Post-Dusk schwimmt in „Long Summer“ in einem Pool der Nostalgie

Post Dusk, Dream Pop

Kennst du das Gefühl, wenn dich nach einer großen Veränderung die Erinnerungen der Vergangenheit einholen? Wenn du auf einmal nicht ganz weißt, wohin mit dir? Du hast Glück, denn den Soundtrack dazu hat nun die australische Musikerin Post-Dusk veröffentlicht. Long Summer ist einer ihrer ersten Releases, doch trotzdem merkt man hier, wie der eigene Sound schon bis in die letzte Note perfektioniert wurde. Drei Minuten voller ausgefeiltem Dream Pop und bewegenden Lyrics, die gespannt machen auf das was folgt.

Der Moment, nachdem der Himmel in die buntesten Farben zerborsten ist; der Augenblick, in welchem man sich wieder vom Sonnenuntergang abwendet, weil es dunkler wird: So erklärt Ruby Smith den Künstlernamen und setzt damit auch das Grundgefühl für ihren verträumten Sound. Melancholie und Wehmut verschwimmen mit elektrisierenden Melodien, die einen an Bands wie Slowdive erinnern. Solch ein Dream-Poppiger Shoegaze lebt ja davon, in den Wolken zu schweben und sich in einem Meer aus Synthies zu verlieren. Doch der neu veröffentlichte Song der in Berlin lebenden Musikerin bewegt sich nun woanders hin – und das macht ihn so spannend.

Wenn man sich Long Summer anhört, merkt man dass der Weg diesmal nicht nach oben in den Wolkenhimmel führt, sondern eher auf den Boden der Tatsachen. Beziehungsweise den Boden eines leeren Pools. Im Musikvideo tanzt, rennt und sitzt Post-Dusk nachdenklich in dem pastellfarbenen Schwimmbad und reflektiert über das Vergangene. Der Umzug in die deutsche Hauptstadt entwurzelte die Musikerin mehr als sie erwartete und das folgende Gefühlschaos verpackt sie hier. Wie geht man mit Veränderung um, wenn man noch so sehr an der Welt hängt, die man hinter sich gelassen hat? Wie geht man weiter nach vorne, wenn der Kopf nicht anders kann als zurückzublicken?

I don’t know how I can tie it all together,

It only hits me when it’s all over,

You’re gone in the blink of an eye,

But it felt like forever

Das Genre des Shoegaze wurde nicht ohne Grund so benannt. Die Musik tendiert dazu verlegen wegzusehen, die oft sehr intimen Texte in hallende Sounds einzuhüllen und dies macht es ja auch so schön. Doch es ist genauso schön, eine Musikerin dabei zu beobachten, wie sie mehr aus sich herauskommt. Ruby zeigt uns nun mit Long Summer wozu ihre Stimme fähig ist, artikuliert genau was sie sagen möchte. Sie fängt an, die Lyrics teils in eine Art Sprechgesang auszudrücken, den beispielsweise Ellie Rowsell von Wolf Alice perfektioniert hat. Jeder Ton, jede Note auf dem Synthesizer wirkt richtig platziert und kreiert ein dreiminütiges Gesamtkunstwerk, welches durchdachter nicht sein könnte. Und das folgende Wortspiel tut mir jetzt schon leid, aber – Post-Dusk ist aus den Shoegaze Schuhen herausgewachsen.

Natürlich lässt man dabei nicht seine Vergangenheit komplett hinter sich, das drückt die Künstlerin auch durch ihre Texte aus. Jedoch nimmt sie die musikalischen Teile davon mit, in denen sie sich immer noch wiederfindet. Den Hall setzt sie nun ganz gezielt ein, er dient nicht zur Verschleierung sondern zum Kontrast. Damit ist Long Summer das Ergebnis der Arbeit einer besonderen Musikerin, die sich viel Zeit genommen hat ihren Sound zu definieren und perfektionieren. Ein Song, der emotional mitreißt, in Bewegung bringt – und hoffentlich zum Durchbruch führt.