MODULAR (Foto: Aaron Rositzka)
Ein neuer Stern am NNDW-Himmel: MODULAR stellt sich und ihre hypnotische Klangwelt mit “Betrüger” vor.
Irgendwo zwischen Düsseldorf und Hamburg hat Selena Hamers alias MODULAR sich ihre eigene, sphärische Klangwelt gebaut, die Assoziationen mit dem Sound der Achtziger wachrüttelt. Zuvor machte sie sich bereits unter anderem als Gesicht der Band Sanescere einen Namen und agierte jüngst als Fotografin von befreundeten Musiker*innen wie etwa Lyschko, Mia Morgan und SALÒ im Hintergrund.
Nun tritt sie als MODULAR wieder selbst ins Rampenlicht und spielte vergangenes Jahr bereits ein paar Live-Shows, so auch gemeinsam mit Willow Parlo als Support für Roller Derby in der Hebebühne Hamburg. Musik zum Greifen gab es damals noch nicht, erstmal nur den Hauch einer neuen Stimme im NNDW-Kosmos.
Heute ist ihre Debüt-Single “Betrüger” erschienen. Diese zeugt von einem artifiziellen, düsteren und dennoch zugänglichen Sound, der einen direkt fesselt. Der drückende Beat der Drum Machine gibt zu Beginn den Ton an, ehe sich mitreißende Synthies dazugesellen. Im Musikvideo singt MODULAR mit leicht verfremdeter Stimme, die sich von den hypnotischen Synths absetzt, in grün-pinkes Neonlicht getaucht von der Nacht, dem sich verstecken Müssen und heimtückischen Spielchen.
„Voran geht das Spiel und bringt dich nachts zu Fall / Doch dann gibst du nach und ich bin überall.“
MODULAR – Betrüger
MODULAR ist überall
Zunächst kann man dem männlichen Protagonisten des Musikvideos dabei zusehen wie er eine Geisel, die sich im Kofferraum seines Autos befindet, entführt. Zumindest deuten das Panzer Tape sowie die Kabelbinder auf dem Rücksitz darauf hin.
Zu seiner eigenen Verwunderung muss er während eines Zwischenstopps beim Öffnen des Kofferraums feststellen, dass er sich selbst gefesselt und geknebelt dort wiederfindet – eine Szene kraftvoller Surrealität. In diesem Moment wird aus dem zunächst männlichen Pronomen in der Zeile “Er hat zu viel gesehen” eine “sie”. MODULAR tritt im Video nun an die Stelle des Kidnappers und übernimmt das Steuer. “Ich hab zu viel gesehen” heißt es im abschließenden Refrain, während sie mit furchteinflößender Kälte im Blick nach vorne starrt.
Raffiniert, effizient
Mit der Hinführung von er über sie hinzu ich löst MODULAR den vorerst dominierenden Male Gaze im Video ab und macht Platz für ihre weibliche Perspektive mit starkem Ich-Bezug. Durch diesen raffinierten lyrischen Kniff werden wir in “Betrüger” ganz ohne Mühe hin zu einer feministischen Narration geleitet.
„Betrüger“ ist der erste Vorgeschmack auf das, was MODULAR dieses Jahr noch aus dem Ärmel schütteln wird. Die Debüt-EP, auf der die Single ebenfalls zu finden sein wird, soll “Rauschgift” heißen. Die erste Offenbarung daraus spiegelt die Stimmung, die der Titel anmuten lässt, bereits wider. Denn ihr psychedelischer Sound, der sowohl nostalgische 80s Elemente aufgreift als auch selbige neu denkt, versetzt einen in einen angenehmen Zustand der Trance, in dem man lyrisch dennoch mit dem Düsteren und Unbequemen konfrontiert wird.