
(Foto: Celine De Groot)
Mit großen Versprechen feierte das Even Flow 2025 in Köln seine Premiere. „Weniger Halligalli. Mehr Fokus.“ lautete das Motto, mit dem es am 12. und 13. Juli an den Start gegangen ist – und wir waren live dabei. Wie der Tanzbrunnen als Location maßgeblich zum Erfolg beigetragen hat, lest ihr hier.
Wir gehen rein
Los ging’s für uns am frühen Samstagnachmittag: ausgeschlafen, gut gelaunt und mit einem kühlen Spaßgetränk in der Hand haben wir uns am Bahnhof gesammelt und machten uns gemeinsam auf den Weg zum Tanzbrunnen. Schon der kurze Spaziergang am Rhein entlang fühlte sich wie ein Auftakt zur Entschleunigung an – und passte damit perfekt zur Atmosphäre, die uns auf dem Festivalgelände erwartete.
Schnell wurde uns klar, dass das hier nicht einfach nur ein weiteres Festival ist. Statt Reizüberflutung erwartet uns ein Gelände, das Ruhe und Offenheit ausstrahlt. Genau dieser erholsame Vibe machte es uns von Anfang an leicht, sich auf die musikalische Entspannung einzulassen.
„Eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Picknick-Konzert, Straßenfest und Gartenparty liegt.“
Eine Oase mitten in Köln
Obwohl im Vorfeld Regen angekündigt war, überraschte uns das Wetter mit viel Sonne und nur wenigen Wolken. Die Open-Air-Bühne liegt unter riesigen, baumartigen Sonnenschirmen, die das Publikum vor der heißen Sonne schützen. Drumherum flattern kleine Fähnchen mit dem Logo des Even Flow im Wind – kleine Details, die zusammen mit dem atmosphärischen Setting des Tanzbrunnens eine Ruhe schaffen, die mitten in Köln besonders ist. Statt staubiger Moshpits und asphaltierten Wegen entsteht hier eine Atmosphäre, die irgendwo zwischen Picknick-Konzert, Straßenfest und Gartenparty liegt.
Nur wenige Schritte entfernt finden wir die Indoor-Stage, die an ein kleines Gasometer erinnert. Das dramatische, blaue Licht in der sonst dunklen Halle und die kühle Luft wirken wie ein bewusster Gegensatz zur Open-Air-Stage. Statt auf Wellenbrecher wird in der Halle auf Nähe gesetzt. Auch hier gibt es kein Gedränge. Stattdessen sitzt das gesamte Publikum oft auf dem Boden, ist ganz aufmerksam und lässt die verträumte Musik auf sich wirken.
So unterschiedlich sie auch sind – die beiden Bühnen setzen das Konzept auf gegensätzliche Weise perfekt um.


Entschleunigung an jeder Ecke
Was uns sofort auffällt: Auf dem Even Flow scheint die Musik mehr im Fokus zu stehen als der Exzess. Zwischen Freundesgruppen und jungen Familien mischen sich nämlich auch viele Einzelpersonen unter das Publikum. Alle Menschen finden hier ihren Platz, und es wird aufeinander geachtet. So hat man beispielsweise auch von den Sitzplätzen oder aus der letzten Reihe eine perfekte Sicht auf die Bühne.
Wer die Konzerte lieber für sich genießen oder kurz abschalten möchte, konnte schnell einen Platz auf den Wiesen finden. Da alles überschaubar und familiär wirkt, braucht man dabei nicht die Sorge zu haben, seine Gruppe zu verlieren. Wer mag, konnte außerdem das Gelände des Tanzbrunnens verlassen und eine Auszeit am Rhein oder im umliegenden Park nehmen.
„Ist das nicht genau die Wertschätzung, die Musiker*innen verdienen?“
Auch der Sound auf dem Gelände verdient Lob: Trotz angenehmer Lautstärke waren selbst leise Töne klar hörbar – besonders Acts mit akustischer Begleitung profitierten davon. Der fließende Wechsel zwischen Indoor- und Outdoor-Konzerten sorgte außerdem dafür, dass sich die Bühnen nicht gegenseitig störten. So bekam jeder Act die volle Aufmerksamkeit. Und ist das nicht genau die Wertschätzung, die Musiker*innen verdienen?
Das Konzept geht auf – auch musikalisch
Für viele sind große Headliner der Hauptgrund für den Ticketkauf. Dagegen haben wir auf dem Even Flow das Gefühl, ebenso gut blind zuschlagen zu können. Natürlich haben große Acts wie JOSÉ GONZÁLEZ oder FABER den Platz auf der Bühne bekommen, den sie verdienen. Unsere Highlights waren jedoch die Newcomer*innen, die mit ihrer gefühlvollen Musik immer und immer wieder für Gänsehaut-Momente gesorgt haben.
Singer/Songwriterin MEL D hielt mit ihrem akustischen Set gleich mehrere Überraschungen parat. Ob Songs a cappella oder punkige Elemente hier und da – ihr Konzert versetzte die Indoor-Stage in Ekstase. Im Gegensatz dazu war der Auftritt von JACOB ALON wie eine meditative Session am Lagerfeuer. Mit seiner sanft gehauchten, engelsgleichen Stimme und nur in Begleitung seiner Gitarre hat er auch die ein oder andere Person aus dem Team Picky in den Schlaf gesungen.
Was besonders hängen bleibt: Nicht nur das Publikum nimmt das Konzept an. Auch die Bands haben ihre Sets speziell auf das Even Flow abgestimmt und spielen Konzerte, die einmalig sind – ob in Ergänzung durch ein Streicherquartett oder ein Akustik-Set im Trio. So ist das Booking perfekt auf das Festival abgestimmt und liefert das, worauf man sich einstellt.


Und während JOSÉ GONZÁLEZ alleine mit Gitarre für den lautesten Applaus sorgte, haben es BLACK SEA DAHU trotz Zehn-Personen-Band geschafft, ganz nahbar zu sein. Es ist dadurch auch während der größten Shows gelungen, dass sich die Zuschauer*innen als Teil vom Ganzen fühlen.
Tagträumen auf der Silent Stage
Fast hätten wir sie übersehen: Die kleine Zeltbühne mitten auf der Wiese stellt sich als Oase der Entspannung heraus. Am Rand der Bühne holt man sich Kopfhörer, sucht sich dann einen Platz auf einer Picknickdecke oder im Gras, und versinkt direkt in der Musik. So lauscht man einem Konzert, das durch die Kopfhörer so klingt, als bekäme man sein ganz persönliches Konzert.
Das Konzept des Even Flow scheint sich hier in seiner reinsten Form zu zeigen: Einige schließen beim Zuhören die Augen, andere lassen die Gedanken schweifen oder spielen Karten – jede*r kommt auf eigene Weise in den Flow.

Weil hier vor allem Newcomer*innen spielen, wird die Bühne auch zur musikalischen Entdeckung: Die in Berlin lebende Indie-Künstlerin DITTY nimmt uns mit in ihre Lebensrealität und singt vom Aufwachsen in Indien. Während auf den anderen Bühnen laut mitgesungen wird, entstehen hier Momente, die still, intim und berührend sind. Ohne große Showeffekte oder Bühnenlicht steht allein die Musik im Mittelpunkt – und erfüllt damit das Festivalversprechen: Weniger Halligalli. Mehr Fokus.
Höhen und Tiefen – aber immer im Flow
Während der Samstag durch die vielfältigen Settings der Konzerte und das abwechslungsreiche Musikangebot die Motivation und das Interesse hochgehalten hat, hatte der Sonntag seine Längen. Vor allem am späten Nachmittag hätte man den Eindruck bekommen können, man schaut dasselbe Konzert mehrfach in Folge. Das Festivalgelände mit seinen Möglichkeiten zum Liegen und aus der Ferne Beobachten entschuldigt die zeitweise Monotonie des Line-ups aber voll. So ist es auch möglich, seine Energie bis zu den letzten Konzerten des Tages aufzusparen.


Für das Team Picky endete der Samstag mit dem Konzert von FABER. Dass sich sein tanzbarer Auftritt mit Blaskapelle nicht fehl am Platz anfühlt, überrascht uns positiv. Eher hat es einem eine letzte Möglichkeit gegeben, seine Energie voll rauszulassen und bereicherte so das sonst ruhige Line-up um tanzbare Abwechslung.
PHILINE SONNY schließt das Festivalwochenende mit einem Finale ab, das sich erst langsam, dann aber explosiv entladen hat. Während sie mit ruhigen Songs begann, hatte man fast das Gefühl, dass das Festival in einem Moshpit hätte enden können. Dieser unerwartete Abschluss hat das Wochenende auf perfekte Weise abgerundet.
Wir sind im Flow!
Das Even Flow ist ein Festival, das genau dadurch besonders wird, weil es sich eben nicht wie ein typisches Festival anfühlt – und diese Einzigartigkeit verdankt es vor allem dem Tanzbrunnen. Ohne die besondere Kulisse der Location, die großen Wiesen, die Nähe zum Wasser und die gelungene Mischung aus Indoor- und Outdoor-Bühnen wäre das Even Flow kaum so stimmig und atmosphärisch geworden.
Wer Musik nicht nur hören, sondern auch entdecken will, wer nach lautem Applaus auch mal entspannt in der Sonne liegen und tagträumen will, ist hier genau richtig. Schon bei seiner Premiere konnte das Festival eine eigene Community ansprechen – eine, die sich genau auf diesen Vibe einlassen will und kann.
„Wie ein Geheimtipp, von dem bisher nur wenige wissen.“
Und auch wir als Team Picky fühlen uns jetzt ein bisschen als Teil davon. Wie ein Geheimtipp, von dem bisher nur wenige wissen. Umso stolzer sind wir, Partner*innen der ersten Ausgabe gewesen zu sein.
Für’s Erste sagen wir: Danke, Even Flow!