Herr D.K. (Foto: Aylin Sengül)
Henning von Hertel, besser bekannt als Herr D.K., singt in seinem zweiten Album „Was mach ich mit meiner Zeit“ von der Überforderung unendlicher Möglichkeiten, einer komplizierten Liebe zu sich und anderen und warum älter werden eigentlich ziemlich schön ist.
Das zweite Album von Herr D.K. trifft voll ins Gefühl der Zeit. Da ist noch viel Melancholie von grauen Wintertagen und tragischen Dingen, die auf der Welt passieren, doch die fast vergessene Sonne kitzelt die Hoffnung auf schönere Tage, innen und außen. Die sanfte Stimme des Hamburgers lässt einen verträumt zurück.
Dass es über den Club 27 unendlich viele Songs und Alben gibt, ist nichts Neues. Doch Herr D.K. dreht die Zahlen um. Er schreibt eine Ode an das Älterwerden und verschläft das wilde Rockstar-Leben voller Zigaretten und schlafloser Nächte: „Vor’m Rauchen hab ich zu viel Angst, beim Ziehen schau ich lieber zu, ich will wirklich allerfrühestens in Club 72.”
In „Angst vor der Stille” widmet sich der Musiker dem Phänomen einer Generation, von all den lauernden Chancen und Möglichkeiten überwältigt zu sein. Untermalt ist der gemeinsame Song mit Resi Reiner von Cello- und Geigenklängen. Zum Ende des Songs singen die beiden: „Dieses Lied ist keine Rettung, nur ein Ablenkungsangebot.”
„Ich will so viel, doch überfordert mich der freie Wille, was bin ich für ein Idiot.”
Herrr D.K. & Resi Reiner – „Angst vor der Stille”
„Schlecht bestellt”, der sechste Song des Albums, beginnt ganz leise mit melodischen Gitarrenklängen, nach dem ersten Refrain wird es lauter, der Beat schneller, die Drums setzen ein. Henning singt: „Und du sagst, du bist schön, würdest du etwas zu dir stehen.” Als wäre dieser Satz Zündstoff, baut sich nach dem zweiten Vers eine fesselnde Bridge auf, die immer schneller wird, das Feuer brennt.
Im Song „Was mach ich mit meiner Zeit” singt Herr D.K. von Endorphineschüben, die einem kurz darauf total absurd erscheinen können, wenn die Melancholie zurück in den Kopf kriecht und sich breitmacht.
„Was mach ich mit meiner Zeit, vor ein paar Tagen hab ich mich gefreut.”
Herr D.K. – „Was mach ich mit meiner Zeit”
Herr D.K. vereint Hoffnung und Melancholie so schön miteinander, dass man versteht, dass sie zusammengehören, und dass das okay ist. Vielleicht sogar gut.