Amilli ist die Newcomerin der Stunde. Mit ihrer Debüt-EP Wings zeigt sie der deutschen Musiklandschaft ihr ganzes Potenzial und überzeugt auf jeder Ebene!
Amilli ist wohl eine der spannendsten Newcomerinnen, die die deutsche Musiklandschaft momentan zu bieten hat. Dass die 19-jährige Sängerin aus Bochum Talent besitzt, zeigt sich nicht nur dadurch, dass sie den ersten 1Live Förderpreis gewonnen hat. Auch durch ihre Authentizität wird klar, wie viel Leidenschaft in ihrer Musik steckt. Hinter Amilli steht kein großes Label, alles ist selbst produziert. Von der Musik bis zu den Videos und Visuals (die ich mal nebenbei erwähnt auch mehr als gelungen finde). Auf dem selbst gegründetem Label Mightkillya veröffentlicht sie jetzt ihre erste EP Wings, auf die ich mich freue, seit ich Amilli auf einem Giant Rooks Konzert dieses Jahr als Support Act gesehen habe.
Also starten wir zusammen die Reise durch die fabelhafte, mit R’n’B Beats durchflutete Welt der Amilli:
Wings startet mit warmen und leichten Klängen
Die Platte startet mit einer verträumten Melodie, die mich in eine unbeschwerte Stimmung versetzt. Im Gegensatz zu diesem leichten Klang besingt Amilli in Wings eher schwere Themen, die wahrscheinlich jeden jungen Erwachsenen beschäftigen: Wer ist man eigentlich und was erwartet man vom Leben? Im Endeffekt geht es darum, aus seiner eigenen Komfortzone auszubrechen. Dinge zu tun, die einem vielleicht Angst machen, um selbst als Person weiter zu kommen und sich zu entwickeln. Ich finde, Amilli verpackt die schöne Message gekonnt und federleicht.
Ähnlich entspannt geht die Reise weiter. Rarri ist wohl ihr bekanntester Song, da dieser bereits 2018 veröffentlicht wurde. Das Lied hat für mich einen ganz klaren Vibe von langen Sommernächten. Man strolcht mit seinen besten Freunden durch die Stadt und lebt einfach. Durch ihre warme Stimme und die Gitarren wird das zusätzlich betont. Ich werde grade ein bisschen nostalgisch und wünsche mir den Sommer zurück, weil ich hier mit Wärmflasche sitze und es draußen regnet.
Was ich auffällig finde ist das ganze Namedropping in dem Song. Amilli stellt sich damit aber bewusst gegen den Materialismus, den man aus aktuellen Raptracks gewohnt ist. Macht sehr sympathisch meiner Meinung nach, gerade weil ich mich selbst in dem Satz „we don’t wear the new Balenciagas, sticking to the good old Vans“ sehr gut wiederfinden kann.
Amillis Sound hat Wiedererkennungswert
Let Go bringt mich wieder ein bisschen raus aus meiner Sommermelancholie. Der Song hat die gewohnten R’n’B Beats und Amilli spielt mehr mit ihrer Stimme in der Bridge und zwischen dem ersten Refrain und der zweiten Strophe, wo sie sehr hoch singt. Für mich klingt der Song durch die spät einsetzenden und langsamen Beats etwas trauriger und hat so einen sehnsüchtigen Hauch. Vielleicht liegt das aber auch am Thema. Eine Art Liebeslied mit Zwiespalt zwischen dem eigenen Gefühlschaos und den Erwartungen des Partners.
Dass Amillis Welt aber nicht nur ruhig und nachdenklich ist, beweist sie mit dem nächsten Track. Oh My hat mich gleich nach zehn Sekunden dazu veranlasst durch mein Zimmer zu tanzen. Wer dabei nicht zumindest seinen Kopf zum Beat mit nickt, den kann ich beim besten Willen nicht verstehen. Ihre entspannte Stimme verbreitet dazu noch mehr Good Vibes. Klingt nach: eine gute Zeit zu haben, von innen scheinen und den Moment genießen.
So die Party ist vorbei, aber mit diesem Song kommt ein bisschen Abwechslung in den Neo-R’n’B (wie das Genre in anderen Musikmagazinen oft benannt wird) rein. Die For You klingt für mich mehr nach Old School Hip Hop und R’n’B. Der Feature-Gast Serious Klein unterstreicht mit seinem Rap-Part den Eindruck nochmal. Spätestens bei dieser Nummer fällt mir irgendwie auf, dass bei Amillis Gesang und auch in der Art wie sie die Worte ausspricht immer eine gewisse Lässigkeit mitschwingt. An sich nicht schlecht, aber der Song holt mich nicht so ganz ab wie die anderen Lieder.
Amilli liefert starkes Debüt mit gefühlvollem Ende
Am Schluss kommt mein persönliches Highlight. Vielleicht liegt es an der hoffnungslosen Romantikerin in mir, aber bei diesem Song habe ich wirklich ein bisschen Gänsehaut bekommen, als ich ihn das erste Mal gehört habe. Der Song hebt sich sehr ab, denn man hört im Gegensatz zum Rest der EP nur Amilli und ein Klavier – sonst nichts.
Ich glaube, dass gerade aus diesem ruhigen Arrangement die gefühlvolle Seite Ihrer Stimme noch einmal mehr zur Geltung kommt. Der Song lässt einen selbst so ein bisschen wegträumen und ich habe dabei gleich diese klassisch-kitschige Slowdance Filmszene im Kopf. Ich lieb’s sehr!
Amillis Welt klingt für mich nach entspannten Sommernächten mit Freunden, Ängsten, die jeder Anfang 20 so hat und großen Gefühlen. Das alles unterlegt mit dem Mix aus ihrer warmen, lässigen Stimme und coolen R’n’B Beats. Sie zeigt zum einen, wie vielseitig Amilli ist, zum anderen, dass sie Ihren Stil gefunden hat und ihm treu bleibt und mit neuen Beats viel frischen Wind in die Popszene bringt. Man hat ruhige Songs wie Wings und Movie dabei, aber genauso Tracks zu denen man nicht still halten kann. Mir persönlich hat die Debüt-EP sehr gefallen und ich bin sehr gespannt, was in Zukunft noch so von Amilli kommen wird.
Am besten Hören beim: Chillen mit Freunden bei ´ner Weinschorle
Favorite Song: Rarri, Movie
Least Favorite Song: Die For You
Hier kannst du dir noch das Musikvideo zu Movie anschauen: