues, in denen sich Menschen trotz allem zusammenfinden. Sie werden von vielen tollen Artists in Worte und Sound verpackt, die wir hier mit euch stets teilen. An der Stelle sei euch gedankt, für’s Lesen, für’s Hören, für alles! Ohne ein Publikum würde sich gar kein Zahnrad drehen. In diesem Sinne beenden wir das Jahr weder mit lethargischem Pessimismus noch einer Hoffnung auf eine unklare Zukunft – und lassen die Musik für sich sprechen.
Guten Rutsch und stay picky,
Eure Redaktion! <3
