Zimmer90 haben gerade ihre erste EP Fall Back veröffentlicht. Die drei Stuttgarter Jungs liefern Indie-Electropop vom Feinsten. Kurz vor dem Release hat picky Basti mit Finn und Joscha geschnackt, um ein bisschen mehr über die Band zu erfahren. Wie die Jungs sich kennengelernt haben, was sie abseits der Musik so treiben und was es eigentlich mit dem Zimmer90 auf sich hat, lest ihr hier im Interview.
Seid Ihr aufgeregt? Wie ist bei euch die Lage kurz vorm Release?
Joscha: Bei mir ist die Aufregung dieses Mal voll unten, weil man das jetzt schon zwei mal hatte in kurzer Zeit. Wir haben ja jetzt jeden Monat was released. Als wir Baby rausgebracht haben war die schon noch am meisten da, weil wir da lange nichts released haben.
Finn: Also ich bin mega aufgeregt, weil das für mich der Abschluss ist von der ersten großen Produktion und es das erste Mal ist, dass wir uns so wirklich präsentieren.
Eure erste Single Movin‘ ist ja jetzt ein Jahr alt. Wie lange gibt es euch als Band schon?
Joscha: Anfang 2018 haben wir das erste Mal zusammen auf dem Geburtstag von ’nem Kumpel gespielt. Wir haben ewig lang einfach nur Live gespielt und immer nur random Songs, die es nicht im Internet gab. Es war immer eine Überraschung wer zu unseren Konzerten kommt, weil niemand die Songs kannte und wir da irgendwas gespielt haben. Dann hatten wir so ’ne Phase wo so ein bisschen Pause war, weil Michi auf Weltreise war. Wir haben dann angefangen was zu produzieren und dann kam es eben, dass wir gesagt haben „Ok, wir wollen jetzt auch mal was releasen und ins Internet hauen.“ So richtig real ist es für uns eigentlich seit dem wir Movin‘ released haben.
Ihr habt ja relativ schnell viele Aufrufe gesammelt. Auf Spotify würde Movin‘ jetzt, nach einem Jahr, schon 500 Tausend mal gehört. Das ging ja schon krass schnell. Wie kam es dazu? Also habt ihr euch einfach gedacht „Lasst mal ´ne Single produzieren“?
Finn: Genau. Bei allen Konzerten die wir in Stuttgart gespielt hatten, kannten nur wir alle Songs und alle die gekommen sind hatten halt keine Ahnung, weil die Songs nirgendwo draussen waren. Die Leute sollten die Songs mal kennen lernen und wir haben den Song dann auch selber produziert und alles. Wir haben überhaupt nicht damit gerechnet, dass der Song gleich so abgeht und von so vielen Leuten gehört wird.
Joscha: Unsere Friends haben nach Konzerten halt immer gesagt „F*ck ich hab‘ auch mal Bock was zu hören. Ich muss erst zu nem Konzert kommen, um was zu hören.“ Und dann dachten wir uns: Warum nicht. Eigentlich war das auch irgendwie immer ’ne Faulheit von uns, dann haben wir aber einfach gesagt Let’s Go, jetzt ziehen wir‘s durch.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Finn: Wir kennen uns alle aus Stuttgart. Michi und ich kannten uns schon vorher und dann haben wir noch Joscha kennengelernt.
Und wer von euch hat die Skills was das Produzieren angeht?
Joscha: Ich glaub das war echt so’n bisschen dieses: Michi war weg, aber wir haben trotzdem Bock Musik zu machen und haben dann eine Alternativbeschäftigung gesucht. Wir haben dann gleichzeitig angefangen mit Garage Band, haben uns dann ein Interface von ’nem Freund ausgeliehen und haben uns dann die ersten Male eigentlich immer zusammen reingefuchst.
Finn: Wir sind alle keine krassen Produzenten. Für die EP haben wir dann mit Mario Simic zusammengearbeitet.
Habt ihr zuhause recorded?
Joscha: Wir haben eigentlich immer Alles zuhause recorded, auch Movin‘. Jetzt bei der EP war das der erste Step, dass wir gesagt haben: okey wir gehen jetzt ins Studio und machen da so’n richtig fettes, gut produziertes Ding draus. Das war richtig cool. Wir haben über ne befreundete Band Rikas den Produzenten kennengelernt und der hatte übel Bock. Für uns war das mega nice.
Wie läuft bei euch der Schreibeprozess?
Finn: Wir sind da ziemlich spontan und intuitiv. Wir versuchen so viel wie möglich aus Inspiration zu arbeiten, weil wir oft gemerkt haben, dass wir uns irgendwann ziemlich verkopfen, wenn wir ’nen Song mal länger rumliegen haben und dann alles ein bisschen zu ernst nehmen und sich das ein bisschen festfährt. Bei der EP haben wir diese spontane Produktionsweise durchgezogen und das war voll befreiend und viel lockerer und entspannter. Man kann sich da manchmal schon ziemlich verrückt machen.
Joscha: Es ist aber oft so, dass einer von uns schon ne Grundidee hat und schon zuhause was aufgenommen hat und damit dann ankommt und man schaut was man daraus macht. Ist eigentlich jedes mal anders.
Wer schreibt die Texte?
Finn: Meistens schreiben wir die Texte zusammen, aber es kommt auch dabei meistens von einer Person ein Grundimpuls oder einer Grundidee. Dann sind die Anderen vielleicht dabei oder auch nicht.
Joscha: Das Lustige ist… wir schreiben ganz oft die Texte so, dass ich einfach `nen Take drauf singe. Irgendwelche Wörter, die sich gerade gut anhören oder gut anfühlen, was auch oft gar keinen Sinn macht. Dann sind irgendwelche Wörter dabei die ganz cool sind und man kann sich da was rauspicken. Das fühlt sich für mich am natürlichsten an. Bei mir geht’s auch ganz viel darum, dass es sich gut anfühlt es auszusprechen und gut mit der Musik zusammen klingt.
Finn: Es geht voll um den Vibe, aber wir wollen schon, dass es am Ende um etwas geht was uns beschäftigt oder bewegt.
Ja ich hatte auch das Gefühl, dass eure Texte immer sehr von Innen heraus kommen. Ihr thematisiert sehr die eigene Sicht bzw. die eigenen Gefühle.
Finn: Ja tatsächlich ist auch die EP thematisch oft ein Blick nach Innen und was da eigentlich manchmal so abgeht in der Inneren Welt.
Wie ist das für euch? Sein Inneres nach außen zu kehren und dann ja auch mit der Welt zu teilen?
Finn: Also es hat ja schon was sehr Intimes. Gerade wenn man so Themen wählt die sehr Privat sind. Was aber immer ganz gut ist, dass das aus der Gruppe herauskommt, aus der ganzen Band und man sich da immer so ein bisschen neben die Anderen stellen kann und nicht nur Ich als Einzelperson dastehe. Wir fassen unsere Texte auch gerne recht grob, dass sie offen formuliert sind und einfach unterschiedlich interpretierbar. Dass die Texte oft auch so einen Grad an Fiktion und Abstraktion haben, dass es nicht zu persönlich ist aber trotzdem sagt, was wir sagen wollen.
Joscha: Dass es eben noch Spielraum lässt. Dass jeder da ein eigenes Ding reininterpretieren kann und es nicht so ist, dass es genau das ist was gerade vorgeht, sondern man das Ganze noch ein bisschen verschleiert, dass jeder dabei auch etwas anderes fühlen kann.
Vermisst ihr das live Spielen sehr? Gerade als Band, die sich durch das live Spielen gefunden hat?
Joscha: Übel. Wir haben noch nie vor einem Publikum gespielt, dass einen unserer Songs kannte oder mitsingen konnte. Jetzt sind Movin‘ und so schon draußen und man sieht, dass das Ganze ein bisschen wächst. Wir hätten einfach so Bock jetzt viel zu spielen und dadurch irgendwie rumzukommen.
Welche Künstler*innen inspirieren euch?
Joscha: Das ist bei jedem von uns ein bisschen anders.
Finn: Es gibt ein paar Überschneidungen bei klassischen Indiebands. Eigentlich finde ich aber auch spannend, dass wir alle Drei uns vom Geschmack her in anderen Genres wiederfinden. Michi hört gern Musik mit organischen Percussions und wo es viel um Stimmung geht, auch richtig Techno. Ich hör‘ gerne auch elektronische Musik, aber auch was was ganz weit vom Pop weg ist. Wir beide haben früher auch viel Jazz gehört. Das ist kunterbunt gemischt. Das passt auch ganz gut zu unserer intuitiven Herangehensweise, dass wir uns eben kein bestimmtes Soundbild vorstellen. Alle Elemente die wir verwenden, fließen eben auch durch unsere Inspiration ein.
Ja, wenn ihr mal Bock auf Jazz habt. Ich würds feiern, so ein bisschen JazzIndie. *alle Lachen*
Finn und Joscha: Jindie!
Was macht ihr, wenn ihr keine Musik macht?
Joscha: Ich studiere auf Lehramt und geht sonst viel Skaten und Surfen.
Finn: Michi ist wahrscheinlich in der Küche im Restaurant. Ich bin im Architektur Studium oder sitze in der Sonne und höre Musik.
Joscha: Finn… hört gern Musik und genießt die Sonne. *alle lachen*
Ich habe noch eine ganz wichtige Frage. Was ist in Zimmer90 passiert?
Finn: Cool, dass du die Frage auslegst als wäre Zimmer90 ein richtiger Raum. Es ist auf jeden Fall ein echter Raum, aber für uns ist die Idee hinter dem Namen auch, dass Zimmer90 ein imaginärer Raum sein kann, der entsteht wenn wir zusammen Musik machen. Eigentlich egal ob wir zu dritt oder alleine im Proberaum sind, ein Konzert spielen oder ein Song von uns irgendwo läuft.
Joscha: Wir haben einfach diesem Raum der entsteht wenn wir Musik machen, einen Namen gegeben. Der kann überall entstehen. Wenn du zu ’nem Konzert von uns kommst, bist du in Zimmer90. Wenn wir Musik machen, sind wir in Zimmer90. Ein Raum, der durch die Zahl nochmal konkret gemacht. Es ist nicht irgendein Raum, es ist dieses bestimmte Zimmer.
Was ist eure Traum Collab? Mit wem würdet ihr mal richtig gerne Musik machen?
Finn: Ich glaub mit Farid Bang. *lacht* Nein, Spaß… obwohl es auch witzig wäre.
Absolut. Ich würde gerne hören, wie Farid Bang eure Songs rappt.
Finn: Gerade feiern wir 070 Shake sehr. Weiß nicht ob wir da jetzt unbedingt eine Collab machen wollen…
Joscha: Das wäre lustig auf jeden Fall.
Am Ende jedes Picky Intverviews gibt’s einen Blank Space, wo ihr den Leser*innen mitteilen könnte, was ihr möchtet.
Finn und Joscha: Enter Zimmer90!