ENGIN live auf seiner Tour in Frankfurt (Foto: Tim Fraats)
Es ist Montagabend in Frankfurt, doch im Zoom fühlt es sich an wie ein Sonntagmorgen in Istanbul. ENGIN haben auf ihrer „Şeker Tour 2025“ Halt in FFM gemacht. Ein Abend, der nachhallt.
„Şeker“ – das türkische Wort für Zucker – ist nicht nur der Name der Tour, sondern auch ein treffendes Bild für das, was ENGIN an diesem Abend servieren: bittersüße Melodien, die sich wie Kandis auf der Zunge zergehen lassen, aber auch mal scharf nachbrennen. Die Band aus Mannheim, bestehend aus Engin Devekiran (Gesang, Gitarre), Jonas Stiegler (Schlagzeug) und David Knevels (Bass), schafft es, Gegensätze, die keine sein sollten, zu vereinen: türkische und deutsche Texte, psychedelische Gitarrenriffs und poppige Hooks, Melancholie und Euphorie.
Das Publikum ist so vielfältig wie die Musik selbst. ENGINs Songs erzählen von Entfremdung und Versöhnung, von der Suche nach Identität in einer Welt zwischen zwei Kulturen. Besonders bewegend ist die Performance von „Gurbet“, einem Cover des türkischen Musikers Özdemir Erdoğan, das die Band mit einer rockigen Note neu interpretiert und eine neue Dimension verleiht.
Fotos: Tim Fraats
Es sind mehrere Generationen, die an diesem Abend zusammenkommen: diejenige, die Cem Karaca in den 70er und 80ern miterlebt haben sowie Jahrgänge, die in ENGIN ihren Karaca gefunden haben. ENGINs Songs handeln von der Migrationsgeschichte über zwei Generationen hinweg und davon, wie man alles, was man (er-) lebt, in die Gesellschaft einbringen kann, um gemeinsam zu wachsen. Eine Einladung zur Selbstreflexion.
Nach dem letzten Akkord bleibt ein Gefühl von Verbundenheit und Hoffnung. ENGIN haben gezeigt, dass Musik Brücken bauen kann zwischen Kulturen, Generationen und Herzen. Ein Konzert, das nicht nur die Ohren, sondern auch die Seele berührt hat. Ein Abend, der noch lange nachklingt – süß wie Zucker.