Hamburger Trio Summer & The GIANTESS debütiert mit selbstbetiteltem Album

Summer & The GIANTESS

Foto: Andreas Hornoff

Summer & The GIANTESS. So heißt ein Trio aus Hamburg, welches seit Juni 2019 Gitarrenmusik unter diesem Namen veröffentlicht. Am Freitag ist ihre nach sich selbst benannte Debütplatte erschienen.

La Géante (The Giantess) – Eine Hommage an Charles Baudelaire

Der Bandname das Hamburger Trios kommt nicht von ungefähr. Zumindest der Teil nach dem „&“ ist eine Referenz an das Gedicht La Géante, ins Englische übersetzt „The Giantess“, vom französischen Schriftsteller und Lyriker Charles Baudelaire, welcher vor allem seinem Gedichtband Les Fleurs du Mal, zu welchem ebenfalls besagtes Gedicht gehört, die heutige Anerkennung als einer der bedeutsamsten Poeten seiner Zeit und Sprache zu verdanken hat. Kleiner Sidefact für euch vorab. Aber lass uns lieber über das Hier und Jetzt sprechen, in dem Summer & The GIANTESS agieren.

Das klingt wie…

Ihr Sound könnte als eine Fusion aus Dark Rock, New Wave und Psychedelic Rock beschrieben werden. Was sich konsequent durch das Album zieht, ist eine gewisse Düsterheit, die mal mehr mal weniger Raum einnimmt. Abseits dessen finden aber auch verträumtere und soulige Momente ihren Platz auf dem Album. Summer & The GIANTESS bilden ein weites Spektrum an musikalischen Ideen ab. Das Album ist facettenreich und ihre Songs vielschichtig: Mal aggressiv, mal abgeschlagen, dann wieder erbost. Aber Hörer*innen dürfen zwischendurch auch mal durchatmen – wie etwa beim Abtauchen in „Dead Sea“, dem wohl gedankenversunkesten Song der Platte, dessen Soundkostüm zum Fallenlassen einlädt.

An dieser Stelle ist vielleicht auch noch erwähnenswert, dass die Band für dieses Album zusammen mit Produzent Moses Schneider gearbeitet hat. Dieser ist vor allem für die Liveaufnahmen in seinen Produktionen bekannt und hat schon mit diversen großen (Rock-)Bands wie etwa Tocotronic, AnnenMayKantereit, Turbostaat und den Beatsteaks zusammengearbeitet. Summer & The GIANTESS reihen sich mit ihrem Album – man möchte beinahe Hall of Fame sagen – ein.

Zwischen Zeitgeist und Zorn

Als Roter Faden für die Platte lässt sich die (politische) Wut auf Missstände, die unsere Gesellschaft druchtriefen, ausmachen. Diese Wut ist allerdings nicht so stumpf, wie man es sonst oft von Parolen in Songs kennt. Das Trio behandelt mit seinem Album furios aktuelle Themen und erkennt auch die Komplexität dieser an. So wird zum Beispiel auch die Rolle der Medien für das Klima unserer Gesellschaft auf dem Album hinterfragt. Die politische Relevanz des Albums ist unverkennbar, wie etwa der Song „Wutbürger“ zeigt, der gegen alldiejenigen schießt, die rechte Hetze und wissenschaftsfeindliche Propaganda auf die Straßen tragen. Die Platte fängt den Zeitgeist künstlerisch wertvoll ein.

„It’s not fair / No one listens when you scream / Only distance.“

Summer & The GIANTESS – Wutbürger

Fazit

Summer & The GIANTESS zeigen mit größtem Selbstverständnis (warum auch nicht?!), dass Gitarrenbands auch abseits des breitbeinigen cis männlichen Musikzeitschriften-Cover-Klischee existieren. Und zwar gute Bands! Eigentlich sollte das gar nicht erwähnenswert sein, aber wenn wir uns umgucken, ist auch die Musikszene immer noch weiß und männlich dominiert. Da docken Summer & The GIANTESS genau da an, wo es wichtig ist, Repräsentation für all diejenigen außerhalb dieses Prärogativs zu schaffen. Hey, Rock Am Ring. Ich hoffe, ihr fühlt euch bei eurem Line Up mitgemeint. Ich hätte da einen Act-Tipp für euch.

Von der ersten Single bis hin zu den Visuals, allen voran den Musikvideos, die ich euch hiermit sehr ans Herz legen möchte, ein stimmiges Gesamtbild, das sich sehen lassen kann. Das Album gibt 35 Minuten Vollgas. Sängerin Sabi trägt in ihrer Stimme mal einen wütenden und mal verzweifelten Ton. Welcher am Ende am besten zu Geltung kommt, hängt wohl vom Ohr ab, das gerade zuhört. Ich kann für mich sagen: Ich bin bereit, die politische Wut mit Summer & The GIANTESS auf den Ohren zu entladen. Die perfekte Platte für den anstehenden Herbst. Und vermutlich auch die perfekte Platte für den immer näher rückenden Wahlsonntag.

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