Mit nie ankommen liefern JEREMIAS aus Hannover einen Track ab, der ganz klar ihre Handschrift trägt: minimalistischer Disco-Sound, funky Basslines und melancholischer Text. All diese Komponenten haben die Band in den vergangenen Monaten zu einer festen Indie-Pop-Größe in Deutschland befördert. In Zeiten wie diesen fällt es einem schwerer denn je, die Füße stillzuhalten. Da kommt die neue JEREMIAS-Single wie gerufen!
Auf der neuen Single nie ankommen machen JEREMIAS genau da weiter, wo sie auf mio aufgehört haben. Man möge sich an Jeremias‘ verzweifeltes „und ich will nur noch unterwegs sein“ aus besagtem Vorgänger erinnern. Wie passend also, dass nie ankommen von dem Wunsch handelt „weg von hier“ zu kommen. Der Song behandelt den Drang in Bewegung sein zu wollen, sowie die Euphorie und den innere Seelenfrieden, der sich in der Brust breit macht, wenn man aus dem Trott entfliehen kann.
„Und wenn wir ankommen, dann seh‘ ich das nicht ein, ich will nie aufhören, immer wach zu sein“
Warum „nie ankommen“?
JEREMIAS versetzen mit nie ankommen in Aufbruchsstimmung, obwohl das Ziel unbekannt bleibt. Und das in Zeiten, in denen wir unsere Füße gezwungenermaßen stillhalten müssen (zumindest metaphorisch) und uns nach dem Erreichen der Zielgeraden sehnen. „Aber tanzen wird ja wohl noch erlaubt sein“ schreit es in mir, als ich die Single zum ersten Mal höre. Gesagt, getan. Neben einer ordentlichen Portion Tanzbarkeit hat das Quartett aber auch etwas Gesellschaftskritik im Song versteckt. Das dringliche Bedürfnis, sich angekommen fühlen zu müssen, holt uns täglich ein. Irgendwo auch zurecht. Es kann einen voller Stolz erfüllen zu erreichen, was man sich vorgenommen hat.
Doch sobald wir uns im manischen Verlangen danach unser Leben an statischen Umständen zu messen verlieren, tut es auch mal gut, einen klaren Blick auf die Gegenwart zu richten. Genau das wollen JEREMIAS auf ihrer neuen Single tun, insbesondere vor dem Hintergrund, dass uns Fear of missing out mit unseren Gedanken immer irgendwo anders hinzerrt, anstatt uns im Moment verharren zu lassen. nie ankommen hingegen ist eine Ode an die Lebensfreude und das Hier und Jetzt. Besungen wird das Genießen und die Dankbarkeit an den momentanen Augenblick. Ganz nach dem Motto: Solange man mit sich selbst im Reinen ist, spielt es keine Rolle, ob und wo man ankommt, am Ende kommt man eh irgendwo raus und das ist auch okay so.
„Bin auf der Flucht und ich weiß noch nicht vor was, vielleicht davor, dass ich etwas verpass“
La Dolce Vita für Zuhause
Das dazugehörige Musikvideo hat die Band gemeinsam mit Marc Carles und Antemilio, die bereits beim Video zu den Vorgängersingles hdl und mio ihre Finger im Spiel hatten, im September 2020 während ihres Roadtrips Richtung Italien gedreht. Dabei wurde mit dem Camcorder La Dolce Vita-Flair eingefangen, das an die Leichtigkeit appelliert und an unbeschwerte Sommertage erinnern lässt. Irgendwo zwischen Alpen und dem Canal Grande lassen es sich die vier gut gehen. Ich gebe es gerne zu: in den knapp vier Minuten voller Sommer, Sonne und Badespaß bin ich schon etwas neidisch geworden…
Der Track kommt auf jeden Fall in meine Roadtrip-Playlist, auch wenn diese mich in diesem Jahr nur auf der verregneten A7 begleiten sollte. Wenigstens gibt mir nie ankommen dann das Gefühl davon, auf dem Highway die Sonnenstrahlen auf meiner Nasenspitze zu spüren oder ein Glas Aperol an der Strandbar zu schlürfen. Und wer sich auch zurück in bessere Zeiten träumen möchte, kann sich hier den Streifen zu Gemüte führen und das Tanzbein dazu schwingen.