Groovecat aus Berlin ist die neue App um Musikmomente mit seinen Freunden zu teilen. Pickymag traf Jakob, einen der Gründer für ein Interview.
Nach ein paar coolen, freundschaftlichen Mails mit Jakob, einem der Groovecat-Gründer, treffe ich ihn in Berlin für ein Interview. Das Büro ist ziemlich groß – und fresh. Es laufen relativ wenig Hipster durch die Räume, ein Zeichen von Qualität im mittlerweile so abgeyuppten Berlin. Die schwarze Couch auf der ich sitze bereitet mir zwar etwas Unbehagen, aber solange ich keine Kamera sehe, ist alles in Ordnung. Wir quatschen ziemlich lange, es gibt viele Lacher – und für dich am Ende natürlich ein sehr spannendes und aufschlussreiches Interview: Ready or not, here it comes, you can’t hide:
Groovecat: Jakob, der Gründer im Interview
Tim: Hey! Du bist Jakob von Groovecat richtig? Was genau ist Groovecat und was hast du damit zu tun?
Jakob: Hi Tim, haha genau, das klingt ja fast schon adlig. Jakob von und zu Groovecat. Spaß. Also, Groovecat ist eine Plattform für Musikmomente, also für dieses Gefühl wenn du einen Song hörst der einfach perfekt zu deiner Situation und Stimmung passt. Oha, das ist jetzt wie der Soundtrack zu meinem eigenen Leben – besonders in diesen kleinen Alltagsmomenten: Im Zug, auf dem Fahrrad.
Mit Groovecat kannst du dann genau diese Momente mit nur zwei Klicks einfangen, ohne viel am Handy rumzufummeln. Wenn dich ein Song flasht, kannst du einfach ein Video mit Groovecat machen. Die App erkennt dann automatisch was gerade in deinem Stream läuft und verbindet Song und Video zu deinem Musikmoment.
Groovecat ist auch eine Community aus Musikflashern, also Menschen, die irgendwie in Musik denken und ihre Musikmomente da posten. Man kann sie anhören und wenn man einen Song gut findet, ihn direkt in einer Spotify Playlist speichern.
Was ich damit zu tun habe? Ich habe Groovecat vor nun 3 Jahren mit Markus und Joshua aus der Taufe gehoben. Wir drei haben uns im Masterstudium Music & Creative Industries an der Popakademie in Mannheim kennengelernt.
Tim: Woher kam die Idee dazu und wie lange gibt es Groovecat schon?
Jakob: Also das Gefühl eines Musikmoments kennen wir ja alle, das ist ja fast schon ein universelles Thema. Die Leser deines Blogs wissen sicher wovon wir hier sprechen. Wir im Team haben alle schon immer viel mit Musik gemacht, egal ob DJ, Labelgründer oder Musiker. Als wir drei uns an der Popakademie kennengelernt haben, hat es dann irgendwie gefunkt.
Tatsächlich ging es am Anfang los mit einer App, die dir anzeigt, was für Musik die Menschen in deiner Umgebung hören. Da gab es aber einige Schwierigkeiten, so dass wir unser Projekt dann weiter in Richtung Musikmomente entwickelt haben. Die App so wie es sie jetzt haben wir dann letzten Sommer gelauncht.
Tim: Ich persönlich habe Groovecat schon benutzt und muss sagen, dass mir die Idee richtig gut gefällt. Hätte mich jemand im Vorfeld gefragt, ob ich sowas brauche, hätte ich wahrscheinlich nein gesagt. Aber jetzt wo ich Groovecat ein paar Mal benutzt habe, muss ich schon zugeben, dass es etwas an sich hat. Ich schätze mal, dass hörst du öfter?
Jakob: Ja voll, lustig, dass du das sagst. Total oft kommen neue Nutzer von Groovecat auf uns zu und sagen:
“Hey, seitdem ich eure App nutze, nehme ich meine Musikmomente viel bewusster wahr und dadurch höre ich irgendwie auch viel aufmerksamer Musik”.
Musikmoment ist ja kein stehender Begriff wie er im Duden steht. Das was wir hören ist doch viel mehr beeinflusst von unserem Umfeld. Wo wir uns gerade befinden und wie wir uns gerade fühlen. Wenn man darauf ein bisschen achtet kann man immer wieder in sein eigenes kleines Musikvideo springen.
Tim: Wie unterscheiden sich die Reaktionen auf eure Idee von damals im Vergleich zu heute und was überrascht euch dabei am meisten?
Jakob: Wir haben ja damals (vor 4 Jahren) in Mannheim angefangen Groovecat hochzuziehen und haben da natürlich auch mit vielen Leuten gesprochen und bei Pitch-Events mitgemacht. Da waren wir schon etwas die Paradiesvögel und Träumer. Die Jungs mit ihren emotionalen Musikmomenten. Für Investoren – die man natürlich braucht um sein Projekt voranzutreiben – ist beispielsweise der Dreiklang, Musik, App und Social mehr als Grund genug, um auf dem Absatz kehrt zu machen und schnell das Weite zu suchen.
Als wir aber angefangen haben, mit Groovecat Algorithmen für Musikempfehlungen zu entwickeln, hat sich das Blatt etwas gewendet. Weil eigentlich allen die große Herausforderung bewusst ist, diese 40 Millionen Titel, die man auf Spotify immer und überall hören kann, irgendwie gut verfügbar zu machen und Menschen die richtige Musik vorzuschlagen. Das ist auch ein bisschen unsere Vision: Mit Hilfe der Musikmomente jeden mit der passenden Musik für jeden Moment versorgen zu können. Und dabei haben wir einen Weg gefunden, wie alle Daten total sicher bleiben und wir alles anonym und bei uns behalten.
Tim: Warum genau sollte man Groovecat deiner Meinung nach benutzen?
Jakob: Wir haben Groovecat natürlich primär aus Eigenmotivation entwickelt, weil uns genau so eine Technologie gefehlt hat. Mit der Zeit haben wir dann gemerkt, dass das Leben von so vielen anderen auch aus Musikmomenten besteht und sie genauso wie wir Lust haben, diese einzufangen und mit anderen zu teilen. Du glaubst nicht wie krass es ist, wenn man sich einen Musikmoment auf Groovecat anschaut, den man vor einem halben Jahr eingefangen hat #instantthrowback.
Viele Nutzer sagen auch, dass sie gute Musik über Groovecat entdecken.Das Besondere ist ja, dass man die Musik über echte Momente von echten Menschen entdeckt und so auch gleich einen ganz neuen Bezug dazu hat. Für viele ist es aber auch einfach ein “kreatives Ventil”, eine ganz neue Art sich über Videos und Musik auszudrücken.
Tim: An wen richtet sich das Konzept von Groovecat am ehesten?
Jakob: Also das Gefühl von Musikmomenten kennt eigentlich keine Grenzen. Wir fragen natürlich viele Menschen nach Musikmomenten die ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind und die meisten haben eine total tolle Geschichte dazu. Aber klar sprechen wir mit Groovecat eine bestimmte Nutzerschaft zwischen 20 und 35 Jahren an. Unsere User sind auf jeden Fall totale Musikliebhaber, die über Streaming Musik hören und viel unterwegs sind.
Einige Nutzer geben uns aber auch das Feedback, dass sie Groovecat so gerne mögen, weil an vorderster Stelle ganz klar die Musik steht und nicht wie jemand gerade aussieht oder was er gerade isst.
Viele bleiben beim Aufnehmen eines Musikmomentes hinter der Kamera und das scheint vielen zu gefallen. Im Endeffekt ist es eine Musikplattform mit sehr authentischen Inhalten abseits des Mainstreams, zum Teil wird da echt freakige Musik gepostet.
Tim: Gibt es die App für iPhone und Android?
Jakob: Groovecat richtet sich gerade noch primär an iPhone-Nutzer. Wir haben zwar eine Beta im Play Store, aber wie der Name schon sagt, ist es noch eine Beta. *Tim nickt andächtig*
Tim: Euch gibt es mittlerweile ja schon seit drei Jahren. Was war euer bisher größter Erfolg seit der Gründung?
Jakob: Gute Frage, das ist gar nicht so einfach. Ein Highlight war sicherlich die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpiloten, die jedes Jahr von der Bundesregierung an 32 kreative Unternehmen vergeben wird. Da haben wir unglaublich tolle Menschen kennengelernt und sind in ein Umfeld aus Querdenkern reingekommen. Bei der Preisverleihung kam dann Peter Altmaier zu unserem Stand und das war schon lustig ihm von Musikmomenten und Algorithmen dahinter zu erzählen.
Das präsentieren der Idee ist einfach auch immer etwas Besonders; wenn du irgendwo auf der Bühne stehst und Menschen von deiner Idee und deiner Vision erzählst. Ende letzten Jahres waren wir in New York, vor ein paar Tagen in Kopenhagen und es ist immer toll dieses emotionale Thema durch die Welt zu tragen.
Ein Highlight war sicherlich auch eine Guerilla-Aktion hier in Berlin, die wir zusammen mit Michael Nickel, einem Berliner Pianisten durchgeführt haben. Das Konzept hieß “Sit down for a Music Moment”, wobei Michael Klavier gespielt hat und vor dem Klavier ein Stuhl mit Kopfhörern stand. Du konntest ihn nur durch die Kopfhörer hören und die Leute zu sehen, die sich im ganzen Alltagsstress da hingesetzt und für einen Moment runtergekommen sind, das war schon schön. Hier kann man es sich auch direkt angucken:
https://www.facebook.com/groovecat/videos/410319433143872/
Tim: Wie groß ist die Groovecat-Community mittlerweile und gibt es schon ein paar Influencer auf eurer Plattform?
Jakob: Mittlerweile sind wir eine Groovecat Community aus ca. 3000 Nutzern hauptsächlich aus Berlin, Hamburg, München. Sie ist also noch nicht riesig, aber es haben sich echt schon ein paar Leute darüber kennengelernt: „Hey, bist du nicht XXX von Groovecat:)?“. Wir haben noch keine richtig großen Influencer auf Groovecat, aber das war auch nicht unser Ziel. Vielmehr möchten wir unseren Nutzern die Chance geben, mit ihren Musikmomenten andere Nutzer zu inspirieren und Musik zu empfehlen.
Mit larabette haben wir zum Beispiel eine Userin aus München die sehr im deutschen Hip Hop/Trap/Cloud-Rap-Game drin ist und ihre Musikmomente mit ihrer eigenen visuellen Kunst verbindet. In ihrem Profil steht glaube ich „Mein Kopf besteht aus Lyrics“ und das merkt man auch. Obwohl ich eher aus der elektronischen Ecke komme, hat mich larabette schon öfters zu neuer Musik inspiriert. Weitere Influencer sind alex oder piali, das sind auch zwei sehr visuelle Menschen mit einem ganz eigenen Musikgeschmack. Wie du siehst, ist es also gerade eine ziemlich gute Zeit Groovecat-Influencer zu werden:).
Tim: Wo wollt ihr mit Groovecat in Zukunft noch hin?
Jakob: Hui, da haben wir noch einiges vor. Im Hintergrund entwickeln wir gerade ein Groovecat 2.0 mit vielen Funktionen, die unseren Nutzern bisher noch fehlen. Zum Beispiel gewisse „Channels“, in denen Musikmomente z.B. nach Orten, Aktivitäten oder Emotionen geordnet werden. Auch werden wir Filter für die Kamera einbinden, damit man sich beim Erstellen von Musikmomenten noch mehr ausleben kann.
Dazu wird es die Möglichkeit geben, auch eigene Videos aus der Fotoroll hochzuladen. Im Moment kann man einen Musikmoment nur aufnehmen, wenn man das Video direkt im Moment selber mit Groovecat aufnimmt. Zusammenfassend lassen sich die nächsten Features einmal in Kreativitäts- und einmal in Community-Features untergliedern.
Langfristig geht es uns aber darum, dass unsere Nutzer nicht nur ihre Musikmomente mit Groovecat aufnehmen können, sondern dass wir ihnen auch Musikmomente schenken – und das über einen Algorithmus, der über bisherige Musikvorschläge hinausgeht und viel mehr auf die Umgebung und die eigene Stimmung eingeht. In Kürze werden wir dazu eine Mini-App veröffentlichen die an Groovecat angedockt ist und zu dem Video was man in der App aufnimmt und der Stimmung die man angibt einen Musikvorschlag gibt. Quasi ein Musikmoment-Creator!
Tim: Wie sieht für euch die perfekte Integration von Groovecat in die Gesellschaft aus?
Jakob: Also wir glauben fest daran, dass es den Alltag und das Leben besser macht, wenn man die passende Musik hört. Unsere Vision ist es also nicht nur, mit den Musikmomenten eine eigene Sprache zu etablieren, die Menschen aus aller Welt vernetzt und die Gesellschaft auch etwas empathischer macht. Sondern auch, mit Hilfe von Technologie zu ermöglichen, dass man einfach die passende Musik für seine besonderen Momente findet.
Tim: Hier ist jetzt noch Platz für etwas, was du schon immer mal loswerden wolltest:
Jakob: Danke für das Interview! 🙂
Tim: Same Same
Alle Fotocredits gehen an: © Stadtmarketing Mannheim GmbH Nadja Capellmann
Hier findest du noch die besten Musikmomente von Januar bis März 2019: