August August, das Duo aus Hamburg und Berlin vermengen auf ihrem neuen Song Deine Freunde alles, was deutsche Popmusik so schön macht!
Ja, ihr habt richtig gelesen, Popmusik und Pickymag, das geht zusammen. Na gut, Indie-Pop. Vor allem, wenn es so schöne, deutsche Indie-Popmusik ist, wie die vom Duo August August. Halb Berlin, halb Hamburg konnte ja eigentlich nur etwas Gutes dabei rauskommen, oder nicht? Interessant: Sängerin Kathrin ist eigentlich eher Schauspielerin! Professionell: David ist wirklich Gitarrist und Produzent. 😀
Deine Freunde ist mir irgendwo, irgendwann mal im Internet über den Weg gestolpert und ich habe mich sofort in den Song verliebt. Wie der Titel dieses Review schon verrät, fühle ich bei Deine Freunde vor allem ein warmes Gefühl von Melancholie. Am besten noch so eine stechende Spätsommer-Melancholie. Die letzten warmen Tage, noch mal die Sonne auskosten, die ersten Blätter färben sich bereits. Ein bisschen wie ein innerer Herbst. #Deep. Also man fühlt, dass sich etwas verändert, dass sich etwas dem Ende neigt. Und man ist gerade genau in der Mitte zwischen dem Ende und dem neuen Anfang. Man schaut noch mal auf das alte zurück und wendet sich dann milde lächelnd dem Neuen zu. Das geht zumindest mir durch den Kopf, wenn ich Deine Freunde höre.
August August haben hier aus meiner Sicht einen echt kompakten, runden Song geschrieben, der textlich, musikalisch und vor allem melodisch überzeugt. Über das Solo gegen Ende der Nummer kann man selbst entscheiden, aber vor allem das Gitarren-Lick am Anfang, sowie die Gesangsmelodie in den Strophen haben mich mehr als überzeugt.
Irgendwie so ein sprudeliger Mix aus Wir sind Helden, Silbermond, Juli und Die höchste Eisenbahn – aber immer das Beste davon!
Ich beobachte dich, aus deinem Abseits heraus
in das du manchmal gerätst
Und ich seh dich dort stehen
neben all diesen Menschen, die die so sehr gefallen
Was für eine schöne, lyrische Eröffnung! In Deine Freunde geht es – obviously – um die Freunde des lyrischen Ichs und seiner Beziehung zu ihnen. Auch die Musik sorgt hier gleich von Anfang an für Charakter. Man hört die Gitarre rein kommen und weiß sofort: okay, das hier is ne ruhige Nummer zum Zuhören und mitfühlen.
An der Stelle muss ich einmal die Band dafür loben, dass sie es geschafft hat, eine Emotion oder eine Lebensphase ihres eigenen Lebens nicht nur in Worte zu fassen, sondern diese auch noch mit Emotion zu belegen, die losgelöst von Zeit und Raum bei anderen Menschen dasselbe auslösen. Passiert meiner Meinung nach sehr selten, daher wollte ich das nochmal ansprechen! Großes Talent!
Ohne mir jetzt beim Interpretieren über die eigenen Gedanken zu stolpern, trete ich einfach beiseite und lasse die Band selbst sprechen. Normalerweise bin ich kein copy-paste Mensch, aber August August haben den Grundkern ihren Song selbst so schön zusammengefasst, dass ich ihn hier einfach ungefiltert zeigen muss:
Ihr neuester Song „Deine Freunde“ erzählt vom Loslassen und Losgelassenwerden, von einer ungläubigen Enttäuschung und der Schmerzhaftigkeit, wenn man erkennt, dass man nichts anderes tun kann als eine Freundschaft ziehen zu lassen, weil das hedonistische Gegenüber selbst Freundschaften nur konsumiert anstatt sie mitzugestalten – sich niemals bewegt
Dem ist wohl nicht mehr viel hinzuzufügen. Amen.
Was ich noch einen spannenden Aspekt an der Single finde, ist das Cover, oben abgebildet. Ich wage einfach mal, hier den Vergleich mit einem Clown, oder einem traurigen Clown zu ziehen, der sich den Arsch aufreißt und versucht die Freundschaft zu retten, am Ende aber nur als Depp da steht, der als einziger noch an Gespenster glaubt.
Vielleicht muss der Clown letzten Endes nur verstehen, dass sich Menschen mit der Zeit einfach auseinander entwickeln und eigene Lebenskonzepte haben, die sie verfolgen. Und er muss verstehen, dass sich an Altes festzuklammern am Ende viel mehr weh tut, als einfach loszulassen und das Neue und die Menschen so zu akzeptieren und zu verstehen, wie sie sind. Und schon immer waren.
Nochmal der Rückbezug auf die Musik und den Song an sich. Für mich ist der Song von A bis Z astrein komponiert, produziert und umgesetzt. Sehr schönes Zusammenspiel von Gitarren-Layern und dem Bass, auf einem lockeren Schlagzeug. Bei genauem Hinhören hört man noch viele kleine Details, die den Song auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig werden lassen. Kleines Panorama auf den Vocals, kleine Gitarrenlicks auf den Seiten, das macht Spaß! Dass es noch eine Radio-Version gibt, finde ich gut mitgedacht. Trotzdem gefällt mir die Original-Version besser. Manchmal muss man sich eben 5 Minuten Zeit für die wichtigen Dinge nehmen! 🙂
Alles in Allem habe ich mit August August und Deine Freunde mal wieder einen Geheimtipp gefunden, den ich sehr gerne mit der Welt teile. Auch die anderen Songs des deutschen Indie-Diamanten überzeugen mich vor allem mit sehr feinfühligen und durchdachten Texten, die erst beim mehrmaligen Hören ihre tieferen Schichten offenbaren.
Und für alle, die sich auch in den Song und die Band verliebt haben gibt es noch eine Kirsche obendrauf. Ich kann wohl verraten, dass da bald noch etwas viel Größeres kommt! Mehr will ich an der Stelle aber noch nicht verraten! 😉
Hör dir hier Deine Freunde von August August an: