
Akryl: (Foto von Lilly Witte)
Die Newcomerin Akryl verzauberte die Indie Bubble bereits im April diesen Jahres mit ihrer ersten Single „Blumen aus Metall“ und eröffnete damit die einzigartige musikalische Welt von Akryl. Vorhang auf, hier kommen Gefühle!
Die Künstlerin wurde mit Musik groß und schreibt schon lange Zeit Songs. Im Jahr 2018 trat sie dann auf die Bühnen des Landes und ließ ihren Sound reifen und probierte die unterschiedlichsten Stile aus.
Ihre Musik heute ist eine Mischung aus Schaffensdrang und intimem Ausdruck ihrer Selbst. Sie kombiniert geschickt Live-Sound, Studioarbeit und ihre Experimentierfreude. Das erste Endergebnis dieses Klangbildes ist jetzt auf ihrer Debüt-EP „Wenn ich groß bin, will ich alles werden außer alt“ zu hören. Die EP erschien am 12. September und setzt sich aus sechs Tracks zusammen.
Die Themen der Songs gehen mitten ins Herz und lösen direkte Emotionen beim ersten Hören aus. Musikalisch passt die Stimmung der EP perfekt in die jetzige Jahreszeit, den Herbst. Getragen von Schwere und Leichtigkeit gibt Akryl ihre tiefsten Gefühle und vielleicht auch die einer ganzen Generation preis.
Eröffnet wird die EP mit dem sanften Einstieg von „Wenn ich groß bin (Intro)“. Der Track greift direkt die große Thematik der Songsammlung auf und beschreibt die Sorge, als erwachsene Person zu spießig zu wirken oder sich selbst im Trubel des Alltags zu verlieren. Soundtechnisch befinden wir uns hier irgendwo zwischen einem Stimmenwirrwarr, Instrumentenklimpern, leisem Vogelzwitschern und Streicherelementen. Der Track ist der perfekte Einstieg für die große Geschichte, die in den folgenden Songs erzählt wird.
„Verlier mich“ ist mein persönlicher Lieblingstrack der Platte und erzählt Akryls Geschichte weiter. Inhaltlich wird hier das Thema von mangelnder Selbstliebe aufgegriffen, die wohl ein Teil unserer Generation nur zu gut versteht.
„Weil die Stimme im Spiegel sagt, verliebst du dich, verlierst du mich.“
Jede:r kennt wohl eine Person, die sich schon mal in einer Beziehung, welcher Art auch immer, verloren und ihren eigenen Wert hinten angestellt hat. Akryl beschäftigt sich mit der Frage, wie das überhaupt funktionieren kann, jemand anders zu lieben, wenn man sich selbst nicht mal mag.
Erinnert ihr euch noch an die Wachstumsschmerzen, die man als Kind hatte?
Auch beim Erwachsenwerden treten sie immer wieder auf, nur eben in anderer Form. Auf „Wachstumsschmerzen“ treffen eine Menge Abschied und Verlust aufeinander und sorgen für ordentlich Chaos und eine ganze Ladung neuer Ängste.
„Sag was“ ist wohl der Song, welcher am tiefsten unter die Haut geht und Akryl von ihrer zerbrechlichsten und zugleich wütendsten Seite zeigt. Die Künstlerin fordert dazu auf, die eigene Stimme gegen Machtmissbrauch, Feigheit und Mittäterschaft zu erheben und laut zu werden! In unserer Gesellschaft bräuchte es oft ein genaueres Hinsehen statt eines Wegschauens und ein Mund aufmachen oder zumindest liebes Nachfragen, ob Hilfe benötigt wird. Das ist auf viele unserer alltäglichen Situationen anwendbar.
„Blumen aus Metall“ erzählt von dem Kampf, den viele von uns jeden Tag führen, und zwar mit ihrem Aussehen und den Schönheitsbildern, die uns tagtäglich auf Social Media vermittelt werden. Dieser Konflikt führt langfristig zu einer verzerrten Eigenwahrnehmung und genau das wird auf „Blumen aus Metall“ auch klar.
Die treibenden Indie Pop Elemente machen den Song zu einem direkten Ohrwurm und mit dem steigenden instrumentalen Aufbau kann man auch ein bisschen Wut gegen diese Ideale loswerden.
Und auch die Zeile „Und wenn ich groß bin, will ich alles werden außer alt. Ich hab Zukunftsangst, doch keine Angst zu sterben.“ fühlt sich real und greifbar an und hilft einem ein bisschen den Schmerz des Erwachsenwerdens zu verarbeiten.
Abschließend endet die EP und Akryls Geschichte mit „Außendruck“, welcher gefühlt etwas aus der Reihe tanzt zwischen den anderen Songs. Das aber auch bewusst! Er handelt von Akryls Innerstem und der Auseinandersetzung mit ihrer psychischen Gesundheit.
„Wenn der Außendruck steigt, reiß ich mir die Seele aus’m Leib.“
Es fühlt sich an, als wäre Akryl einem extrem nah, beinahe mit ihr befreundet, weil sie hier so ein tief bewegendes Thema mit einem teilt.
Akryl ist wohl gerade eine der spannendsten Newcomerinnen in der Indie Musik Blase und das auch mit Recht. Sie lässt einen tief blicken in ihrer sehr durchdachten und dennoch leicht klingenden Musik. Die Songs greifen Themen auf, die für die Generation Z wohl schon lange präsent sind, aber auch in vorherigen Generationen mal angesprochen hätten werden sollen. Akryl traut sich verletzlich zu sein und lädt dazu ein sich zusammen weiterzuentwickeln und zu wachsen.
Wer jetzt nicht genug von ihrer Musik bekommen kann, hat die Möglichkeit, sich Akryl live bei ihrer ersten eigenen Tour im November anzuhören! Tickets für die „Wenn ich groß bin, will ich alles werden außer alt“ Tour gibts hier.
Außerdem könnt ihr euch Akryls ganze Geschichte auf allen gängigen Streamingplattformen anhören.