omg, MELE war noch nie high

MELE bringt ihre Single omg mit Musikvideo heraus und kündigt ihre neue EP 300 Möglichkeiten an.

Auch wenn euch der Name MELE vielleicht selbst nichts sagt, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr die Künstlerin kennt, ist ziemlich hoch. Sie ist nämlich auch bei offen un‘ ehrlich, dem YouTube-Format von funk als Moderatorin dabei. Außerdem spielte sie schon Support für MAECKES, JERREMIAS und ähnliche Künstler – also natürlich b.c. (before covid).

omg ist MELEs Beichte. Die Wolken öffnen sich, ein Sonnenstrahl scheint auf sie herab und MELE hat die Chance, mit Gott* zu sprechen. Und Gott sprach: Chill doch mal. Dieser Song eine Ode ans Uncool-Sein und Chillen. Das Leben vergeht so schnell, und man hat so viele Möglichkeiten, was man alles tun und lassen könnte – aber anstatt sich deswegen zu stressen beschließt MELE, die Bremse zu ziehen, den Gang herauszunehmen und einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Nicht nur, dass der Song ein absolutes Ohrwurm-Potenzial hat, er bleibt auch definitiv in meinem Kopf, weil ich persönlich mir von dieser Einstellung definitiv eine Scheibe abschneiden sollte. Auch wenn mich dieser ganze Gott-Aspekt ehrlich gesagt ein bisschen abschreckt.

Das offizielle Musikvideo zu omg von MELE.

Das Musikvideo ist eine Instagram-Parallelwelt – oder eine satirische Darstellung davon. MELE trägt ihr Shirt in die Strumpfhose gestopft, den BH über dem Shirt, Sommerhüte, gold-glitzernde Crocs und fläzt sich auf mehreren aufgestapelten Matratzen. Diese Outfits beweisen, dass MELE einen humorvolle Künstlerin ist, denn sie nimmt die perfekt gestylten Musikvideo-Figuren auf die Schippe. All das ist in pastellfarbenen Tönen ausgeleuchtet, manchmal verschwommen, manchmal gestochen scharf. MELE nimmt sowohl ihre eigene als auch die Rolle von Gott ein. Mit Handtüchern als Engelsflügel und einer Sonnenbrille predigt sie, zu chillen und zu entspannen, zieht an einem Joint und macht Rauchkringel. Im Verlaufe des Videos vermischen sich die Outfits von MELE und MELE als Gott immer mehr – ein Zeichen, dass sie Gott näher kommt? Dass sie zu ihrem eigenen Gott wird?

So oder so – der Song ist extrem entspannt und ich bin neugierig, was es sonst noch auf der EP zu hören geben wird. Die Ästhetik gefällt mir, und von früheren Songs von MELE sind wir einen 80ties-Indie-Sound gewöhnt. Vielleicht gibt es auf der EP auch einen oder zwei Songs, die ein bisschen mehr nach vorne gehen. Chillen ist gut, aber in der Komfortzone hat noch niemand die Welt verändert.

*Kurzer Disclaimer: Ich schreibe hier Gott, weil ich auf die christliche Figur anspielen möchte – ich denke, das ist im Sinne des Songs. Allerdings kann hiermit jedes gottesähnliche Wesen gemeint sein.

Foto: (c) Svenja Trierscheid