Tanzen auf engstem Raum: Please Madame live in Berlin

Pleasemadame

Letzten Monat haben Please Madame ihr drittes Album „Angry Boys, Angry Girls“ veröffentlicht und pünktlich zur Eröffnung der Clubs geht es nun auf Tour. Auch in Berlin machen die Salzburger einen Stop. Als man das Badehaus betritt, hat man das Gefühl, die letzten Jahre Pandemie waren nur ein Fiebertraum: Ein Abend voller lauter Indiemusik, Tanzeinlagen und Geburtstagsständchen.

Warmes Licht und eine Ansammlung von Diskokugeln erleuchten den Raum – Geimpfte und Genesene tummeln sich ausgelassen vor der Bühne und der Bar, die Aufregung lässt die Luft vibrieren. Auch die ARD sind heute mit dabei und halten die Stimmung fest. Was für ein Glück es ist, dass solche Veranstaltungen in der Musikbranche wieder möglich werden, betont auch später Sänger Dominik vor dem Publikum und bedankt sich im gleichen Atemzug bei ihm. Für ihn war es nicht selbstverständlich, dass sich Menschen zurück zu Indoor-Konzerten trauen.

Aber das tun sie – in großen Mengen. Bevor jedoch der Hauptact seine Show spielt, gehört philemic das Badehaus. Die Berliner Band beginnt mit einem elektronischen Intro, aber das reicht schon aus um die Zuschauer*innen hibbelig zu machen. Ganz geheimnisvoll steht der Frontman mit schwarzem Kapuzenpullover vor dem Mikrofon und zeigt sein Gesicht erst nach den ersten Songs. Was man hier zu hören bekommt, ist eingängiger Indie Pop, der vor allem mit seinen Bass Riffs überzeugt. Aber auch funkige Einflüsse à la Daft Punk sind erkennbar und machen die Songs noch tanzbarer. Während dem Set bleibt wirklich kein Paar Füße still. Und was vielleicht am herzigsten ist: In der ersten Reihe befindet sich ein älterer Herr, der das ganze Konzert mit einem stolzen Lächeln im Gesicht filmt.

Nach einer kurzen Pause treten dann Please Madame auf die Bühne. Der klatschenden Menge und den Gesichtsausdrücken der Band nach zu urteilen haben alle mehr als Bock auf die nächste Stunde Live-Musik. Mit dem charmanten Salzburger Akzent wird erst einmal mitgeteilt, dass das neue Album Angry Boys, Angry Girls auf Platz 25 der österreichischen Charts eingestiegen ist. Thematisch hat die Gruppe sich mit der Platte, wie man sich schon denken kann, der Wut gewidmet – und zwar die, die durch Ungerechtigkeiten auf unserer Welt entsteht. Die politische Note wird auf mehreren Songs deutlich und die Kraft, die Dominiks Vocals ausstrahlen, könnte diese nicht besser unterstützen. Auch live ist es beeindruckend, wie viel Kontrolle er über seine Stimme an den Tag legt – egal ob laut schreiend oder sanft hauchend.

Mit Liedern wie Same Again und Be My Ending beginnen die Indie-Rocker ihre Performance und das Publikum reagiert mit ausladenden Tanzbewegungen. Der Großteil ihrer Musik scheint für ein Durch-den-Raum-Springen gemacht zu sein und das haben wir nun wirklich schmerzlichst vermisst. Doch es fehlt teils etwas Abwechslung, etwas das heraussticht – und dies findet man schlussendlich in den wenigen ruhigen Momenten, wie den Solos von Gitarrist Laurenz. Ebenfalls sorgt das sanfte So Much Better in der Zugabe dafür, dass auch wirklich jede Person im Raum in den Bann gezogen wird. Die volle Aufmerksamkeit erhält Please Madame auch bei der Geschichte hinter Mary-Ann – Ein Song über eine selbstbestimmte Frau aus der Nachkriegszeit, die sich nicht den Vorstellungen der Männer um sie herum beugen wollte.

Der ARD-Bericht zum Konzert ab Minute 5:45

Zum Schluss bekommt auch noch Crewmitglied Benjamin Geburtstagswünsche von der Band, woraufhin der ganze Raum in Gesang verfällt. Schlechte Laune existiert heute schlichtweg nicht: Die Musiker sind ersichtlich von der Energie überwältigt, die sie aus dem Publikum schon den ganzen Abend zurückbekommen. Genau dieser Ausstausch zwischen den Menschen auf und vor der Bühne hat uns viel zu lang gefehlt und umso schöner ist es nun wieder Schulter an Schulter sich die Füße zu Indie-Rock zu zertanzen.